Sonntag, 25. Dezember 2022

Weihnachtspredigt

Von DIR

In unseren Gottesdiensten erhielten alle Besucher:innen Schilder mit "Maria", "Josef", "Hirte", "Hirtin", "Engel"... beim Lesen der Weihnachtsgeschichte standen sie nach und nach auf, als sie genannt wurden. Am Ende stand die ganze Gemeinde: Marias, Josefs, Hirt:innen, Engel.....



Da stehen sie. 

Maria, Josef, Hirten, Engel, Hannelore, Dieter, Anna, Sebastian, Karin, Stefan, Sabine, Lutz, Carola, Frank, Emma, Karl, Lydia und Mohammed, Nadja und Carlo. Da stehen wir. Da stehst du. Da stehen Gottes Menschen. Marias und Josefs und wie wir alle heißen. Gottes Menschen. Andere hat er nicht.


Da stehen Menschen, wie wir sie kennen: Marias,  die als Mensch die Gabe haben, froh und hoffnungsvoll zu sein, positiv, unerschrocken, vertrauensvoll, dass alles gut wird. Solche Marias, die uns manchmal Mut machen im Alltag und uns beeindrucken, weil sie das einfach ertragen, was ihr Leben ihnen aufgibt, weil sie liebevolle Menschen sind. Die so hoffnungsvoll erscheinen, dass das auf uns abfärbt. Die uns anstecken mit ihrer Zuversicht. Sie heißen Maria und noch anders. Vielleicht stehen da auch solche Marias, die wild und temperamentvoll sind, die uns mitreißen mit ihrer Energie und ihren Ideen, wenn uns selber jeder Antrieb fehlt. Solchen bin ich schon begegnet. Du vielleicht auch. Oder bist du es gar selbst?

Solche Josefs stehen dort und hier auch, Männer, die still ihr Ding machen, die nicht viele Worte machen, die hilfsbereit sind, die zu dir halten, auf die du dich verlassen kannst, die zufassen können, die einfach kommen, sehen und machen. Die auch bei Problemen nicht weglaufen und stark sind, die dir die Angst nehmen. Mit denen du schweigen kannst.

Vielleicht auch solche Josefs, die zärtlich und liebevoll sind, die verständnisvoll zuhören können, die spüren, wie es dir geht, wie du dich fühlst, wo niemand sonst es bemerkt neben dir im Alltag.

Und solche Hirtenmenschen stehen hier, manche vielleicht, die gefühlt nirgendwo dazu gehören, die sich selber nicht unbedingt in der Mitte der Gesellschaft sehen, nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit, nicht im bestbezahlten Beruf, nicht Jedermanns-Liebling sind. Aus keinem Schönheitskatalog entsprungen. Menschen mit Geschichte, mit Wunden aus dem Leben, die aber dennoch beharrlich sind. erwartungsvoll, erstaunlich wenn man ihnen zuhören würde. Echte Entdeckungen! Oder so Hirtinnen, die ich gerne mal frage wenn ich einen guten hilfreichen Rat brauche. Auch solche Hirten-Originale, die brummig sind und stinkstieflig, aber im Herzen gut, man muss sie nur zu nehmen wissen. Und vermutlich sind auch solche Hirtinnen hier, die ganz hinten am Feuer zu finden wären, die sich unsichtbar machen würden, wenn es nur ginge, weil sie sich nicht wohl fühlen in ihrer Haut, die die Mütze tief ins Gesicht ziehen würden, weil sie sich überflüssig fühlen und die man manchmal lassen und manchmal schnell in den Arm nehmen sollte. Die sehr viel echtes und wichtiges zu sagen hätten, würden sie sich trauen. Vielleicht tun sie es eines Tages. 

Und Engel? Sind auch Engel da? Sind auch Engel hier? Doch, bestimmt, nämlich solche, die im richtigen Moment an die Tür klopfen und sich an deinen Tisch setzen und zuhören, wenn es dir dreckig geht, die dir klar ihre Meinung sagen, verlässlich und wahrhaftig sind zu dir. Ganz sicher sind solche hier. 

Solche Leute hat Gott sich ausgesucht für seine Geschichte. Nicht nur die studierten und begabten, reichen und beschenkten. Sondern Du´s und Ich´s. Marias und Josefs. Karls und Emmas. Hannelores und Dieters. Solche hat Gott sich ausgesucht. Damals und heute. Uns hat er sich ausgesucht. 

Menschen seines Wohlgefallens. Menschen die ihm gefallen. Wusstest du das? Dass Du Gott gefällst? 

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Und ist Dir aufgefallen, wo Gott den Menschen seine Sachen verkündigt?  Nicht in einem Schloss. Nicht in den Oberen Etagen. Nicht in Prunk und Prachtorten. Nicht in der Kirche.

Nee. Normal: Ställe, Wiesen, Wohnungen. Daheim.

Da, wo seine Leute gerade sind. Da wo er sie gerade am besten brauchen kann. Da wo sie leben.

Das was Gott zu sagen hat, ist nicht etwas für Spezialisten, die es erst auslegen müssen, damit man so ein Gotteswort überhaupt erst versteht. Das was Gott zu sagen hat, das gehört zu dir nach Hause. Das ist so, dass du es sofort verstehst. Das du es ohne Probleme anderen wiedersagen könntest. Es gehört in dein Leben, Gott findet Bilder, kleine Hinweise, er legt dir auffällig Sachen in den Lebens- oder Alltagsweg, er hält dich auf - für Sekunden - wegen einer besonderen Begegnung, einem Lied, einem Duft, den  du bemerkst oder er schickt dir kleine Erinnerungen, mitten in deine Gedanken. Er spricht genau deine Sprache. Darum hat der Glaube eine solche Kraft. Er ist im Leben da. Wenn du ihn lässt. 





Schau:

- Zu den Marias und Josefs dieser Welt, allen Hirtinnen und Engeln - zu allen mit allen Namen und zu dir sagt Gott „Du“.


Und, sagt Gott: „hab keine Angst! Hab wirklich keine… Das was kommt, das machen wir zusammen. Ich hab es schonmal gemacht vom Kind bis zum Mann. Ich kenne allen Mist, der einem passieren kann. Ich kann mir unglaublich Schönes Vorstellen, was Die auch noch passieren kann. Bei mir findest du etwas, dass es nirgendwo gibt: Gewissheit und Zuversicht, die alles aushält, Liebe, die alles überwindet. Eine Kraft die alles durchhält. Ein Licht, das da bleibt und nicht verlischt.


Und, sagt Gott: Ich komme jetzt. Ok? Amen.


Und der Friede Gottes, der höher ist als unsre Vernunft, 

der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe. Amen.


.... Gott gibt sich in Deine Hände...

 Predigt über "Geistwasser"  im Universitätsgottesdienst der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Rahmen der Predigtreihe...