Dienstag, 13. Februar 2018

Es ist nach fünf und die Sonne geht gerade unter,
sie schickt noch einmal warme goldene Strahlen über den Horizont.

Wenig später stehen wir an ihrem Bett.
Fromme katholische Menschen aus einem kleine Dorf in Unterfranken.
Ein Blutgerinsel.
Gerade noch waren sie ihre 10 km gelaufen. 
Nur einen Tag davor.
Da war alles in Ordnung.
Am Wochenende war die ganze Familie zusammen gekommen
und sie hatte das Urenkelchen auf ihrem Arm durch das Haus getragen.
Nun lag sie da.
Zeit sich zu verabschieden.
Alle waren schon da.
Morgen würden die Geräte abgeschaltet.
Er streichelt sie. Redet mit ihr.
53 Jahre verheiratet.
Dann singen wir.
Wie eine Glocke legt sich das Lied um uns.
Bleib bei mir Herr.
Die Intensivstation hält einen Moment den Atem an.
Sein tiefer Bass gesellt sich zu meiner hellen Stimme.
Im Leben und im Tod, Herr, bleib bei mir.
Seine Stimme bricht.
Ich lese Psalm 23.
Tränen laufen über sein Gesicht.
Dann halten wir ihre Hände und beten das Vaterunser.
Für sie und mit ihr.
Gott ist da.
Er ist so spürbar da im tiefen frommen Glauben des alten Mannes.
Sie wird leben. Sagt er.
Das ist mir so ein Trost.
Dass sie dort leben wird.
Auf der anderen Seite.

Es ist nach fünf und ihr Leben geht gerade hinüber
sie schickt noch einmal Wärme in sein Herz 
Dann wird sie gehen

Hinter den Horizont 



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