Samstag, 18. Juni 2022

Von Himmel und Hölle auf Erden...

Predigttext aus dem Lukasevangelium:

Vom reichen Mann und armen Lazarus19 Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. 20 Ein Armer aber mit Namen Lazarus lag vor seiner Tür, der war voll von Geschwüren 21 und begehrte sich zu sättigen von dem, was von des Reichen Tisch fiel, doch kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. 22 Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben. 23 Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. 24 Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme. 25 Abraham aber sprach: Gedenke, Kind, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet, du aber leidest Pein. 26 Und in all dem besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüberwill, dorthin kommen kann und auch niemand von dort zu uns herüber. 27 Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; 28 denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. 29 Abraham aber sprach: Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören. 30 Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. 31 Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde.

Predigt:
Er hebt den Mantel kraftvoll. Der schimmert tiefrot und gold. Vielleicht aus Paris. Allein der Mantel ist ein halbes Leben Arbeit wert. Er hebt den Mantel, und hebt sein durchtrainiertes Bein, wohlgeformt vom Training mit dem personal trainer. Wohlgefärbt von der letzten Fahrt mit der Yacht in der Karibik. Er hebt den Mantel mit seinen gepflegten Händen und dem Goldring, schaut mehr nach vorn, da wo er hin will, als nach unten, vor die Füße. Er kennt keine Sorge, die sein Herz beschwert. Er hebt sein Bein und steigt über Lazarus. Der liegt immerzu lästigerweise vor seiner Tür. Nicht dass sein Gewand noch mit diesem Dreck in Kontakt käme. Er steigt über Lazarus, der vor der Tür liegt, steigt über die Schwelle durch die prächtige Tür seines Hauses. Einige jubeln ihm zu. Er hat die Hände frei. Lasten tragen andere für ihn. Das was er tut ist erfolgreich. Er schafft was er sich vornimmt. Es fühlt sich gut an.
Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden.

Lazarus rollt sich noch kleiner zusammen. Er schützt seinen schütteren Kopf mit den rissigen Händen. Als er aufschaut wölbt sich über ihm ein goldener Brokatmantel. Er spürte den Luftzug und riecht das schwere Parfüm. Bestimmt aus Paris. Er macht sich noch kleiner, damit ihn der Fuß nicht trifft. Nur notdürftig bedeckt ihn ein dünnes Gewand. Mehr ist ihm nicht geblieben. Seine Haut ist offen und er ist mager. Er zieht die Knie an den vor Hunger schmerzenden Bauch. Hier liegt er vor der Tür. Sein Hunger ist unermesslich. Vielleicht wird es heute Abfall von der Tonne geben. Es kann an nichts anderes denken. Über ihn steigen alle hinweg. Ihn sieht niemand. Seine Hände sind leer. Niemand hört sein Weinen in der Nacht. Nichts will sich fügen in seinem Leben. Er liegt hier. Er hatte keine Chance. Er hat keine Energie das zu ändern. Es wird so bleiben, denkt er. Das hat er zu oft erfahren. Er ist es leid.
Ein Armer aber mit Namen Lazarus lag vor seiner Tür, der war voll von Geschwüren und begehrte sich zu sättigen von dem, was von des Reichen Tisch fiel, doch kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren.

