Samstag, 26. Mai 2018

Sonnenaufgang
die beiden Alten
nehmen Abschied
ein letzter Blick in die Augen
der letzte Atemzug 
bald kommen 
Kinder
Enkel
Urenkel
nehmen noch einmal 
seine kalte Hand
kleiden ihn 
in seinen schönsten Anzug
die Kleinsten sammeln Blumen in Garten
Als die Sonne untergeht 
stehen sie still
singen
beten
segnen
erzählen
Eine 
erzählt einen Traum
von letzter Nacht
wie Großvater 
der im echten Leben 
weder laufen noch sprechen konnte
sie an die Hand nahm
mit ihr hinaus ging
und sagte ihm ginge es gut
sie nicken beruhigt und
betten ihn 
in den weiß ausgeschlagenen Sarg
die Liebsten tragen ihn durch die Tür
durch die alle Urahne getragen wurden
Als der Wagen 
im letzten Licht 
das Dorf verlässt
als die Glocken läuten
sagt der Kleinste
es sei nicht schlimm
der Opa führe lediglich 
in den Himmel
dort sei es ja schön
und sie nicken

getröstet



Predigt zu Trinitatis 
und einer Goldenen Konfirmation
mit dem Epheserbrief.

GERTRUD SAGT: „Watt?“

Gertrud Radenbüttel wachte mit einem Schlag auf. Es war der Tag vor ihrem 64. Geburtstag. Es war noch dunkel und sie fuhr hastig hoch. „Gepriesen sei unser Gott, der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus!“ erklang es. Gertrud machte große Augen. „Watt?“, sagte sie fassungslos. „Ham Sie sich verirrt?“ Der Mann mit dem Heiligenschein schüttelte den Kopf: „Lesung aus dem Epheserbrief:…“ „Watt?“, unterbrach ihn Gertrud. „Epheserbrief.“, sagte der Mann, der am Fenster stand und ein wenig mit einem alten dicken Buch herumzirkelte, damit etwas vom Licht der Straßenlaterne auf die Seite fiel, die er vorlesen wollte. Missbilligend schaute er sie über seine altmodische Brille an. „Ich wusste, dass das keine gute Idee ist.“, setzte er leise fort. „Was für eine Idee? Was tun Sie hier?“ Gertrud schien langsam die Fassung wieder zu erlangen. Der Mann am Fenster holte betont mühsam Luft: „Gott hat gesagt…“ „Watt? Wieso Gott?“ Der Mann verdrehte die Augen. „Na Gott: Gott, Vater. Gott vom Himmel. Wissen Sie nicht mehr? 1968! Konfirmation… Befiehl du deine Wege…. Der Herr, ist mein Hirte…. 10 Gebote… Vaterunser…“ „Jaja.“, unterbrach sie ihn. „Ich weiß wer Gott ist.“, sie stockte, „naja, ist schon ne ganze Weile her….“ „Eben!“, triumphierte der Mann am Fenster: „Lesung aus dem Epheser…“ „Aber wieso?“, rief Gertrud dazwischen. „Ich verstehe nicht…“ „Oh man!“ - der Heiligenschein-Mann biss sich auf die Lippen. „Früher haben die nicht so viel diskutiert!“, murmelte er. „Da hab ich mein Zeug gesagt und Maria sagte ‚Ok' und Josef sagte ‚naklar‘… man ey!.. Das ist ein neues Projekt hier. Gott will….“ Gertrud klappte den Mund auf, beherrschte sich aber, der Mann warf ihr einen Blick zu und fuhrt fort. „Das hier kommt von Gott und Sie sollen einfach nur zuhören. Lesung aus dem Epheserbrief, Kapitel 1: „Gepriesen sei unser Gott, der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Denn durch Christus hat er uns Anteil gegeben an der Fülle der Gaben seines Geistes in der himmlischen Welt.