Sonntag, 27. Januar 2019

Hanau - bunte Stadt in Hessen, Gebrüder Grimm-Statt, Einflugschneise nach Frankfurt, Stadt mit 9 katholischen und 10 evangelischen Kirchen, 10 Moscheen und eine jüdischen Gemeinde. 
Hanau einmal nur mit den Ohren erkundet. 
Ein Vormittag hörend in Hanau:


Ein akustisches Portrait

Schon beim Aufwachen 
das rumorende pfeifende Brummen der Flugzeuge
Spinnfäden in Weltweiten
eingesponnen in den Himmel über Hanau 
stickig verwölkte Fluchtgeräusche permanent
wie jemand, der versucht pfeifen zu lernen
Rauschend Schüttendes vom Zimmer nebenan
Plätschern, Tropfen, Trümpeln,
jemand duscht
genüsslich, wohlig erwachend
Sirrende Flugeräusche dazu
Türenklappen
Fluggeräusche
Rauschen in der Heizung
Wärme wallt ins Zimmer
Temperaturunterschied nach draußen 30 °
Nun rauscht meine Spülung, Dusche, Wasserhahn
strudelt alles hinab in die Labyrinthe unter der Stadt
darüber eilige grollende Flugzeuge
das wollige Ruscheln von Stoff auf Haut
und Stoff auf Stoff
klappende Türen 
das shutup shutup shutup der Jalousie
vom Isolierfenster gedämpft lautlos tappende Menschen 
mit Kaffee auf dem Gehweg
die Dusche tropft
paling paling paling
draußen sich nähernde Wortfetzen unverständlich 
und wieder verebbend
weit weg sich nähernde rauschende Flugzeuge
dagegen wie Katzen schnurrende Autos vor der Tür
ein herrf herrf
startender Motoren und
fatchu fatchu der Reifen auf nassem Asphalt
Türen klapp
Paling paling
Von oben ewiges Mollen
wie gurrende Raben mit zugebundenen Schnäbeln
wie riesige kreiselnde mahlende Mühlen
popadom popadom dömmelt 
eine Mülltonne auf dem Pflaster
danach das Krawuschel der Zahnbürste
ungestüm faucht der Fön
hell schiffelt der Wasserhahn
Tic macht die Dose mit Creme
rauh kruschelt der dicke Wollstoff der Jacke
ssst machen die Stiefel ssst
schleck 
der Schlüssel
Draußen öffnen sich die Türen der Geschäfte
Laute fliegen herüber
pickende Tauben tippeln ohne Geräusche
wieder und wieder mähren die zischenden Flieger vorüber
darunter die klingelnde Melodie einer 1€ Kindereisenbahn 
mit Kaugummiautomat 
zischend flüchtige Radfahrer
dazwischen das stete rodderöllrodderöll der Kinderwagen
und das tappetappe tic tappetappe tic 
von Waldis Tatzen und Herrchens spitzem Stock  
der Markt flirrend bunt
ein Clown, der pfeift
„Rosamunde"
darüber, im Carré aus Himmel 
ein wilder Schwarm Vögel 
gänzlich lautlos
Gegenüber der Praxis für Lebenshilfe 
und allgemeinem Ausverkauf
das Caféhaus 
mit wimmelnden Stimmen
keine einzige Geschichte ist daraus zu erhaschen
ein Geräusch wie ein auf- und abschwellendes kleines Hammerwerk
Helle Stimmen ganz oben 
und unten der tiefe Basso continuo zustimmenden Brummens
scharrende Stühle, klappernde Teller und Tassen 
wie klingende Becken und Zimbeln eines Orchesters 
kein Klang von Traurigkeit
klickende Münzen in der warmen Hand des Obers
der gut frisiert den alten Damen an einzelnen Tischen zuzwinkert
während er ihre Kaffeetassen nachfüllt
draußen weiter das schnaubende Hücheln und Krächzen
der großen Maschinen der Lüfte
hinweg von hier
Krächzen und Schnorren
schraubend mit großen Flügeln 
hinweg über die 6 - und 3 - Geschosser
am Rande der Stadt
an den Türen die klingenden Namen der Leute:
Ivenovic
Dogdu
Katharan
Gattuso
Hassan
Vethaseelan
und Stahlschmidt
Munzar 
Nuber
Sungung
Bicici
Zinkute
und Assmann
Ugur
Ankammagari
Circik
und Schulzzzz…
Zischend fliehen die Flieger wie steif gefrorene Vögel
immer wieder endend in einem leiser werdenden Huch.










