Sonntag, 24. Dezember 2023

.... vom empfindsam sein und einem Schutzmantel....

 Predigt zum Heiligabend 2023

... gehalten in 4 Gottesdiensten in Thüringen 

jeweils nach dem Krippenspiel 


Da sind wir mittendrin in dieser Geschichte, wenn wie so ein Krippenspiel miterleben.

Diese Geschichte wird da plötzlich so richtig lebendig. 

Manche von uns waren  Hirten oder Engel, Maria oder Josef. 

Ich will aber nocheinmal den Bühnenstrahler auf das Wesentliche lenken. 







Hier ist das Wesentliche. 


In dieser Geschichte hat Gott selbst seinen Auftritt als Baby. Was hier erzählt wird, ist eine Geburtsgeschichte. Und das ist wunderbar, denn wir alle haben ja auch eine! Jeder und jede hier hat eine eigene Geburtsgeschichte. 

Alle habt Ihr EuerLeben im Leib eines Menschen begonnen, 

genährt und gewärmt wie in einer Höhle im Bauch der Mutter. 

280 Tage. Ungefähr. 

280 Tage den Herzschlag eines Menschen von innen gehört. 

Wart 100%ig auf ihn angewiesen. 

Seid 280 Tage getragen worden - jede Sekunde. 

Seid gewachsen von der Kraft der Mutter. 

Und doch nur wie durch einen Nebel, leicht schlingernd 

gab es da drinnen Anzeichen, dass da draußen, außerhalb des Bauches 

überhaupt jemand ist. 

Dass man selbst mit der Nabelschnur mit jemandem verbunden ist. 

Dass da ein Herz mit schlägt für mich.

Dass von außen Kraft und Lebensstärke kommt, 

die die andere abgibt, damit man selbst wachsen und leben kann. 

Dass da draußen jemand mich abschirmt und hütet. 

Was für ein schönes Ins-leben-wachsen!


Und wie fängt so ein Leben an, wenn man heraus auf die Welt kommt?

Es beginnt im besten Fall mit maximaler Fürsorge und Zärtlichkeit, 

Geborgenheit, Schutz, Umfangensein.  


Und auf diesen Anfang möchte Gott, dass wir schauen.

Das ist Gottes Auftritt. 

Keine Gewalt und Macht, Blitz und Donner, kein Überwältigen und Drohen.

Sondern er lenkt unseren Blick auf das Angewiesensein, die Bedürftigkeit, 

Vertrauensvoll-sein, Hingabe, Vorbehaltlos-sein, 

auf Lebensfreude und Sinnlichkeit. 



Gott hat einen unglaublichen Auftritt hingelegt.

Er greift ein in das gesamte Schicksal der Menschheitsgeschichte, 

denn die Welt war danach nicht mehr die selbe, 

er greift ein mit etwas winzig Kleinem, 

mit Bedürftigkeit und Schwäche, mit Zartheit.

Er greift nie so ein, so wie wir damit rechnen.

Er klammert keine Schmerzen aus, kein Scheitern und keine Frustration.

Aber er stellt uns trotzdem nicht Gewalt und Macht als Lösung vor.


Heute zu Dir: "Willkommen in Gottes Haus“ zu sagen, 

heißt auch den Bühnenstrahler auf Dich zu lenken. Das würde Gott machen.  

Auf jedes einzelne Menschenkind hier. Weil Du ihm wichtig bist. 

Und zwar in der Version, die hier gerade sitzt.

Und er hat Dir das Lächeln gegeben und Dein Herz.

Und Deine Schwäche und Deine Bedürftigkeit - und das hat gute Gründe.

Gott möchte, dass wir empfindsam und angewiesen sind.

Darin liegt nämlich unsere Stärke.

Du bist für ihn der Baustein, der menschliche mitfühlende Baustein, 

dass diese schwierige brausende krachende kriegführende Welt da draußen lebbar wird und dass sie eine bessere werden kann.

Und er lässt Dir heute extra sagen: „Fürchte Dich nicht“, 

denn  wie eine goldene Rettungsdecke legt er gerne seine Obhut um Dich, 

wenn Du ihn lässt, 

die silberne Seite nach innen, dass Deine Wärme und Kraft nicht verfliegt,

die goldene Seite nach außen, die Wärme einfängt und durchlässt zu Dir.

 

Und darum feiern wir hunderte Jahre lang schon an Weihnachten die Erinnerung an dieses Geburtsfest. Weil es etwas Wesentliches vor unsere Augen legt. 

Nämlich den Ort, wo Gott zu Hause ist und die Art wie Gott zu Hause ist. Amen.

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, 

der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß, 

er stärke unsre Liebe und mache uns frei von aller Gewalt auf dieser Erde. Amen.

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