“ „Man,“, nörgelte Gertrud, „habt ihr immer noch keine bessere Sprache gefunden? Das klingt ja noch genauso verkorkst wie vor 50 Jahren. Ich hab´s damals schon nicht wirklich verstanden.“ Der Mann verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein, seufzte. „Ja. Keine Ahnung. Ich merke das gar nicht mehr. Ich höre das jeden Tag.“ „Mein lieber Herr Gesangsverein…!“ platzte es aus Gertrud heraus. Gertrud Radenbüttel ist eine sehr resolute Frau. Sie hat 40 Jahre die Buchhaltung bei HKS gemacht, gleich neben der Hauptpost. Bei ihr musste alles passen. Das hier passt irgendwie nicht. Sie merkt auch, dass es wirklich schon eine Weile her ist, dass sie damit zu tun hatte. Mit Kirche. Mit einer Bibel. War irgendwie liegen geblieben im Laufe der Zeit. Vielleicht hat es nie gepasst.
„Na dann machen Sie mal.“, sagte sie entschlossen und faltete die Hände auf der Bettdecke. Der Mann am Fenster räusperte sich, hob das alte Buch in den Lichtschein und setzte fort: „Denn durch Christus hat er uns Anteil gegeben an der Fülle der Gaben seines Geistes in der himmlischen Welt.“ „Watt??“, rutschte es Gertrud raus. Mit hochgezogenen Augenbrauen und etwas rötlich angelaufen und deutlich lauter als eben setzt er fort: „Schon bevor er die Welt erschuf, hat er uns vor Augen gehabt als Menschen, die zu Christus gehören;…“ „Schön.“, sagte Gertrud plötzlich und winkte beschwichtigend mit den Händen. Noch eine winzige Spur lauter kam es aus der Ecke: „In ihm hat er uns dazu erwählt, dass wir heilig und fehlerlos vor ihm stehen. Aus Liebe hat er uns dazu bestimmt, seine Söhne und Töchter zu werden – durch Jesus Christus und im Blick auf ihn. Das war sein Wille und so gefiel es ihm, damit der Lobpreis seiner Herrlichkeit erklingt: der Lobpreis der Gnade, die er uns erwiesen hat durch Jesus Christus, seinen geliebten Sohn. Durch dessen Blut sind wir erlöst: Unsere ganze Schuld ist uns vergeben. So zeigte Gott uns den Reichtum seiner Gnade. In seiner überströmenden Güte schenkte er uns Einsicht und ließ uns seine Wege erkennen. Er hielt sein Geheimnis vor allen verborgen; niemand erfuhr etwas von seinem Plan, den er durch Christus ausführen wollte.“ Der Heiligenschein wankte schon, so hatte er sich in Begeisterung geredet, er sah kurz auf, weil es so still geworden war. Gertrud Radenbüttel saß still mit gefalteten Händen in ihrem lila geblümten Nachthemd in ihrem Bett und lauschte mit geschlossenen Augen. „Uns aber hat er bekannt gemacht, wie er nach seiner Absicht die Zeiten zur Erfüllung bringt: Alles im Himmel und auf der Erde wollte er zur Einheit zusammenführen unter Christus als dem Haupt. Durch Christus haben wir Anteil bekommen am künftigen Heil. Dazu hat Gott uns von Anfang an bestimmt nach seinem Plan und Willen – er, der alle Dinge bewirkt. Denn ein Lobpreis seiner Herrlichkeit sollen wir sein – wir alle, die wir durch Christus