Dienstag, 31. Dezember 2019


Am Silvesterabend - zünde dir eine Kerze an 
und lies:

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes..
  1. mehr Sport machen
  2. mit dem Rauchen aufhören
  3. abnehmen
  4. weniger Zeit am Handy verbringen
  5. mehr spenden
  6. öfter lächeln 
  7. mehr Zeit mit der Familie verbringen
  8. weniger Auto fahren
  9. mehr bewegen
  10. gesund essen
  11. dankbarer sein
  12. einmal zu Hause ausmisten.                  Amen.

Ein Abend voller Listen. 
Ein Abend voller Resümees und Rückblicke. 
Alle Verstorben werden aufgezählt 
aber nicht die Geborenen. 
Alle Katastrophen werden erinnert, 
aber nicht das Glück der Welt. 
Mache Listen des Glücks! 
Nicht Listen, die dich bedrängen. 
Nimm reihenweise Segen mit,
heute, am letzten Abend des Jahres 2019
mit der Jahreslosung: 
„Suche Frieden und jage ihm nach!“
Jage der Kraft nach, dem Gelingen, dem Guten.

Hier bei dir bin ich, Gott.  
Mit allem, was mich beschwert und beglückt, 
mit allem, was mich sorgen und und hoffen lässt. 
Den ganzen Wirrwarr meines Daseins bringe ich vor dich 
und wünsche mich, dass du mir nahe bist.
Gott! Sei jetzt da. Hier bei mir. 
Schenke mir einen Moment der Freiheit, 
um uns zu sammeln für das neue Jahr. Amen. 

(Augen zumachen und atmen)

Kyrie: Wenn Gott eine Liste machen würde - 
7 Baustellen die Gott für uns hat!
Was Gott uns so aufgibt
ist manchmal schon eine harte Nuss
schwer zu schaffen
und manchmal aber
vergessen wir es auch einfach nur…
7 Baustellen die Gott für uns hat:

  1. ein wunderhafter grüner Planet mit zarten Giganten und gigantisch Zartem, der meinen Schutz braucht und meine Leidenschaft
  2. mein eigenes Wollen und Können und Entscheiden, das frei ist wie ein Wolf und das ich jeden Morgen zähmen muss aus Liebe zu anderen
  3. meine Verbindungsfäden zu anderen Mensch, die leicht zerreißen können, wenn ich nicht achtgebe 
  4. das Kunstwerk, alles auf dieser Erde gerecht zu verteilen und dass ich mich nicht gewöhne, wenn andere zu wenig haben 
  5. dieses Terrarium voller flatternder Gefühle in meinem Bauch und in meinem Leben: Glück und Traurigkeit, Angst und Hoffnung; all meine Gefühle die gesehen und gewürdigt werden wollen
  6. die schräge, megaunübertreffliche sich ergänzende und doch mich immer wieder provozierende Vielfalt unter uns Menschen
  7. mein Ahnen, Wagen, Glauben an einen Gott, der  mich ohne Bedingung liebt, aber dessen Liebe immerzu neue Bedingungen schaffen will
7 Baustellen die Gott für mich hat
7 mal gibt er mir das Werkzeug in die Hand
7 mal kann ich es schaffen
und weil ichs nicht alleine schaffe, bete ich: 
Herr, erbarme dich.

(Augen zumachen und atmen)

Gloria: Wenn wir eine Liste machen
was Gott jeden Tag tut, jeden Tag!!
Gelobt sei Gott!
7 Bruchstücke von dem Glück das Gott gibt.
Er gibt es oft unscheinbar 
und doch insgesamt ganz gewaltig.
7 Bruchstücke von dem Glück, das Gott mir gibt:
  1. Sonnenaufgänge, Tautropfen und offene Wege
  2. Sonnenuntergänge, Sternenhimmel und Weite
  3. tanzende Vogelschwärme und die warme Haut
  4. Genüssliche Genüsse + den Geschmack von Süße
  5. jemand lächeln machen mit Mund oder Augen
  6. ein Bett haben wie eine nächtliche Höhle
  7. nicht alleine sein und Gottes stilles Dasein 
7 Bruchstücke von dem Glück das Gott gibt.
Gelobt sei Gott! 