Donnerstag, 24. Januar 2019


Da kommt noch was

Gustav sitzt auf der Bettkante. Fahrig streicht er sich über sein Gesicht. Es ist mit kleinen rundlichen Buckeln und warzenartigen Knubbeln übersät, seine Nase ist riesig und verformt. Darüber leuchten schüchtern schöne blaue Augen. Bald feiert er seinen 87. Geburtstag. Die Frau von der Kirche sitzt bei ihm. Sie erzählen. Das kommt selten vor. Niemand besucht ihn mehr in seinem großen Haus. Er kennt die Nachbarn nicht. In den oberen Etagen sei er schon Jahre nicht mehr gewesen, sagt er. Dort käme man auch nicht mehr hin, es stände zu viel herum. Aber unten in seinem Zimmer auf dem Sofa, da wäre gerade noch Platz für ihn. Neben all den Kisten. Es sammelt sich halt an, sagt er. Und dass sie nie hatten etwas wegwerfen können. Die Frau von der Kirche sitzt einfach da und hört zu. Das kennt er schon lange nicht mehr. Schon nicht mehr seit seine Amanda nicht mehr da ist. Und der Sohn wohnt weit weg und kommt selten. Mein Sohn hat das auch. Der kann auch nichts wegwerfen, sagt er, als ob es eine Krankheit wäre. Seine Hauptbeschäftigung wäre Fernseh gucken. Und Kreuzworträtsel. Raus gehen würde er nie. Wozu auch. Er kenne ja niemanden. Man muss alles nehmen, wie es kommt, sagt er. Da kann man nichts machen. Er fährt sich durch die weiße Mähne. Friseur wäre mal gut. Sagt er. Vielleicht klappt es heute. Die Schwester betritt das Zimmer. Der Friseur wäre bereit. Nur kein Abholdienst. Das könne dauern. Bedauernd zuckt sie mit den Schultern. Ach was, sagt die Kirchenfrau, dann geh halt ich mit ihm. Würden sie? Natürlich! Diese Mähne muss mal bearbeitet werden, neckt die Frau und zwinkert Gustav zu. Der muss kichern und hält sich die Hand vor den Mund. Ach, in meinem Alter. Da ist das vorbei mit den Frauen. Kann man nie wissen, erwidert sie lächelnd. Da kichert er noch mehr. Mit dem Rollstuhl rasen sie durch den Flur. Gustav hält die Luft an und muss kichern. Wie wärs mit Dauerwelle, fragte die Frau und lacht. Ne neee!!, wehrt er lachend ab. Und welche Haarfarbe nehmen wir heute? Er lacht herzhaft. Schwarz!, ruft er triumphierend. Die Friseurfrau legt noch eine kleine Extraschicht ein. Einmal Dauerwelle und schwarze Farbe, ruft die Frau von der Kirche lachend. Gustav hält sich den Bauch und wehrt ab. Nur schneiden!, ruft er. Können Sie ihn wieder abholen, fragt die Friseuse. Der Abholdienst, sie wissen ja. Nur 10 Minuten. Nagut, erwidert die Frau. Kurz darauf kehrt sie zurück. Moment, ruft sie. Erstmal ansehen, ob das gut geworden ist. Gustav wird ein wenig rot und kichert hinter seiner Hand, die hellblauen Augen in seinem leicht entstellten Gesicht voller kleiner Knubbeln lachen mit. Wow! Sieht toll aus, ruft die Frau und rollte Gustav durch eine Menge von Besuchern und Gästen im Foyer zurück ins Zimmer auf der Palliativstation. Gustav setzt sich wieder auf seine Bettkante. Seine Augen leuchten. Danke, sagt er leise, und ich dachte schon, da kommt nichts mehr.


Sonntag, 20. Januar 2019

Predigt zum Ökumenischen Gottesdienst in der Katholischen Kirche Wolfmannshausen 
verbunden mit den Christen in aller Welt zum "Gebet für die Einheit der Christen"

Thema des Gottesdienstes ist die Gerechtigkeit



Es gibt Momente, die kann man sich gar nicht ausdenken.
Ich sitze gestern am Schreibtisch, diesen Gottesdienst hier vor Augen:

„Gerechtigkeit, Gerechtigkeit – ihr sollst du nachjagen“

Jemand schreibt gerade in diesem Moment zufällig und klagt mir und einigen anderen, das wäre doch keine Gerechtigkeit, sie könne eine vorgeschriebene Weiterbildung nicht machen, weil es dort keine Kinderbetreuung gäbe. Man hätte ihr gesagt, sie solle sich dann wieder melden, wenn das Kind größer ist. Wie ungerecht. Antwortet eine. Mein Handy vibriert, meine Freundin Helga schickt mir mit ihrem Mann Gerhard ein Bild von einer Wiese. Dort läge ihr Bruder Horst. Anonym bestattet. Mehr konnte er sich nicht leisten. Das wäre nicht gerecht. Das hätte er nicht verdient.
Mein Sohn auf die Frage, was er als gerecht empfindet, sagt spontan: dass es keine armen Menschen mehr gibt.
Es klingelt genau da. Draußen steht eine unbekannte Frau.
Sie bettelt um Geld. Für sich und ihre Tiere. Bitte! sagt sie.
Ich gebe nichts. Manchmal gebe ich auch was, aber heute nicht, mein Zeitplan ist straff, ich hab jetzt keine Zeit dafür.
Es klingelt gleich wieder. Die Postfrau. Sie bringt ein Paket für mich. Im Internet bestellt. Es fühlt sich gerade jetzt nicht gut an. Die bittende Frau sehe ich am Ende der Straße.

„Gerechtigkeit, Gerechtigkeit – ihr sollst du nachjagen“

Ich muss ihr nicht nachjagen.
Es klingelt nochmals.
Darf ich mich vorstellen? sagt sie.
Ich werde oft verwechselt.
Um es gleich zu sagen:
Ich bin die Gerechtigkeit.
Ich bin nicht Recht oder Gericht.
Nicht die Gleichheit von Gleichen.
Nicht die Strafe, die Rache, die Vergeltung.
Nicht das, was das Leben dir noch schuldet.
Ich bin nicht Justizia.
Mit Waage, Schwert und Augenbinde.
Man verwechselt mich gerne.
Immerzu bin ich gerufen wo ich gar nicht hin gehöre.
Ich werde in Gedanken gerufen, 
wo ich nichts Vertrautes finde,
wo das, was dann geschieht nicht mein Werk ist.

Die Nachbarin denkt, ich wäre gefragt,
wenn ihr die Kilos vom Kuchen auf die Hüfte gehen
und Frau Irene von nebenan eben nicht.
Sie rufen mich - Gerechtigkeit! - und meinen doch andere
oder manchmal weiß ich gar nicht, was ich für sie tun soll.
Artur ruft nach mir wenn Dr. Hering
jemanden vor ihn ins Arztzimmer ruft. 
Max brüllte gestern auch nach mir, 
als er ein Kind mit einem noch größer Eis sah.
Die einen rufen mich weil sie zu wenig,
die anderen zu viel Arbeit haben,
zu viel Haare oder zu wenig,
nicht schlafen können oder nicht wach bleiben können,
nicht geheilt werden von ihrer Krankheit und andere doch,
als Frauen nicht beachtet werden oder nicht als Mann,
zu wenig zum Leben haben oder Geld haben, aber keine Freunde und kein nennenswert sinnvolles Leben, 
…… Wo bleibt hier die Gerechtigkeit? rufen sie.
Jeder meint eine andere Gerechtigkeit.
Eine, die ihm selbst dient. 
Ich glaube, sagt sie, 
jeder von euch stellt sich mich anders vor.
Kann das sein?
Der eine denkt, ich bin die, die ihm alles das gibt, was andere auch haben, 
als wäre das Leben ihm immer noch etwas schuldig.
Der andere denkt, ich bin der, der der dem anderen genau das antut, wer er selbst erfahren hat, als Ausgleich für sein eigenes erfahrenes Leid.
Aber das bin nicht ich.
Ich bin nicht in einem Einzelnen.
Ich bin dazwischen.
Wie soll ich euch das erklären?

Kennst du das Gefühl verwechselt zu werden? fragt sie. 
Wenn dich jemand anspricht und dich für eine ganz andere hält? 
Dich erwartungsvoll ansieht und du bist es gar nicht?
Das ist irgendwie peinlich, oder?
Ganz oft denken die, dass ich es bin,
dabei ist es die Rache
oder die Vergeltung,
die alle-Gleichmacherei
oder die Macht.
Das bin ich nicht.
Das sind andere.

Und manchmal frage ich mich, 
ob ich wirklich erwünscht bin.
Kennst du das auch? 
Dass die Leute sagen: 
„Ja…. ne. 
Wie schön dich zu sehen…. 
Ja, wir melden uns… 
Ja, wir sehen uns dann mal…“ 
Und dann hast du aber doch das Gefühl, 
die wollen dich nicht wirklich treffen?
So geht es mir immerzu.