von Hoffnung erfüllt sind! Durch Christus hat Gott auch euch sein Siegel aufgedrückt: Er hat euch den Heiligen Geist gegeben, den er den Seinen versprochen hatte – nachdem ihr zuvor das Wort der Wahrheit gehört hattet, die Gute Nachricht, die euch die Rettung bringt, und ihr zum Glauben gekommen seid. Dieser Geist ist das Angeld dafür, dass wir auch alles andere erhalten, alles, was Gott uns versprochen hat. Gott will uns die Erlösung schenken, das endgültige, volle Heil – und das alles wird geschehen zum Lobpreis seiner Herrlichkeit.“ Es war still. „Sie sagen gar nicht mehr „Watt!?!“ „Ich finde das passt nicht.“ „Wie passt nicht?“ „Kann man das nicht so sagen, dass es die Leute besser verstehen?“ „Wie denn?“
„Na wieso sagen Sie nicht einfach:
Hach, Gott, das Herz läuft mir über,
weil ich dich habe, weil du mein Gott bist.
…..
Als du damals Jesus warst,
hast du uns erzählt, wie eng wir zu dir gehören
und wie verbunden wir mit dir in unserem Geist sind.
….
Dass du mich mich schon länger kennst,
als ich da bin, das berührt mich tief.
Du hast schon immer gewusst,
dass ich wunderbar ganz und heil werden kann,
wenn nicht komplett hier, dann doch irgendwann mal bei dir.
Das ist wie ein Ausgegangen-sein von dir,
väterlich, mütterlich, schlicht geborgen.
Wir hängen zusammen, wir zwei.
….
Du hast es so gewollt.
Du wolltest, dass dich die Menschen erkennen können,
dass du sichtbar wirst in jedem, der verbunden ist mit dir.
….
Als du damals Jesus warst
hast du alle Ausweglosigkeit von uns abfallen lassen
und hast uns gewiss gemacht
…..
und nun wissen wir,
dass wir dir gefallen ohne Mühe,
nur schon in unserem Sehnen.
….
Dein Herz schlägt für uns.
Darum gibst du uns Gedanken ein
und Worte und Ideen und weite Blicke.
Lange haben die Menschen das nicht begreifen können,
du schienst so fern und ungreifbar.
…..
Und weil du damals Jesus warst
wächst unser Verstehen,
was du meinst mit dieser Welt und mit uns
und wie es werden soll, „einig“ nämlich.
…..
Und weil du damals Jesus warst,
stecken wir da mit drin, in dieser Geschichte,
die versöhnen und zusammen bringen soll.
Das war dein Plan.
Dass wir Hoffnung und frohe Erwartung ausstrahlen
und die Welt überwältigen damit.
……
Wie ….
als wären wir …..
….ein Brief für die Welt, hast du uns losgeschickt
- gesiegelt mit Erfahrungen deiner Liebe,
gefüllt mit deinen Herzensworten und Mutworten
und auch deinem Plan für das Leben.
…….
Und wie
als du damals Jesus warst,
bist du jetzt in jedem Gedanken
und jedem Wort,
bist dazwischen,
bist angedeutet
und bist Hoffnungsaugenblick…
…..
nur sehnsuchtszart - und das wiegt schon gewaltig.
Hach, Gott, und darum läuft mir das Herz über,
weil ich dich habe, weil du mein Gott bist.“
„Watt?“ kam es leise vom Fenster. Der Mann mit dem Heiligenschein schluckte. „Ich dachte, sie haben seit 50 Jahren nicht mehr so mit Gott….“ Gertrud schluckte. „Das dachte ich auch“, erwiderte sie leise, „er war scheinbar noch da. “