(Augen zumachen und atmen)


Gute Worte:
Wenn man von einer Reise kommt,
dann ist da noch der Koffer.
Der muss ausgepackt werden.
Schmutzwäsche. Sonnencreme. Ausgelesene Bücher.
Die willst du nicht wieder mitnehmen 
bei deiner nächsten Reise.
Da soll - wenn es losgeht - der Koffer leer sein.
Darum ist auspacken und weglegen gut und wichtig.
Und wenn es dann auf eine neue Reise geht,
muss neu gepackt werden.
Niemand käme auf die Idee,
eine Tüte Angst hinein zu packen als Vorrat.
Oder eine Liste aller Befürchtungen
und Katastrophen der letzten 72 Jahre.
Für eine neue Reise in etwas Unbekanntes 
kann man gut brauchen:
Bestärkendes
Mutiges
Frohes
Kräfte.
Pack deinen Koffer packen für das neue Jahr!

Wenn es auf die Reise gehst, weißt du nicht, was kommt.
Wie das Jahr 2020 wird. Du weißt es nicht.
Aber für den Fall der Fälle und falls es dazu kommt, 
dass du auch nur einmal denkst:
Es ist unmöglich!
Ich bin zu müde!
Keiner liebt mich!
Ich kann es nicht!
Es lohnt sich nicht!
Ich habe Angst!    
Ich fühle mich allein!

Nimm Gottes gute Worte mit. Es sind Worte voll Kraft.





Und der Friede Gottes, der höher ist als deine Vernunft, der halte deinen Verstand wach und deine Hoffnung groß und stärke deine Liebe.

Mittwoch, 25. Dezember 2019

Weihnachtspredigt



Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. 
Menschenliebe. 
So heißt das Wort. 

Hört den Predigttext aus dem Titusbrief, Kapitel 3:
„Aber dann wurde die Freundlichkeit und Menschenliebe, unseres Befreiers sichtbar. 
Er rettete uns – nicht weil wir etwas geleistet hätten, womit wir seine Liebe verdienten, 
sondern aus lauter Güte. In seiner Barmherzigkeit hat er uns zu neuen Menschen gemacht, 
durch eine neue Geburt, die wie ein reinigendes Bad ist Das wirkte der Heilige Geist, 
den Gott uns durch unseren Retter Jesus Christus in reichem Maße geschenkt hat.“

Wusstest du das?
Also, ich meine,  dass du gerettet wurdest?
Ja du!
Gott ist nämlich kein „Schaukelstuhl-Gott“,
der gemütlich an einer Pfeife paffend 
oder Geschirr spülend mäßig interessiert,
als würde er das ARD-Morgenmagazin schauen,
die Schicksale der Menschen verfolgt.
Da bin ich absolut sicher!

Die Geschichte von Gott und den Menschen
erzählt immerzu davon, dass die Menschen sich nicht ganz sicher waren, 
ob Gott nicht manchmal das Interesse an ihnen verlor. 
Vor allem verloren sie aber das Interesse an ihm
und damit verschenkten sie den Zugang zur größten Kraft,
die ihnen zur Verfügung stand.

Und Gott?
Ließ sich immer wieder etwas Neues einfallen. 
Denn sein Interesse war immer da.
Spätestens die Weihnachtsgeschichte macht mich da ganz sicher: 
ich bin Gott nicht egal. 
du bist Gott nicht egal.


(Text lesen)



(Susanne Niemeyer: Mut ist... Kaffeetrinken mit der Angst, Freiburg 2018, S. 34f) 



Und er wurde Mensch und hat dich damit gerettet!
Wir, das können wir in diesem Brief lesen:

Und wir lesen: „Aber dann wurde die Freundlichkeit und Menschenliebe, 
unseres Befreiers sichtbar… 
Gott kam und wurde sichtbar. Darin wie Jesus lebte. Mit tiefer Menschenliebe. 
Und wir hier auf der Erde haben auf diese Freundlichkeit und Menschenliebe 
die Grundmauern unserer Gesellschaft gebaut. Das müssen wir festhalten! 
Die dürfen wir uns nicht ausreden lassen . Weder die Freundlichkeit zu jedermann 
noch die Menschenliebe, die immer, IMMER!, davon ausgeht, das der andere mir gutes will.  
Gott rettet unser Miteinander mit dem Beispiel seiner Menschenliebe. 