Doch doch, sagt sie zu mir, du auch! Du! Sie meint mich.
Weißt du noch, wie du da neulich mit offenem Mund standest und gar nicht fassen konntest, was du da liest: 
200 €  verdient Irina in ihrer Fabrik, hier in Europa, nebenan in der Ukraine, im Monat. Im Monat! 200!
Und dann holtest du dir erstmal einen Kaffe Latte im Pappbecher für 2,95 €, Irinas halbes Tagesgehalt.
Ich glaube, du wolltest mich in jenem Moment nicht treffen. 
Ich werde eben auch mal moralisch. 
Das ist den Leuten scheinbar unangenehm.

Sie haben mir auch ein paar Schatten angehängt
die wie Blechbüchsen an einem Hochzeitsauto 
immerzu hinter mir her troddeln:
sie heißen schlechtes Gewissen und Ausrede.
Sie hemmen jeden, sich mir näher als Armlänge zu nähern.

Hatte ich eigentlich erwähnt, dass ich mich in deinem Land doch eigentlich ganz wohl fühle? Ich bin ja nun schon etwas älter - ich denke ein paar tausend Jahre alt. Du machst dir keine Vorstellung, wie unwohnlich es für mich als Gerechtigkeit hier war. Mein Name stand auf Kriegsfahnen und dem Holz der Scheiterhaufen, ich stand auf jeder einzelnen Patronenhülse und den Bombenzündern, auf dem Gashahn in Buchenwald, auf der Hand die das Kind auf den Hintern schlug und auf der Mauer durch dieses Land.
Alles falsch beschriftet! sage ich.
Das war ich nicht, denn es nicht   d a s   R i c h t i g e.
Das war Untat und Unrecht, Strafe, Rache und Gier und alle die anderen von dieser Familie.
Denn ich würde meinen Namen niemals auf etwas setzen, das Böses vergelten will mit Bösem. Ich muss mir andere Brücken suchen um wieder gut zu machen.

Lieber steht mein Name auf der Glocke in deiner Kirche
und läutete jeden Tag meinen Namen in dein Herz.
Lieber schimmert mein Name unverhohlen 
auf dem Tisch der Essenausgabe in der Tafel für Arme.
Lieber liegt mein Name wie Raureif 
auf deinen Worten ohne Ausrede,
in deinen Entscheidungen,
wo es mutig nicht beim Alten bleibt,
wo du dich änderst,
weil es sich ändern muss. 
Lieber wärme ich meinen Namen
an deiner zutiefst verankerten Fähigkeit 
Gemeinschaft zu ersehnen, herzustellen und zu leben.

Der mich schickt,
weiß, dass ich bei euch zu Hause sein kann.
Er schickte mich heute zu dir.

Ich sehe sie an, die Gerechtigkeit
und obwohl es taghell ist,
kann ich sie nicht richtig erkennen.
Nur mit meinen Augen allein geht das wohl nicht.
Einer allein sieht die Gerechtigkeit nur undeutlich.

Und ich überlege, wie man sich denn nur von einer Gerechtigkeit verabschiedet, da ist sie schon im Gehen.
Ich habe sie nicht mal
herein gebeten.

Eines fällt mir auf:
entgegen aller Unkenrufe ist die Gerechtigkeit 
wunderschön, voller Kraft, sympathisch,
sanft, nachdrücklich anwesend, berauschend fast
und nicht verkümmert. 
Kein bisschen. Amen.


Und der Friede Gottes, der höher ist als unsre Vernunft, 
der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe.




Donnerstag, 10. Januar 2019

Sonntagsglück.


