Sonntag, 16. September 2018

Predigttext für den 16. Sonntag nach Trinitatis 
Apostelgeschichte Kapitel 12, Verse 1-17

Um diese Zeit legte der König Herodes Hand an einige von der Gemeinde, sie zu misshandeln. 
2 Er tötete aber Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert. 
3 Und als er sah, dass es den Juden gefiel, fuhr er fort und nahm auch Petrus gefangen. Es waren aber eben die Tage der Ungesäuerten Brote. 
4 Als er ihn nun ergriffen hatte, warf er ihn ins Gefängnis und überantwortete ihn vier Abteilungen von je vier Soldaten, ihn zu bewachen. Denn er gedachte, ihn nach dem Passafest vor das Volk zu stellen. 
5 So wurde nun Petrus im Gefängnis festgehalten; aber die Gemeinde betete ohne Aufhören für ihn zu Gott.
6 Und in jener Nacht, als ihn Herodes vorführen lassen wollte, schlief Petrus zwischen zwei Soldaten, mit zwei Ketten gefesselt, und die Wachen vor der Tür bewachten das Gefängnis. 
7 Und siehe, der Engel des Herrn kam herein und Licht leuchtete auf in dem Raum; und er stieß Petrus in die Seite und weckte ihn und sprach: Steh schnell auf! Und die Ketten fielen ihm von seinen Händen. 
8 Und der Engel sprach zu ihm: Gürte dich und zieh deine Schuhe an! Und er tat es. Und er sprach zu ihm: Wirf deinen Mantel um und folge mir! 
9 Und er ging hinaus und folgte ihm und wusste nicht, dass das wahrhaftig geschehe durch den Engel, sondern meinte, eine Erscheinung zu sehen. 
10 Sie gingen aber durch die erste und zweite Wache und kamen zu dem eisernen Tor, das zur Stadt führt; das tat sich ihnen von selber auf. Und sie traten hinaus und gingen eine Gasse weiter, und alsbald verließ ihn der Engel. 
11 Und als Petrus zu sich gekommen war, sprach er: Nun weiß ich wahrhaftig, dass der Herr seinen Engel gesandt und mich aus der Hand des Herodes errettet hat und von allem, was das jüdische Volk erwartete. 
12 Und als er sich besonnen hatte, ging er zum Haus Marias, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus, wo viele beieinander waren und beteten. 
13 Als er aber an das äußere Tor klopfte, kam eine Magd mit Namen Rhode, um zu horchen. 
14 Und als sie die Stimme des Petrus erkannte, tat sie vor Freude das Tor nicht auf, lief hinein und verkündete, Petrus stünde vor dem Tor. 
15 Sie aber sprachen zu ihr: Du bist von Sinnen. Doch sie bestand darauf, es wäre so. Da sprachen sie: Es ist sein Engel. 
16 Petrus aber klopfte weiter an. Als sie nun aufmachten, sahen sie ihn und entsetzten sich. 
17 Er aber winkte ihnen mit der Hand, dass sie schweigen sollten, und erzählte ihnen, wie ihn der Herr aus dem Gefängnis geführt hatte, und sprach: Verkündet dies dem Jakobus und den Brüdern. Dann ging er hinaus und zog an einen andern Ort.