Welches Team bist du? Team Brokatmantel? Oder Team Armut? Ich bin auf jeden Fall das Team Empörung. Über den Reichen. Ich bin das Team Mitleid mit dem Armen. Aber wenn ich darüber nachdenke, dann bin ich das nur emotional. Faktisch gesehen und im Vergleich zu den meisten Menschen in dieser Welt bin ich das Team Reichtum. Also Brokatmantel. So wie ich leben kann - sauber, sicher, aufgehoben, satt, trocken, mit Wasser und Energie versorgt, im Frieden, gut angezogen - lebt nur der kleinere Teil dieser Welt. Wir sind es, die mit all dem, was unseren Reichtum ermöglicht und sichert, gehobenen Fußes über andere vor unserer Schwelle hinweg steigen. Meistens fühlt sich das sichere Leben gut an. Solange die Person da vor der Tür nicht in meinen Blick gerät. Solange mir die Armut nicht in Erinnerung kommt. Es fühlt sich an als gäbe es keine andere Chance für mich. Ich bin eben hier und so geboren. Welche sind reich. Welche sind arm. Das ist ja auch relativ, reich oder arm im Vergleich zu wem und beide hängen miteinander zusammen, das weiß ich. Es scheint mir unwahrscheinlich, dass ich das ändern könnte. Also was, Jesus? Noch nichtmal einen Namen hat der Reiche bekommen. Er hat es im Leben gut, kann unbekümmert sein - wie schön für ihn - und dafür droht ihm Jesus mit dem danach? Mit der Hölle? Es steht übrigens kein Wort darüber da, was für ein Mensch er war. Vielleicht war er nett und mildtätig?
Nur der Arme hat einen Namen. Das erscheint mir aber auch gerecht. Denn die Namen derer, die wir üblicherweise als Reiche werten, die kennen wir gut. All die berühmte Schönen und Reichen, wir kennen ihre Automarke, ihre Konfektionsgröße, das Gewicht ihrer Brustimplantate und den Namen ihres Cheffriseurs. In jeder Zeitung stehen ihre Namen und die noch so unbedeutendsten Erlebnisse ihres Lebens. Die Namen der Millionen Armen, der ungezählt Verhungerten dagegen kennt niemand. Niemand nennt sie, wenn sie sterben. Sie haben keinen sozial media Kanal und keinen Stern auf dem Walk of Fame. Aber auch bei Lazarus steht nicht, was für ein Mensch er war und was ihn ausmachte. Ober er ein guter Mensch war oder ein fieser Kerl. Wie kam es dazu, es es ihm so schlecht ging in seinem Leben? Es wird nur berichtet, dass er ziemlich viel herum lag, auch in den Tod wird er getragen (von Engeln) und liegt dann in Abrahams Schoß. Während der namenlose Reiche einfach stirbt, allerdings wenigstens ein Begräbnis hat und dann aber in der Hölle landet. An einem Ort der Qualen und der Pein. Es ist ein schwarz-weiß Bild. Eines, das mich provozieren soll (oder, Jesus?) und das tut es auch. Automatisch falle ich - genauso ist die Erzählung gestrickt - in die Rolle der Reichen, denn es gibt tatsächlich viel viel ärmere Leute als ich. Aber auch deutlich reichere, protestiert es in mir. Automatisch erscheint der reiche Mensch als schlechter Mensch und er hat keine Chance mehr, der Hölle zu entrinnen, weil er reich ist. Und der arme Mensch, der apathisch geschildert wird, kraftlos und widerstandslos, ist der Sympathieträger, der Gute in der Geschichte, der sich nicht wehren kann und der betrogen worden ist um sein Leben. Er wird von Gott auf erdenklichste Weise getröstet am Ende der Zeit. Was aber auch ein bitterer Trost ist, oder? Gott hat diese ungleichen Zustände zu Lebzeiten nicht durchbrochen. Warum? Hätte er ihn nicht zu Lebzeiten an einen anderen Ort tragen können, wo es schöner ist als auf der Schwelle eines Hauses, in dem es alles gab, was er nicht haben könnte? Ist es also eher eine Frage an Gott? Wieso, Gott? Wieso?