- Stille -

„Amen!“, sagte der am Fenster.

Und der Friede Gottes, der stärker ist, als unsere Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen



Montag, 21. Mai 2018

Was wirst du in den Taschen tragen
Wenn jetzt gleich der Kuckuck schreit
Freiheit
oder Staub
Gelächter
oder Seifenblasen 
zarte Worte
oder Unmutsrunzeln
Wolkenaugen
oder Mutterblicke
Wenn jetzt gleich der Kuckuck schreit

leer sind deine Taschen nie



Rauh gleitet der Stoff durch Theas Hände. Es sind die alten Leinentücher ihrer Aussteuer. Sie wären perfekt. Dann  gibt sie sich einen Ruck. Sie hat sie 49 Jahre nicht gebraucht. Nun dürfen sie eine ganz andere Aufgabe übernehmen. Thea faltet die Tücher, misst ab und murmelt vor sich hin. Tage später hat sie alles miteinander vernäht. Stabile Doppelnähte hinein versenkt. Das Tuch ist fest wie das Segel eines riesigen Meereskreuzers. Damit könnte sie bis an den Horizont segeln. Wo der Himmel beginnt. Sie hat Schlaufen hinein genäht und an einer Stelle kann man dicke Holzstangen hinein schieben. Sie schraubt und dreht. Es soll hoch aufgehängt werden, wenn es fertig ist. Tagelang dauern die Vorbereitungen. Als alles fertig ist, bittet sie die kranke Mutter im Heim um Vergebung, räumt deren alte Stube aus und hängt das große Tuch an die breite Wand. Sie polstert den Boden mit Folien. Den Mann schickt sie aus dem Haus. Dann zündet sie die Osterkerze an und betet. Dass alles gut geht. Dass sie das schafft mit ihren 73 Jahren. Heute muss sie es in einem Ruck bewältigen. Die Farben sind gemischt. Die Silhouette ist vorgezeichnet. In großen Bewegungen trägt sie die Farbe auf. Rollt. Tupft. Streicht. Klettert auf die Leiter. Kniet am Boden. 
Von morgens um acht bis abends um acht. Dann bindet sie die Schürze ab und holt den Mann. Der ist sprachlos. Dann holt sie den Pfarrer. Der weint. Schon immer hat Thea Bilder für die Aktionen in der Gemeinde gemalt. Mit diesem ist alles anders. Gott hat sie getragen durch dieses Bild. Sie hat alles hinein gegeben. Ihre ganze Aussteuer. Vielleicht hilft es. Seit 8 Jahren trägt ihr Mann den Krebs mit sich. Er ist ihre zweite Hälfte. So verbunden sind sie beide. Gemalt hat sie Bartimäus. Jesus hat ihn geheilt. Sie hat seinen staunenden Blick gemalt, als Jesus ihn gesund werden lässt. Auf zwei mal zwei Meter. 4 Quadratmeter Staunen über Gott. Nur kurz später wird alles schlimmer mit ihrem Mann. Eine Stunde lang erzählt sie mir wie dieses Bild entstand. Das Bild des Geheilten. Eine Stunde in der ihr Mann nicht stirbt. In der Dämmerung sitze ich an ihrem Klappbett auf der Palliativstation. Neben uns atmet Hinrich schwer. Er ist schon auf dem Weg. Sein Segel ist gespannt. Lass sein Gesicht voll Staunen sein, bete ich mit ihr, wenn er bald selbst die heilsame Nähe Gottes sieht.




Samstag, 19. Mai 2018

Eine hoffentlich leicht verständliche und anschauliche Predigt 
für Pfingstgottesdienste mit Erwachsenen und Kindern 

Liebe Gemeinde:
so feiern wir es eigentlich jedes Jahr: 
Pfingsten als Geburtstag der Kirche, als Erinnerungstag, dafür, wie es einmal los ging mit der Kirche, mit den Christen. Zu einem Geburtstag gehören natürlich Geschenke. Denn Gott hat den Menschen etwas geschenkt, so sagt man über diesen Tag. Ein Geschenk, dass uns hilft, Gemeinschaft zu sein. Ein Geschenk von Gott…. ...für uns hier.
(Ein Geschenk liegt auf dem Altar-.
Das Geschenk Gottes an uns Menschen zu Pfingsten. 
(Der Karton wird geöffnet, darin befindet sich: „Geist“)

Das sagt man auch noch zu Pfingsten. Es sei das Fest der Ausgießung des Hl. Geistes -  wie in der Geschichte, die die Jünger nach Jesu Tod erlebt haben und als sie die Kraft fanden - oder bekamen - endlich heraus zu kommen aus ihrer Enge, aus ihren verschlossenen Räumen, aus ihren Ängsten, ihrer Zurückhaltung und Mutlosigkeit. Als endlich ihr Leben nicht mehr zerrissen war und der Weg vor ihnen sichtbar. Das alles - so erzählten sie, passierte mit ihnen, als sie den HL. Geist empfingen. Als sie ihn spürten. Als sie plötzlich wussten, er ist da, in ihnen.

Der Geist Gottes, den Gott uns schenkt ist etwas ganz besonderes und gewöhnliches zugleich. Es handelt sich hierbei nicht um etwas sichtbares, wie ein Gläschen Himbeergeist. Es handelt sich nicht um eine Mode, eine geistige Strömung, um den Kulturgeist oder unseren Intellekt als solchen - unseren Geist. Es ist kein Wesen aus der Gruselwelt...  es ist vielleicht soetwas naja….wie ein innerliches Ahnen… eine Schaltung in unserer Seele, die uns Dinge sehen lässt, tun lässt, sagen lässt…  äußerlich ist dieser Geist eigentlich nicht zu beschreiben.