Und wir lesen: Er rettete uns „aus lauter Güte“….
- weil er sein Herz anrühren lässt. Ihn rührt es an, wie es dir geht. Immerzu. 
Das kann dich retten aus Selbstmitleid und Einsamkeit. Du kannst dich mit ihm 
an deinen Tisch setzen bei einem dampfenden Tee und einfach die Tränen 
fließen lassen oder mal so richtig wettern. Und dann stell dir die Güte vor 
und das wird sein, als hätte jemand 20 Steine aus deinem Rucksack genommen! 
So rettete Gott. Alltäglich.

Und wir lesen: In seiner Barmherzigkeit hat er uns zu neuen Menschen gemacht, 
durch eine neue Geburt, die wie ein reinigendes Bad ist…
Gott wurde Mensch und du gehörst zu Gottes neuen Menschen. 
Das mit Gottes Barmherzigkeit ist wie mit diesem Glitzerpulver zum Schminken. 
Wenn du es einmal an dir hast, kannst du wischen und rubbeln wie du willst. 
Es klebt ewig an dir dran. Noch drei Tage später funkelt etwas in deinen Haaren 
und dicht an deinem Auge. 
Und genauso offensichtlich klebt Gottes Barmherzigkeit an dir, 
hat Gott dich befähigt, dich von allem Alten nicht erdrücken zu lassen 
und es mal anders zu versuchen, nochmal zu versuchen, 
mit einer unbändigen Hoffnung, mit einer unerstickbaren Zuversicht.  

Darum sagen die Menschen „Retter“ zu ihm.
Weil er dich einmal gebadet hat
mit Menschenliebe, Güte und Barmherzigkeit.

Und das in dieser Welt.

Um sie zu retten. 

Amen.


Und der Friede Gottes, der höher ist als unsre Vernunft, 
der halte unsern Verstand wach und unsere Hoffnung groß 
und stärke unsre Liebe. Amen


Dienstag, 24. Dezember 2019

Wenn Gott kommt
vom Himmel 
zu uns
dann muss doch
der Himmel zu öffnen sein
dann muss doch der Himmel
nicht weit sein
Stell dir vor
der Himmel wäre gar kein ferner Ort
stell dir vor 
er wäre direkt gleich da hinten
oder hier
neben dir
Und Gott kommt
täglich 
mal eben vorbei
so wie er einfach
als Kind bei einer Frau im Arm lag
so wie er einfach
einmal als tröstende Hand in deinem Rücken lag
so wie er einfach
so oft als Kraft in dein Herz fährt
wenn du die Flügel hängen lässt
Du

Himmelsbote



Predigt zu Heiligabend 2019
(eigentlich predigen die Kinder mit ihren Krippenspielen)

Das Tor zum Himmel hat sich geöffnet,
ruft die kleine Emmy hier im Krippenspiel
und reißt ihre Arme vor Glück weit auseinander.
Was soll denn das heißen? 
Ein Kindlein ist euch geboren? Uns? Mir?
Was soll denn das heißen?
Ich meine, was heißt das was für mich persönlich? Heute!
Außer dass ich Hirte spielen darf und das Geschenkpapier aufreißen 
und mir Bratensaft von den Fingern lecken?