Wenn ich die ganze Szene einmal wie eingefroren von außen betrachte, dann fällt mir auf: die beiden reden nicht miteinander. Sie nehmen einander nicht in den Blick. Sie leben wie in unterschiedlichen Welten im gleichen Raum. Die Kluft, die später als unüberbrückbar beschrieben wird - zwischen Himmel und Hölle, wo man nicht mehr hin und her kommt - diese Kluft, die ist ein Erdenprodukt. Hier auf der Erde gibt es Himmel und Hölle (!!), zwischen denen es so gut wie unmöglich erscheint, hin oder her zu kommen.
Ich stelle mir vor, eines Tages hätte der Namenlose angehalten. Vielleicht erstmal nur weil er genervt gewesen wäre. Und es hätte ihn fast nichts gekostet. Er hätte sich mit dem wallenden Mantel unter dem Hintern auf die Treppe gehetzt und hätte Lazarus lange angesehen. Erstmal nur geguckt. Vermutlich hätte der sich gefürchtet. Ungesehen hieß auch unbehelligt. Sie hätten sich angesehen. Nur gesehen. Noch nichtmal was gesagt. Ich glaube nicht, dass der Reiche noch einen weiteren Tag in gleicher Weise über Lazarus gestiegen wäre. Oder ich stelle mir vor, dass Lazarus, obwohl er es schon so oft probiert hatte, doch noch aus irgendeiner Falte seines Inneren die Kraft genommen hätte, aufzustehen, als die Duftwolken auf ihn zukam und kurz bevor der andere den Fuß hob. Dass er aufgestanden wäre, genau vor dem Namenlosen, der über ihn hinweg steigen wollte und ihn nun ansah. Dass Lazarus sich auch nicht in den Weg stellte, nur seine Augen auf die Höhe des anderen hob. So dass es für diesen einen Moment kein oben und unten, kein herabsehen und hinaufsehen mehr gab.
Und warum haben sie das nicht schon längst getan, frage ich mich. Warum haben wir das nicht schon längst getan? Warum habt ihr das nicht schon längst getan, fragt Jesus.
Denn durchbrochen ist die Denkweise, dass alles immer so bleiben muss und Tod und Ende auch Tod und Ende sind, durchbrochen ist die Denkweise von Sklavenschaft des Menschen - von Jesus! Durchbrochen hat Gott immer wieder mit seinen Worten die Decke des Himmels. Es ist als ob alles da läge, was wir zu einer Lösung bräuchten und doch ist es uns auf eine schmerzende Weise nicht verfügbar, nicht zugänglich.
Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. Abraham aber sprach: Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören. Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde.
Aber wir!? Wir hören doch!? Oder!?


CREDO
ich glaube an gott
der die welt nicht fertig geschaffen hat
wie ein ding das immer so bleiben muss
der nicht nach ewigen gesetzen regiert
die unabänderlich gelten
nicht nach natürlichen ordnungen
von armen und reichen
sachverständigen und uniformierten
herrschenden und ausgelieferten
ich glaube an gott
der den widerspruch des lebendigen will
und die veränderung aller zustände
durch unsere arbeit
durch unsere politik
ich glaube an jesus christus
der recht hatte als er
"ein einzelner der nichts machen kann"
genau wie wir
an der veränderung aller zustände arbeitete
und darüber zugrunde ging
an ihm messend erkenne ich
wie unsere intelligenz verkrüppelt
unsere fantasie erstickt
unsere anstrengung vertan ist
weil wir nicht leben wie er lebte
jeden tag habe ich angst
dass er umsonst gestorben ist
weil er in unseren kirchen verscharrt ist
weil wir seine revolution verraten haben
in gehorsam und angst
vor den behörden
ich glaube an jesus christus
der aufersteht in unser leben
dass wir frei werden
von vorurteilen und anmaßung
von angst und hass
und seine revolution weitertreiben
auf sein reich hin
ich glaube an den geist
der mit jesus in die welt gekommen ist
an die gemeinschaft aller völker
und unsere verantwortung für das
was aus unserer erde wird
ein tal voll jammer hunger und gewalt
oder die stadt gottes
ich glaube an den gerechten frieden
der herstellbar ist
an die möglichkeit eines sinnvollen lebens
für alle menschen
an die zukunft dieser welt gottes
amen.
© Dorothee Sölle

Und der Friede Gottes, der höher ist, als unsere Vernunft, der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe. Amen.


Sonntag, 12. Juni 2022

Gott schmuggelt

... Predigt für Menschen, die vor Zeiten konfirmiert wurden...