In jedem Gottesdienst hören wir davon, von Vater, Sohn und Hl. Geist... aber was wir damit meinen? Und dabei scheint es sich ja um etwas Wichtiges zu handeln. Er wird als großes Geschenk von Jesus angekündigt, als Trost dafür, dass er selber nicht mehr da ist und als eine wirkliche Stärkung für jeden. Eine junge Frau in einem Taufunterricht fragte mich einmal: „Muss ich den denn irgendwie besonders spüren, den Geist? Ich weiß nicht - also so richtig spüre ich jetzt nichts ungewöhnliches. Habe ich da was verpasst oder falsch gemacht?“ Wir haben dann darüber gesprochen, wann wir denn GOTT in unserem Leben spüren. Da fiel uns einiges ein: Mut bekommen in einer beengenden Situation; Trost spenden können in einem sehr traurigen Moment; Liebe zeigen dürfen, als einer es brauchte; eine Entscheidung treffen vermögen in einer fragenaufwerfenden Stunde. „DA warst du vielleicht vom Geist berührt.“ sagte ich ihr. 

... dass heißt äußerlich können wir kaum beschreiben, was passiert, wenn der Geist Gottes in uns wirkt, aber innerlich, aber im Ergebnis.... 

Der Geist Gottes ist etwas, das uns bestärken kann 
(eine Faust… hängt hinter dem „Geist“ am Faden..)
Gottes Geist war da, wenn wir unvorhergesehen Kraft bekommen haben. Wenn wir Müdigkeit oder Mutlosigkeit oder Zerschlagenheit hinter uns lassen konnten und wieder anfangen, weiter gehen, etwas tun konnten.

Gottes Geist schenkt uns Hoffnung. 
(ein Smiley… hängt hinter der Faust am Faden..)
Dann, wenn wir uns als gering erachten, wenn wir beinahe resignieren oder voll Neid auf das schauen, was andere erreicht haben, wenn wir vor Ausweglosigkeiten stehen und dieses überwinden. Wenn uns plötzlich Hoffnung in den Schoß fällt, dann hat uns Gottes Geist berührt. 

Es gibt Momente, da werden wir plötzlich aufmerksam auf die Not eines anderen und überwinden uns auch, für ihn etwas zu tun. 
(zwei Herzen… hängen hinter dem „Smiley“ am Faden..)
Das ist der Geist der Liebe, der uns hilft, aufeinander zu achten und zuzugehen, einander zu trösten, treu zu sein und verlässlich. Eine freundliche Karte schreiben, die Hand drücken, in den Arm nehmen, für jemanden beten. Dann hat uns der Geist der Liebe erwischt.
Dann gibt es eine Weite im Geist vieler Christen, denen ich begegne, von dem, was sie selber haben, anderen weiterzugeben. Sie sind getragen vom Geist des Teilens - von Freud und Leid. Weitergeben, was Not tut und von der guten Botschaft Gottes.

Viele viele Weisen Gottes uns mit seinem Geist zu berühren gibt es noch. Ein letzter ist mir besonders sympathisch. Er hat gar keinen Namen. Er hat ein Clownsgesicht. 
(ein Clown… hängt hinter den Herzen am Faden..)
Aus der Sicht von Menschen, die nicht mit Gott in Begegnung gekommen sind, sind Christen oft leichtsinnig oder gar verrückt in ihrer Hoffnung, ihrer Selbsthingabe... diese Verrücktheit, die der Geist mit uns macht, die möchte ich besonders festhalten. Es ist auch plötzlich Freude, die in mir hochkommt.... nicht erklärbare Lebensliebe. 
Paulus sagt, dass der Geist Gottes manchmal nicht ohne weiteres verstanden wird. Dass wir manchmal nicht verstanden werden, wenn wir im Geist GOttes handeln. Denn Gottes Geist ist nicht planbar, beschreibbar, hält sich nicht an Konventionen und kann auch mal ganz verrückte Ideen in uns auslösen. 
Aber er hilft uns, die Welt zusammen zu halten, sie mit Liebe zu füllen und für Gerechtigkeit zu leben. 
Er hilft uns persönlich das Leben zu bestehen 
und Gott zu spüren auf unseren Wegen.