Es ist diese Geschichte, die uns anders hier weg gehen lässt, als wir kamen!  
Damals hat sich das Tor zum Himmel geöffnet.
Als irgendein junges Paar aus einem kleinen Dorf,
das zufällig nach Bethlehem  gekommen ist und dort ihr Kind bekommen 
und von irgendwelchen Hirten von einem Feld in der Nähe, 
die genau zufällig diese Höhle finden,
und drei Leute die auf der Suche sind,
die auch ausgerechnet dorthin kommen, besucht werden
und dass diese unbedeutenden Ereignisse, 
so gewaltig waren, dass der König Angst bekam 
vor diesem winzigen Kind
und Josef und Maria zufällig nicht nach Hause gingen, 
sondern sich einige Jahre in Ägypten versteckten.
In dieser Geschichte steckt der Himmel.
Alle Menschen in dieser Geschichte hätte nicht gewusst, 
was zu tun ist und wo sie hingehen müssen und warum das geschieht.
Alle diese Leute hätten nicht gewusst, 
dass Gott sich da mitten in ihre Arme hat plumpen lassen,
 hätte es nicht die Himmelboten gegeben. Engel nennen wir sie auch. 
Die waren da wie gute Geister, die für alle sorgten:
für Mutter und Kind und auch den Vater. Und diese Boten waren von Gott. 
Waren selbst ein Stück Himmel. Und das Kind, das war auch ein stück Himmel. 

Der Alltag der Leute war nach dieser Geschichte nicht weniger mühsam. Sie mussten 
schuften, hatten zu wenig Zeit für sich, es gab Flüchtlinge und Naturkatastrophen, es gab
 Streit und Gewalt.  Es gab Gier und Macht. Das war nicht anders als vorher.
Das ist nicht anders als heute. Aber irgendwas muss doch anders geworden sein. Sonst hätte 
doch niemand immer wieder diese Geschichte erzählt?? Sonst würde sich heute niemand 
deswegen aufmachen in eine Kirche…?

Ich glaube: in dieser Geschichte steckt der Himmel.
Denn diese Leute schuften und leben ihren Alltag danach 
mit einer anderen Haltung als zuvor. 
Mit einer anderen inneren Kraft als zuvor. 
Mit Hoffnung. Mit Stolz. Mit Liebe. 
Denn DAS ist mitten in ihre Arme gefallen:
Die Liebe Gottes. Unverhofft. Mitten im Alltag. 
Ein Gott, der mit anfasst, der den Alltag kennt.
Er kennt dich.
Dein Herz.
Er gibt dir ein Stück von seinem Himmel.
In dein Herz.
Der geht mit dir los und will die Welt verändern.
Mit dir. 
Das Kind, das geboren ist, heißt: 
„Gottes Liebe fällt dir manchmal einfach in die Arme.“
Das ändert alles. Amen.


Und der Friede Gottes, der höher ist, als unsere Vernunft, der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe. Amen.


Donnerstag, 19. Dezember 2019

Der prächtige Bart ist gut gekämmt. Seine Frau hat den guten Anzug heraus gelegt, dazu das beste weiße Hemd im Schrank und den Schlips für besondere Anlässe. Den blau-roten, den sie besonders mag. Die Sachen liegen bereit für den Reisenden. Er wird wie immer gut darin aussehen. Im Anzug hat er schon immer was hergemacht. Ihre Hand sucht leise seine Hand. Sie wissen noch nicht, wann es genau losgehen wird. Die Tüte mit den guten Sachen steht aber schon da. Mit Hand hat sie fein säuberlich darauf geschrieben „Für die letzte Reise“. Sein Atem geht zart. Bald geht es los.
(Bettina Schlauraff)


Mittwoch, 18. Dezember 2019

Eine alte Legende erzählt, dass Gott eines Tages die Schere erfunden hatte. Der schneidend klare und weise Mund der Geistkraft, die ihn immer begleitete, hatte ihn inspiriert zu einem Werkzeug das im Auf- und Zugehen Dinge trennen kann. Klare Schnitte. Und da es noch nicht so viel anderes gab und er sich sowieso ständig ausdehnte (Gott wusste gar nicht mehr wo sich eigentlich die anderen Enden von ihm befanden) da schnippelte er ein wenig an seinen ausgefransten Rändern herum. Winzige Schnipsel. Und als die da so lagen, bekam er eine unbändige Lust und erfand die Kreativität. Und das geschah damals in den Tagen der Schöpfung. 


zum Ausprobieren an jedem Morgen. rette deinen Tag!