Zu einem Weisen kam einer und klagte: Ich suche nun so viele Jahre nach Gott und kann ihn nicht finden. Der Weise sah ihn freundlich an und erzählte:

Es war einmal ein Mann namens Nasruddin. Er ging immer hin und her über die Grenze, an verschiedenen Zollstellen, einmal mit einem Esel, einmal auch mit zweien oder dreien. Auf den Eseln transportierte er große Lasten Stroh.

Die Zöllner wussten, dass er ein bekannter Schmuggler war, und so durchsuchten sie ihn immer wieder, stachen mit Stöcken in die Strohballen, und manchmal verbrannten sie das Stroh und suchten in der Asche nach dem, was er schmuggelte. Aber sie fanden nie etwas, und Nasruddin wurde reicher und reicher.

Schließlich wurde er alt, zog in ein anderes Land und setzte sich zur Ruhe. Dort begegnete ihm einer der früheren Grenzwächter und sagte: „Nasruddin, jetzt könnt Ihr es mir ja sagen. Was habt Ihr geschmuggelt, das wir nie gefunden haben?“ Nasruddin lächelte und antwortet: „Esel!“

Siehst du, sagte der Weise, so sucht mancher nach Gott, und Gott ist vor seinen Augen.

(Quelle: Typisch! Kleine Geschichten für andere Zeiten)


„Mit der Kirche hat er´s nicht so!“, sagen manchmal die Leute zu mir oder (entschuldigend): „Ich bin jetzt nicht so der Gottesdienstgänger“. Soll heißen… Ja, was soll das eigentlich heißen? Geht es denn darum, möglichst oft in der Kirche gewesen zu sein?  Kommt Gott nur, wenn ich besonders oft bete? Was ist damals bei meiner Taufe eigentlich passiert? Und was habe ich da zugesagt, als ich gut und deutlich mit meinen Mitkonfirmanden „Ja“ gerufen habe, als der Pfarrer eine Frage stellte, die ich vermutlich schon wieder vergessen habe. Aber „Ja“ musste ich sagen, das weiß ich noch, und es hatte was mit Gott zu tun und mit der Kirche und seitdem gehöre ich dazu. Und was heißt jetzt  schon wieder dazu gehören? Wer gehört denn dazu? Jemand der eine Gebühr als Mitglied zahlt? Kann man denn das Christsein wieder ausziehen wie eine alte Jacke? Verschwindet Gott einfach nur weil man nicht an ihn denkt? Was wäre das denn für ein Gott? Und wo war Gott in all den letzten Jahren?

Ihr schaut auf eine ganze Menge Lebensjahre zurück. Die Kindheit und Jugend war für manche eine schlimme Zeit, hart, manchem hat die Liebe gefehlt und mancher die Anerkennung, manche erinnern sich aber an wirklich glückliche Zeiten, an Angenommenen und Geliebtsein. Und würden sich eure Eltern an euch als Kinder und Jugendliche erinnern, dann würden sie sich vielleicht erinnern, dass sie überlegt haben, ob ihr denn durchs Leben kommen werdet, ob ihr was machen werdet aus eurem Leben. Unbeholfen und unsicher, unerfahren. Und doch eine ganze Person voll Energie, an Liebesfähigkeit und an Entwicklungsfähigkeit - so hat Gott Dich ins Leben geschickt. Dann kam das Leben. Dann kam Liebe und Schmerz. Kampf und Tapferkeit, Ängste und Trauriges. Abschiede. Gewinne. Partner. Partnerin. Lehre. Arbeit. Familie. Keine Familie. Singen, Tanzen, Freunde/innen haben. „Ja“ sagen und manchmal die Wahrheit runterschlucken, „nein“ sagen und Schelte bekommen. Keiner tut immer nur eines davon. Manchmal warst du müde, manchmal voll Energie. Machmal warst du entschlossen, manchmal zögerlich. Manchmal warst du beliebt, manchmal das dritte Rad am Wagen. Manches hat dich erfüllt, manches hat dich verletzt. Dir war vieles wichtig. Und vieles davon stellte sich später als  viel weniger wichtig heraus als du dachtest. Gedanken, Fragen, Entscheidungen… und dazwischen schmuggelte einer Esel in deinem Leben hin und her. Gott hat eine unscheinbare Art, das Leben zu gestalten. Er schickte dir seine Esel in einer Umarmung. In einem aha-Effekt, er schickte dir den letzten Mut für einen mutigen Schritt und half deinem Handrücken, die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Er kam als weißer Fliederduft und wirbelte dich umher in einem flotten Tänzchen. Er legte seine Hand auf deine Schulter als du an einem Grab standest und auf seinem Arm kamst du durch finanziell enge Zeiten. Und in all den Jahren hast du gemerkt:







Wenn es Pfingstzeit wird

blüht der Holunder und

ein Rest von weißem Flieder liegt noch in der Luft.

Der Jasmin sendet süße Düfte und die

Pfingstrosen schwelgen in ihren Farben. 

Das tun sie solange du denken kannst

immer und immer wieder

blüht der weiße Flieder,

blühen Holunder und Jasmin

und solange du warst und sein wirst

- so sicher wie Flieder und Jasmin -

sind Gottes gute Geister bei dir,

(sind wie immer gewesen!),

fliegen seine Engel neben deinem Weg,

(wie seit deiner Geburt!),

legt Gott unsichtbar seine warme Hand auf dich

(wie immer schon und für ewig). 


Einmal hat einer einen Spruch für dich ausgesucht. Damals zur Konfirmation. Euch, den Gnadenkonfirmanden habe ich den alten Spruch von damals heraus gesucht, wir werden sie nachher hören. Euch, den Platin-Konfirmanden habe ich einen anderen Spruch eingedruckt. Bitte nehmt ihn alle mit auf Eure Lebenswege, die weiter gehen. Er ist ganz einfach. Er heißt: „Gott hat dich zuerst geliebt!“. Denn das geht jedem Deiner Schritte voraus und da wo du denkst, es gäbe keine schritte mehr, da hat Gott schon einen voraus getan. Gott hat dich zuerst geliebt. Er hat Pläne für dich. Er hält Dich. Er ist keine Jacke, die du ausziehen kannst. Er ist einfach da - bereit zu einer Begegnung. Jeden Tag da - wegen deines „Ja“ zu ihm.  Bei Gott sind Versprechen etwas ewiges. Er bleibt dabei. Amen


Ein LIED vom weißen Flieder! - hier klicken



Samstag, 4. Juni 2022

Wer wenn nicht wir...

 Weißt du noch, wie alles angefangen hat?





Begonnen hat es für dich 2020.

Mit einem Kennenlernen, neuen Leuten begegnen, 

vielleicht zum ersten Mal, ohne sich richtig körperlich, 

live, in echt treffen zu können,

den anderen atmen zu hören oder

seine Bewegungen am Lufthauch zu spüren.

Irgendwie etwas eigenartig war das.

Was würde das für eine Zeit werden?

2020 und 2021…- kleine Kacheln auf dem Bildschirm:

Konfiunterricht, Schule, Hobbies alles digital.

Du bist geblieben. Trotzdem. 

Du hast dich so großartig durch diese Zeit gebracht. 

Darauf kannst du stolz sein.

Und dann endlich 2022. Endlich geht wieder was.

Zusammen weg fahren. Sich treffen. Auf einer Bank gemeinsam sitzen. 

Sich nahe in die Augen sehen.

Zusammen lachen und quatschen.

Du hast gelernt mit deinen Augen zu sprechen.

Masken zu tragen und dich trotzdem nicht zu verstecken. 

Du bist beinahe schon fast erwachsen geworden und hast dich nicht abhalten lassen, 

Freundlichkeit zu lernen, Vertrauen zu behalten, 

auch wenn du manchmal ganz eingeschränkt wurdest in allem.

Deine Lebensfreude hast Du unbändig festgehalten.

Und manche dachten mit angehaltenem Atem, 

ob die Lebensfreude verloren gehen würde in solchen Zeiten. 