Predigt 

Beten I
Sie beten und beten
sogar alle zusammen
voreinander
sodass der andere es hören kann
die Scheu mussten sie überwinden
dann aber war es unvergleichbar stark
das gemeinsame Beten
für Petrus taten sie es
sie ließen sich nicht ablenken
auch nicht von einem der klopft
was sollte der Lärm
und dann stand Petrus mitten im Zimmer
wohl ein Zufall
oder sollte
etwa
ihr Gebet
nicht vorzustellen
was man dann Noch alles mit einem Gebet erreichen könnte
verwirrend
sie beten
und Ewas passiert
Fesseln
Ketten
Licht
Engel
befreit sein
Beten IIungewollt kinderlos und darum beten gelernt
in all den Nächten
in den Sehnsuchtstagen
als sie sich hielten
und sehnlichst
wünschen
dass es endlich endlich klappt
beten gelernt
voll Sehnsucht
nach einem Kind
Und dann hat es geklappt
Fesseln
Ketten
Licht
Engel
befreit sein
Aber hatte das mit dem Gebet zu tun
oder hätte es nicht doch auch von alleine geklappt?
Beten IIIsehr krank und schlapp
und die Angst, es könnte mehr dahinter stecken
man kennt sich selbst nicht mehr
so schlimm war es noch nie
und dann gebetet
heimlich in der Nacht
damit der andere es nicht merkt
flau im Magen
die Krankheit im Hinterkopf
und dann war es plötzlich wieder gut
der alte Alltag
mit Aufstehen
und wie immer zu wenig bewegen
und zu viel fernsehen
der gleiche alte gewöhnliche Alltag
Gott sei dank
die Krankheit überstanden
Fesseln
Ketten
Licht
Engel
befreit sein
Aber ob das mit dem Gebet zusammen hing
so genau weiß das niemand
wäre vielleicht auch so wieder alles geworden?
Beten IVdie ruhigen Gesichtszüge
nicht mehr so wie in den letzten Wochen
wo ihr die Qual ins Gesicht geschrieben stand
die Schmerzen
es nicht mehr. nicht mehr aushalten können
und da wieder neu beten gelernt
wenn auch nur diesen einen Satz
„Mach dass es zu Ende geht!“
diesen einen Satz
nicht aus Gemeinheit oder um den anderen loszuwerden
sondern weil die Schmerzen eine Fessel waren
jeder spürte
dass sie gehen wollte und loslassen
und alles Befreiung wäre
nur nicht dieses Leben
so
so schmerzhaft
quälend
das wollte sie nicht mehr
und dann endlich
sie haben es erst nicht bemerkt
wurde alles ruhig
Fesseln
Ketten
Licht
Engel
befreit sein
Frieden lag über ihr
sie hatte es geschafft
aber ob das wirklich mit den Gebeten zusammen hing
das könnte man jetzt auch nicht beweisen
Beten VDenn:
diese Not
in der man diese Gebete sprach
sie ist auch vorüber
Dieser dichte Moment
wo alles innen drin
nur eines will und
die Gedanken nur in eines fliehen:
auf Freiheit
auf los sein
In diesem Moment war das Gebet
die einzige Sprache die blieb
gegen die Realität:
Eventuell-Gedanken
Vielleicht-Ideen
Möglichkeits-Träume
Worte an einen Vertrauten
Fesseln
Ketten
Licht
Engel
befreit sein
Aber was sagen die dazu
die beteten und
kein Kind kündigte sich an
und die Sehnsucht wartete weiter
die Krankheit ging nicht weg
und wurde böse
der Kampf hörte nicht auf
die Fesseln blieben
keine Befreiung?
Auch das ist Realität
unsere Realität
die Unmöglichkeit
von Befreiung
nicht jede Fessel
löst sich durch ein Wunder
Und trotzdem
in diesen Unmöglichkeiten
beten können
heißt
eine Sprache zu haben
und eine zarte Pflanze:
Die herzwarme Ahnung davon
die bauchprickelnde Zuversicht
die Sehnsucht nach Wunder
Eventuell-Gedanken
Vielleicht-Ideen
Möglichkeits-Träume
Lichtblicke
- ohne die man nicht sein kann.
Unsere Gebete könnten voll damit sein.
Sie sind wie Einkaufstüten voller Tränen und Träume
Tränen für die Fesseln
und den Schatten
Träume von Kindern und Gesundheit,
von Freiheit und Ewigkeit
von Verständnis
von allem.
Sie sind wie Lichtschwerter
voll Macht
Sie sind Initialzündung für etwas
das sich unseren Augen entzieht.
Sie sind Worte an einen Vertrauten.
Trau ihnen! Trau ihnen!
Amen.
Und der Friede Gottes der höher ist als unsre Vernunft, der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe. Amen.

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