Psalm vom Beginn des Gottesdienstes nochmal gelesen:
Gottes Geist
Schenkt uns die Freude am Leben,
die Kraft zum Lachen
und die Begeisterung über die Vielfalt
aller Dinge auf dieser Welt.

Gottes Geist ist ausgegossen über uns.
Ich kann diesen Geist spüren,
wenn ich meine Sinne öffne.

Gottes Geist ist ausgegossen über uns.
Ich kann Belastendes ertragen,
wenn ich es nicht ändern kann.

Gottes Geist ist ausgegossen über uns.
Ich kann zu anderen hingehen,
wenn ich von meiner Liebe abgeben will.

Gottes Geist ist ausgegossen über uns.
Ich kann mich umwenden
Und mein Leben neu gestalten.

Gottes Geist ist ausgegossen über uns.
Ich kann neue Hoffnung schöpfen.
Denn Gottes Geist ist ausgegossen über mir. Amen.


Und der Friede Gottes, welcher höher ist, als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.


Mittwoch, 9. Mai 2018

Weißt du, wo der Himmel ist? 


Es heißt, der Himmel sei ein Ort des Friedens. Es heißt, dort wären alle Menschen, die gestorben sind und die du hier vermisst. Es heißt, Jesus sei da und Gott persönlich. Viele fragen sich, wo man diesen Himmel finden kann. Die Wissenschaftler beteuern, dass er in ihrem Himmel nicht sei. In dem Himmel mit Flugzeugen, Drohnen und Raketen, Schwalben, Maikäfern und Wildbienen. Dabei hat er so ein schönes Blau. Und er hätte auch die entsprechend Weite. Aber du musst ja nur in die Bibel schauen. Jesus selbst hat dazu eine klare Ortsangabe gemacht. Nicht zu verfehlen. Der Himmel, so sagt er, „ist mitten unter euch“. Dann wäre der Himmel nichts mehr, was noch kommt? Dann wäre neben Baisertorte (die wirklich himmlisch ist) auch dein Nachbar der Himmel und Putin und das Bildungskonzept der Regierung und auch der Giersch, der die Beete überwuchert, wäre der Himmel? Das alles kommt einem manchmal so gar nicht himmlisch vor. Das kann nicht der ganze Himmel sein. Jesus spricht doch davon, dass der Himmel erst angefangen hat. Begonnen. Im Werden ist. Wie ein Schweif, der in Bewegung ist. Und Gottes Himmel wäre so wie der Himmel, den du sehen kannst, der blaue. Gleichzeitig unendlich und nah. Er beginnt direkt an deiner Haut und geht bis zu den Sternen. Niemals kann man den ganzen Himmel mit einmal sehen. Immer nur stückweise. Dass Gott im Himmel ist, hieße dann: nicht wo der Himmel ist, da ist Gott. Sondern wo Gott ist, da wäre der Himmel. Dann gäbe es gar kein Tor und keinen Wolkenfahrstuhl in eine total andere Welt. Dann müsstest du nicht irgendwo hin, um zu Gott zu kommen. Was für eine Grenzüberschreitung! Ein Himmel ohne Tor. Direkt neben deiner Haut. Jesus sagt: in deiner Mitte. Und selbst dieser Himmel, sagt Jesus, ist erst der Anfang. Das ist nur der Schweif eines Himmels, der noch kommt. Bleib auf seiner Spur. Entdecke die Stücke. Vielleicht in deinem Nachbarn. Vielleicht in deinem Blumenbeet. Mit Sicherheit mitten in dir. Eine gute Spurensuche wünsche ich Dir.



.... Gott gibt sich in Deine Hände...

 Predigt über "Geistwasser"  im Universitätsgottesdienst der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Rahmen der Predigtreihe...