Samstag, 14. Dezember 2019

Genau Deine Sprache

Für Hirten ist keine Nacht wie die andere. Im Grunde genommen sind alle Nächte schwarz. Wie das Fruchtfleisch den Kern einer Frucht umgibt, so umgibt sie und ihr winziges Feuer dichte Dunkelheit. Jede Nacht. Aber sie kennen viele Dunkelheiten. Matte Dunkelheit und triefende Dunkelheit und stickige Dunkelheit, wattige Dunkelheit und scharfe Dunkelheit, drückende Dunkelheit und drömmelnde Dunkelheit. Sie können die Nacht schmecken und kosten. Der Atemzug voll Duft nach Schaf, Gras und Erde. Der Geschmack salzig, trocken oder frostig. Und sie kennen sich aus mit Licht. Ein einziges Glühwürmchen kommt ihren Augen schon sehr lichtvoll vor. Einen Boten dagegen mit einer Laterne schluckt die Dunkelheit schon nach ein paar Schritten wieder und spuckt ihn ebenso unvermittelt wieder aus. Sie sind die Experten für Dunkelheit und Nacht. Für Fernab-sein und Einsamkeit. Sie kennen ihr Einsamkeit und sie kennen die Schatten. Sie haben so oft darauf gewartet, dass sie jede kleine Farbnuance am Himmel bemerken, die den Morgen ankündigt. Sie wissen, wie lange abends das Licht auf ihre Hände scheinen wird. Sie sind die ersten in dieser Nacht, die Gott es erfahren lässt. Die sich mit Abseits und Dunkel auskennen werden ins Licht gestellt. Die einsam und ohne Berührung sind, werden von zarten Engelsflügeln auf den Weg geschoben. Die rauh und abgehärtet sind, werden von einem einzigen winzigen Kind tief bewegt. Es war genau ihre Sprache. So ist Gott. 



Mittwoch, 11. Dezember 2019

Komplizen gesucht!






Als meine Großmutter starb, 
verlor mein Großvater die Farben. 
Seine ersten Bilder nach ihrem Tod waren blass, fast farblos. 
Meist Blumenbilder mit herabsegelnden Blütenblättern 
- zart wie heraus gerupfte Federn aus einem Flügel.
Als das Leben wieder zurück kam zu ihm 
und auch die Liebe, 
da kamen auch die Farben. 
Und die Weite. 
Die Wälder. 
Rapsgelbe Felder. 
Häuser mit roten Dächern.
Und das Meer. 

Samstag, 7. Dezember 2019

Predigt für den 2. Advent

Die Bibel sagt:
Und es werden Zeichen geschehen 
an Sonne und Mond und Sternen“
Sie sagt,
es gibt Zeichen.
Zeichen, dass Gott kommt.

Vielleicht jetzt im Advent
Vielleicht morgen am Frühstückstisch
Vielleicht in der Schulklasse wenn Pause ist
Vielleicht tief im Wald ohne uns
Vielleicht im Plenarsaal des Landtags
Vielleicht in einem anderen Land
Vielleicht bettelnd auf dem Boden sitzend
Vielleicht abends, 
wenn du müde in den Spiegel schaust

Zeichen Gottes.

Zeichen wie ein Stern am Himmel
wie ein Windböe
ein Sturm 
eine richtige Katastrophe
oder nur ein zarter Geruch

Die Bibel sagt:
„und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres,“

Sie erleben Dauerhitze und Starkregen,
Trockenheit, Feuer und Stürme.
Und sind sich nicht sicher…
Außer dass ihnen bange ist.
Sie hören Hetze und Gemeinheiten
und überlegen noch… 
ob sie davor verzagen sollen.
Sie sehen die Nachbarin einsam vor der Tür stehen und finden das auf jeden Fall ärgerlich und zögern noch…

sie 
oder besser 
wir ich du
hören sehen Zeichen jeden Tag
sie werfen Fragen auf
nach deinem Leben
nach deiner Lebenseinstellung
deinem Lebensstil
Angst machen nicht die Fragen
sondern die Antworten
unruhig machen nicht die Zeichen
sondern was sie von uns erwarten könnten