Sonntag früh im kleinen Grenzdorf zwischen Thüringen und Bayern. Es ist Gottesdienst in der sogenannten Winterkirche. Die alten LPG-Frauen sind schon alle da. Zwei Älteste und eine Konfirmandin. Zuletzt kommen noch Doris und Egon aus dem Nachbardorf. Seit vielen Generationen sind sie in der Familie Einzelbauern. Morgens um vier geht es in den Stall. Jetzt ist schon die neue Generation dran. Aber morgens in den Stall geht es immer noch, solange sie noch können. Außer am Sonntag. Der ist ihnen heilig. Da sitzen sie im Gottesdienst - daheim oder nebenan in Thüringen. Doris setzt sich links von mir und Egon rechts. Wir sitzen eng auf altersschwachen Stühlen mit küchenbunten Sitzkissen im kleinen Gemeindestübchen mit Ofen. Als die Musik erklingt - heute nur vom Band - seufzt Doris. Und als wir zusammen singen, da lassen die beiden ihre Stimmen erklingen, das es die reine Freude ist. Alles, was sich angesammelt hat in dieser Woche, fliegt davon. Mit Wonne holen sie Luft und singen laut heraus. Laut und gut. Die Lieder, die alten, und die Liturgie. Egons Gesangbuch sieht aus wie die Schwarte auf der alten Milchbank zum Eintragen der Milchkannen: wellig und abgenutzt mit eingerissenen Seiten und Fettflecken. Ein Buch das lebt. Nach der Predigt gibt es heute einen Song vom Band. Udo Lindeberg lässt seine raue lallende Stimme durch den Raum dröhnen. Besorgt halte ich die Luft an und schauen aus dem Augenwinkel nach rechts und links. Egon lächelt und wippt mit den Füßen im Takt. Im Stall hört er auch viel Musik. Doris kichert und sagt „schön!“., als der Titel verklingt. Am Ende singen wir noch eine altvertraute Weise. Und ganz angefüllt mit Musik und erleichtert vom Singenkönnen und gesegnet verabschieden sich die beiden strahlend von mir. Und gehen heim mit ihrem Sonntagsglück. 


Samstag, 5. Januar 2019

Predigt am 6. Januar 
über die Jahreslosung und die drei Sterngeher....

Wir wissen,
es ist nicht getan 
mit der Sterndeutung.
Wir müssen 
den Sternen schon nachgehen.
Sonst finden wir dich nicht.
Sonst bleibt unser Herz dunkel.

Suche Frieden und jage ihm nach. (Jahreslosung)

„Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen, seiner sexuellen Orientierung oder seiner Behinderung benachteiligt oder bevorzugt werden.
Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich.
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten 
als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, 
des Friedens 
und der Gerechtigkeit in der Welt.“

So beginnt das Grundgesetz unseres Landes.
Dieses Jahr wird es 70 Jahre alt.
In ihm steckt ein Stück meines Friedens.
Suche Frieden und jage ihm nach.

„Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut
 und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, 
seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an.“

So begann einmal der Aufbruch vieler 
auch mein Aufbruch und dein Aufbruch 
mit Gott. Zu Gott. 
In ihm steckt ein Stück meines Friedens.

Suche Frieden und jage ihm nach.

Ein Stern am Himmel -
ein Zeichen des Himmels.
Manchmal gibt es auch eines
zwischen kochenden Töpfen,
im Blumenbeet
oder auf der Intensivstation.
Ein Stern am Himmel
war drei Menschen ein Zeichen des Aufbruchs.
Die Zeichen des Himmels,
die mir begegnen: 
das verletzte Wort,
ein göttlicher Geschmack,
der fragende Blick,
die tastende Hand,
die Melodie, die so schön ist wie mein Herzschlag,
sind Zeichen des Aufbruchs für mich.
Zu einem anderen. Zu einem Auf-Bruch von etwas Neuem.

Die Sterndeuter wussten,
es war nicht getan damit,
ein Zeichen des Himmels zu sehen.
Sie sind aufgebrochen.
Der Stern war für sie Orientierung
Zeichen des Himmels
für Gottes Führung.

Wenn ich aufbreche, 
brauche eine Ausrichtung,
eine Orientierung.
Wusstest du, dass das Wort „Orientierung“ 
vom Wort „Orient“ kommt?
Weil man früher die Landkarten einge“ostet“ hat -
sie nach Jerusalem ausgerichtet - Richtung Orient!

Suche Frieden und jage ihm nach.

Das ist Gottes Orientierung für mich.
Sein Frieden soll mich ausrichten
auf einen Weg, der 
nicht über Leichen geht,
nicht ohne Rücksicht ist,
einmal spontan Vertrauen schenkt,
und ein andermal unvernünftig erscheint,
der keinen aus dem Bild fallen lässt,
der Seinen Regenbogen der Versöhnung
ernst nimmt 
mit all seiner Vielfalt.
Sein Frieden als Orientierung
wird mich manchmal 
durchschütteln
und an meine Grenzen bringen,
kann mir tiefe Ruhe schenken 
und tiefe Unruhe, wo es sie braucht.
Sein Friede ist einer, 
den es gibt,
den man finden kann,
der schon da ist,
der mich braucht. Amen.


Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, 
der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe. 
Kommt, wir ziehen in den Frieden. Amen.


.... Gott gibt sich in Deine Hände...

 Predigt über "Geistwasser"  im Universitätsgottesdienst der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Rahmen der Predigtreihe...