Montag, 25. Dezember 2023

...vom Rettungsgeschichtne erzählen...

 Predigt zu Weihnachten 2023

Manchmal beginnt Dein Tag 

und die Welt ist komplett gegen Dich, denkst Du.

Manchmal wird es eng im Leben. Engatmig

Körperlich. Gefühlsmäßig. 

In deinem Kopf.

Einsamkeit kommt oder alter Kummer.

Unzufriedenheit oder finanzielle Not.

Manchmal sind es die anderen

die dich traurig machen

oder müde. Weltmüde.

Dinge, die mir vielleicht ganz klein vorkommen würden

aber für dich ganz groß sind.

Manchmal beginnt ein Tag und diese Welt,

so scheints, tickt nicht mehr richtig.

Für manche ändert auch Weihnachten nichts daran.

Das sind nur etwas schöner verpackte Tage, sagen sie.


War da nicht ein lichtvolle Botschaft?





Manchmal wüsstest Du gerne sicher,

dass Du Dich befreien könntest

von dem, was Dich gerade schwer macht

oder was gerade stört,

was Du schon kommen siehst,

was gerade nicht rund läuft,

bei Dir oder in dieser Welt.

Was Dir ständig Kraft zieht.

Was Du immer weg drückst in deinen Gefühlen.

Was immer dazwischen kommt.

Was Dir durch die Finger rinnt.


War da nicht eine lichtvollem Botschaft?

Würde die etwas daran ändern?


Einmal waren welche, die hatten Geschichten.

Auch ihre Tage begannen oft so, dass das Leben schon

morgens wie schwere Gewichte an den Augenlidern hing

und sie bekamen große Sehnsucht tief aufzuatmen

bis diese Brocken auf der Brust zerbrechen würden 

und weg flögen und sie frei wären.


Sie hörten sich sich gegenseitig zu,

das machte es besser, aber es half noch nicht.

Sie klopften sich auf die Schultern,

das machte es besser, aber es half noch nicht.

Sie ignorierten alles und zogen ihren Tag eisern durch,

das machte es besser, aber es half noch nicht.

Sie tranken zwei Flaschen Wein,

aber das half noch nicht.

Sie brüllten jemanden an,

aber das half auch nicht.


Eines aber half.

Einer unter ihnen 

meldete sich still.

Er hatte eine Geschichte.

Sie war echt.

Sie erzählte von Befreiung.

Von einem Jungen namens Mose, 

dessen Tag begann und die Welt war gegen ihn.

Es sollte sehr eng werden an diesem Tag.

Mit seinem Leben.

Es sollte ihm schwer werden.

Scheinbar war sein Ende unumgänglich.

Und dann geschahen unvorhersehbare Dinge.

Menschen mit Hoffnung und Mut im Herzen,

Menschen mit dem Gespür für Gerechtigkeit und Würde 

kippten den Tag in eine ganz andere Richtung.

Gott kippte diesen Tag in eine ganz andere Richtung.


Und so musste Mose, der gerade geboren war 

und noch nichtmal einen Namen hatte, nicht ertrinken, 

wie die anderen jüdischen neugeborenen Jungen. 

Seine Mutter flocht ihm ein Boot der Hoffnung.

Seine Schwester blieb nahe.

Eine fremde Frau nahm ihn zu sich.

Er überlebte und er wurde zum Retter für sein Volk.

Die Liebe von Menschen hat ihn gerettet. 

Menschen retteten ihn an diesem Tag und Gott.

Menschen retteten ihn, 

deren Hoffnung stärker war als ihre Angst.

Sie retteten ihn, 

weil sie aus ihrer Hoffnung heraus dachte und taten.


Und ich stelle mir vor,

wie sie heute in einem Keller in Tel Aviv oder in einem Keller in Gaza oder Bachmut, oder da, wo Menschen in Angst vielleicht nur in einem Zimmer zu Hause sitzen,

sich immer noch Geschichten von  Befreiung erzählen, vom Überleben, 

und sogar von der Liebe und der Hoffnung

und davon, dass Errettung real ist, 

um daran zu glauben.

Und alleine der Gedanke hat ungeheure Kraft.

Und ich wünschte, dass sie es tun und es ihnen durch den Moment hilft.


Vielmal saßen sie so in der Geschichte dieser Welt

in Keller und einsamen Zimmern

und erzählten von diesem anderen Kind, das in einem zugigen kalten Loch zur Welt kam, dessen König alle Knaben töten lassen wollte und das nach Ägypten floh und überlebte und einmal der Retter der Welt wurde.


Die Weisen sogar, so heißt es, gingen dem König aus dem Weg.

Wählten statt Angst und Gehorsam die Hoffnung und verrieten hin nicht.

Auch das Kind Jesus wurde durch Liebe gerettet. 

Und durch Gott. 

Aber vielleicht sind das gar nicht so unterschiedliche Sachen.


Die Menschen um das Baby Mose und das Baby Jesus 

hatten  in dem Moment keine Ahnung, was ihre Liebe da bewegt hat, dass aus diesen beiden Kindern einmal Retterfiguren werden würden.                                                                           Als wäre ihre eigene kleine Hoffnung wie ein Funke in eine Feuerschnur gelegt worden. 

 

Die Bibel erzählt Hoffnungsgeschichten, 

Rettungs- und Überlebensgeschichten. 

Sie zu erzählen ist emotionaler und spiritueller Widerstand.

Sie auf das eigene Leben zu beziehen und an Überlebenkönnen zu glauben,

ist eine ungeheure Urkraft.

Was, wenn auch in meinem Leben

Befreiung möglich wäre, so wie in diesen Geschichten.

Wenn ich sie für möglich halten würde.

Wenn ich denken könnte, die Dinge können sich noch ändern.

Sogar für mich oder sogar für diese Welt.  

Auch wenn morgens manchmal alles anders aussieht.

Was wenn ICH anfange, einen Unterschied zu machen

und auf die Hoffnung setze, 

nicht auf die Angst oder die Enttäuschung. 

Was, wenn Weihnachten doch einen Unterschied macht.

 

Für jeden Morgen, für den Dornwald und für Kellertiefstimmung

sollst Du Dich erinnern:


Da IST eine lichtvolle Botschaft! 

Da SIND Geschichten vom Überleben und von Rettung.


Und wenn der Tag und die Welt gerade gegen Dich sind

und gegen alles, was Dir etwas bedeutet,

darfst Du Hoffnung unter dem Herzen tragen und an sie glauben.

Keine Ahnung, was Deine Liebe und die anderer 

dann bewegen kann, aber ich glaube fest, sie könnten. 

Denn sieh:

Das Volk, das im Finstern wandelt,

sieht ein großes Licht,

über denen, die da wohnen im finstern Lande,

scheint es hell.  Und das könnte alles ändern. 

Amen.

 

Und der Friede Gottes, der höher ist, als unsere Vernunft, der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe.


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