Und darum, vielleicht darum, hast du die Lebensfreude besonders fest gehalten. 

Du hast hoffentlich Hilfe gefunden, wo dir das nicht möglich war. 

Wo einmal auch Schatten kamen. 

Du hast Pläne gemacht, und dich nicht aufhalten lassen von Regeln, 

du hast einfach drumherum gelebt. Du hast trotzdem gelebt.

Wie der Löwenzahn durch den Asphalt wächst, hast du dein Leben durchwachsen lassen. 

So haben wir das alle getan und es wurde Leben daraus, wenn auch auf verrückte Weise. 

So stark ist das Leben!

Du warst spontan, wo keine Pläne möglich waren. 

Und über die Schatten, die kamen bist du einfach gesprungen. 

Hätt nie gedacht, dass wir mal so weit komm’n. es kann so leicht sein, sich zu verlier’n…

Doch bei einem weiß ich, der bleibt bei mir. 

Wir geh'n zusamm'n durch alle Zeiten. 

Was auch passiert, wir beide bleiben, wir bleiben zusammen. 

Für mich weiß ich das, dass es den gibt - Gott, der mit mir durch alle Zeiten geht, 

selbst auch durch die verrücktes Dinge hindurch, 

er lässt sich keine Sekunde abhalten davon, für mich da zu sein. 

Egal wie krass das Leben ist. 


Begonnen hat es 2020. 

Konfirmandenunterricht hat da angefangen und merkwürdige Zeiten auch, 

viele Veränderungen in unserer Welt. 

Und an manchen Tagen hast du angefangen, die ganz kleinen Dinge zu schätzen. 

Jemand in echt sehen. Mit mehr als zwei Personen zusammen sitzen. 

Eine Freundin haben. Einen Freund haben. Menschen haben, die dir zuhören. 

Einen Ort haben, an dem du zu Hause bist. 

Und jetzt: wieder die Hände drücken, sich in den Arm nehmen. 

Und alle und alle, die sagten das würde nie wiederkommen, lagen Gott sei Dank falsch. 

Sag mir, wo, wenn nicht hier? Fangen wir an, zu begreifen, dass die kleinen Dinge reichen? 

Wenn einer dich anschaut. Wenn eine nicht weg geht.

Einander haben. 

Dass morgen auch noch ein Tag ist.

 Das sind eigentlich kleine Dinge und sie wurden uns ganz groß.


Ob du das mitnehmen wirst in dein Leben? 

Dass dich so schnell nichts umhaut? 

Dass du die anderen brauchst - mehr als nur ein paar Klicks und Memes, 

mehr als in einer Sprachnachricht oder einem Emoji. 

Dass die Welt nicht selbstverständlich ist. 

Dass Normalität nicht selbstverständlich ist. 

Dass Frieden nicht selbstverständlich ist. 

Dass du selbst etwas bewegen kannst. 

Dass nur du die Welt besser machen kannst. 

Dass die Welt dich braucht. Genau dich. 

Und dass du etwas brauchst: 

dass du zuversichtlich sein kannst im größten Chaos, 

dass du Hoffnung im Herzen tragen kannst im Schattenreich, 

dass du geliebt bist. 


Gott, ich möchte dir für das alles danken. 

Für dich ist mir kein Weg zu weit. 

Und steh ich kopf, drehst du mich wieder um. 

Was sich auch ändert, es ändert nichts an uns. 

Ich dachte schon, es kann so leicht sein, sich zu verlier’n - doch bei dir weiß ich, 

Gott, Vater, Mutter, guter Geist in mir: du bleibst bei mir

Wer, wenn nicht wir geh'n zusamm'n durch alle Zeiten. 

Was auch passiert, wir beide bleiben, wir bleiben.

Amen.



(direkt auf diesen Satz klicken)

.... Gott gibt sich in Deine Hände...

 Predigt über "Geistwasser"  im Universitätsgottesdienst der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Rahmen der Predigtreihe...