Die Bibel sagt:
„und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.“

Was ist das für eine Botschaft im Advent?
Es gibt genug in Hülle und Fülle
jeden Tag 
von diesen Themen
Von diesen Ängsten, dem Zagen, den Zeichen
oder Veränderungen 
Wankungen an den alten Weltbildern
Anfragen an das was sicher schien

Ich lese dir aber genau diesen Text im Advent,
weil
hier 
die Kraftspur liegt.
Im Advent und in diesen Worten.
In einer Bewegung die sich aufwärts bewegt:
Hirten, abseits stehend, frierend versunken,
erheben eines nachts ihre müden Rücken
blicken plötzlich auf Engel, Lichtgewalt und Gottesmenschen.





Ich lese dir genau diesen Text im Advent,
denn die Bibel sagt dir, heute, jetzt,
in allem diesen:

„Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann sieh auf und erhebe dein Haupt, weil sich deine Erlösung naht.“

Wie in der biblischen Heilung der gekrümmte Frau
sollen sich deine verzagte Meinung und
deine wankenden Sicherheiten
und die unsichere Seele aufrichten
Sollen erlöst werden aus 
Verkrümmung und gebeugt-sein 
und allem bange-gemacht-werden
Im Brausen und Wogen
sollst du, darfst du dich aufrichten
sollst du, darfst du Licht um Licht anzünden
eines und ein zweites
sollst den Kopf heben
denn nirgendwo wird Gott näher sein.
So steht es in der Bibel.
Zeichen sind Tore der Erlösung.
Zeichen sind Erinnerungen an eine Haltung, 
dass du
eingeladen bist
willkommen
angenommen
und nicht mehr gebeugt und gebückt
gehen musst
dass du ganze gerade
aufsehen kannst 
an ein Kreuz, das
einer überwunden hat 
für dich,
der deinen Geist stützt,
wenn ihm die Kraft fehlt
aufrechter zu sein als jetzt


Du sollst ruhig schon singen
„seht die gute Zeit ist nah
Gott kommt auf die Erde…“
Du sollst ruhig schonmal anfangen
zuerst das Rückgrat:
aufsehen
nicht mehr zagen
und zögern
Tun, was man tut, wenn die Erlösung nah ist
deine Tür aufmachen für die Frau von nebenan
den Tisch heute nur decken nur mit dem was not tut
noch ein Bäumchen pflanzen
auch hinaus gehen über deine Schwelle
„Mag sein, dass der jüngste Tag morgen anbricht,“ sagt Dietrich Bonhoeffer“, dann wollen wir gerne die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht.“

Wir sagen euch an den lieben Advent 
Sehet, die zweite Kerze brennt! 
Wir sagen euch an eine heilige Zeit 
Machet dem Herrn den Weg bereit! 
So nehmet euch eins um das andere an, 
Wie auch der Herr an uns getan! 

Nun tragt eurer Güte hellen Schein 
Weit in die dunkle Welt hinein 

Gott selber wird kommen, er zögert nicht 
Auf, auf, ihr Herzen, werdet licht 

Freut euch, ihr Christen! Freuet euch sehr 
Schon ist nahe der Herr

„Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: wenn sie jetzt ausschlagen und ihr seht es, so wisst ihr selber, dass der Sommer schon nahe ist. So auch ihr: Wenn ihr seht, dass dies alles geschieht, so wisst, dass das Reich Gottes nahe ist.  Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.“
„Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann sieh auf und erhebe dein Haupt, weil sich deine Erlösung naht.“ Amen.


Und der Friede Gottes, der höher ist, als unsere Vernunft, der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe. Amen.



.... Gott gibt sich in Deine Hände...

 Predigt über "Geistwasser"  im Universitätsgottesdienst der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Rahmen der Predigtreihe...