Samstag, 29. Februar 2020

Predigt zu den 7 Bibeltexten der Fastenaktion
"Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus."


                                                                                                               (Bild Bieler Tageblatt, 3.7.2018)



Montag früh steige ich in den Zug.
Die ganzen schönen Pläne sind im Eimer.
Meine Pläne und ihre Pläne.
Die beiden wollten seit drei Tagen ihren Umzug vorbereiten, Schränke leeren und Kisten packen.
Es blieb kaum noch Zeit.
Nun liegt er krank und unfähig aufzustehen im Bett.
Uns bleiben keine 48 Stunden, die Möbel leer zu räumen
und nur eine Woche, die Wohnung zu räumen.

Und Jesus spricht zu dir:
Sorge dich nicht um das Leben. (Lukas 12)

Zwei Stunden später betrete ich die winzige Wohnung.
Sie ist zu gestellt mit ersten Kisten und bis an die Decke mit Büchern und Regalen. 
Er ist sehr krank geworden, sie muss ihn pflegen. 
Wer hätte auch weiterpacken sollen?
Es ist kaum Platz, um irgendwo zu stehen.
Wie das so ist, wenn man alles zusammenpackt
und die Wohnung viel zu klein ist.
Morgen Abend soll alles raus sein.
Zumindest ein großer Teil.
Und jetzt ist alles voll.
Kein Land in Sicht.
Unglaublich, 
dass wir beiden Frauen das schaffen sollen.
Dazwischen noch der hustend fiebernde Kranke.
Und Sorgen.
Auch kistenweise.
Unmöglichkeiten so weit das Auge reicht.
Und wir?
Erst hängen sie ganz schön an uns dran, 
diese SorgenKisten und Unmöglichkeiten. 
Und dann fangen wir einfach an.
Komm doch, bitte Gott, lass werden!

Da spricht Gott:
Fürchte dich nicht. Stehe fest und sieh zu, 
was für ein Heil der Herr an dir tun wird!“ (Exodus 14)

Zehn Tage später stehen wir mit krummen Rücken, 
müde und stolz in den leeren Zimmern und staunen. 
Keine Ahnung wie wir das geschafft haben
mit 200 km zwischen uns jeden Tag.
Das Unmögliche ist geworden.
Wir haben es ihm zugetraut, dass es werden könnte.
Sehr wage.
Eigentlich sogar total irre.
Nicht sicher.
Lediglich hoffnungsvoll.
Mit Zutrauen.
Und Hilfe kam. Und Kräfte kamen. Und Mut kam. 

Gott spricht:
Sollte mir etwas unmöglich sein? (Gen 18)

Menschen, die nur noch wage etwas wissen,
begegnen mir in letzter Zeit öfter.
Die lediglich etwas hoffen.
Wo die kleine Pflanze Hoffnung irgendwo unter der Kiste mit den Sorgen 
im Finstern stille und ungesehen bohrt.
Unmöglichkeiten aller Art scheinen sich bis zum Horizont zu erstrecken. 
Den Pinsel halten sie in der Hand.
Und tünchen.
Mit schwarzer Farbe.
Schwarzmaler.
Entmutigte.
Hilflose. Ängstliche.
Ihr Farbe kleckert überall hin.
Manchmal auch auf meine Gedanken.
Da kann man plötzlich selber schwarz sehen.

"Ich wartete auf das Gute und es kam das Böse; 
ich hoffte auf Licht und es kam Finsternis“, sagt Hiob, 
über dessen schweres Schicksal die Bibel erzählt, 
„Meine Haut ist schwarz geworden.“ (Hiob 30)

Und trotzdem wird dieser Hiob kein Schwarzseher.
Er sieht ganz klar alles Nichtgelingen.
Und seine Freunde diskutieren sich die Köpfe heiß über Schuld und über das Warum.
Über Nichtverstehen. Über Nichtakzeptieren. 
Über ihre Hilflosigkeit.Über Ohnmacht.
Und sie schütteln die Köpfe über Hiob.
Der zwar leidet an einem Gott, der so etwas zulässt
- und der dennoch trotzdem hofft.
Einfach weitermacht.
Mit hoffen und zutrauen.
Nicht aufhört.
So wie er mit atmen und leben nicht aufhört.
Der Gott nicht loslässt. Im hoffen und beten.
Vielleicht betete er wie wir mit den alten Psalmen:

Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.
Denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz, 
dass ich gewiss nicht wanken werde. (Ps 62)

Der Hannoversche Bischof besuchte vor einiger Zeit Christen in Syrien. 
Mitten im Krieg. Mitten in den Trümmern. Mitten in aller Zerstörung. 
Mitten in dem klaren Beweis, das Gott ihre Gebete wohl nicht gehört hatte. 
Ihre Gebete und ihre Bitten, ihr Schreien. 

Gott sagt: 
Wer mich bittet, der empfängt 
und wer bei mir anklopft, dem wird aufgetan. (Mt 7)

Die syrischen Christen saßen zusammen und beteten und lasen in der Bibel, 
wenn sie noch eine hatten, aber vor allem kümmerten sie sich umeinander 
und sie erschienen dem deutschen Bischof unerklärlich stark hoffnungsvoll. 
Befragt wie sie trotz all dessen so voll Hoffnung seien, waren sie erstaunt. 
Wer wenn nicht wir Christen?, sagten sie erstaunt. 
Wir haben doch die Botschaft der Zuversicht. 
Dem Bischof standen die Tränen in den Augen angesichts dieser Hoffnung, 
dieses Vertrauens. 
Diese Menschen hätten allen Grund gehabt, 
jede Sekunde ihres Dasein schwarz zu malen. 
Sie taten es nicht. 
Aus einer tiefen Hoffnung heraus.

Diese Hoffnung auf eine unsichtbare Zukunft 
auf eine Welt, die besser wird,
auf Verzeihen und Umkehr, auf Trost und Heilung,
auf Liebe, die alles überwindet,
die nehmt heute mit.

Was ist Hoffnung auf etwas, das man schon sieht?
Wenn du auf etwas hoffst, das du noch nicht siehst, 
musst du nur mit Geduld und Zuversicht darauf warten.
Der Heilige Geist hilft dir in deiner Schwäche. 
Denn manchmal weißt  du ja nicht einmal, worum oder wie du beten sollst. 
Doch der Heilige Geist betet für dich mit einem Seufzen, 
das sich nicht in Worte fassen lässt.
Und der Vater, der alle Herzen kennt, weiß, was der Geist sagt, 
denn der Geist bittet für dich, weil du zu Gott gehörst. (Röm 8)

Du hast mehr Hoffnung als du ahnst
Du bist mutiger als du glaubst
stärker als du scheinst
klüger als du denkst
wertvoller als du meinst
geliebt und gehalten
du bist getauft mit Zuversicht. 
du bist Wort des lebendigen Gottes.
Amen.


Und der Friede Gott, der höher ist als unsere Vernunft, 
der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe. Amen


und noch ein Lied für dich:

Samstag, 15. Februar 2020

Predigt darüber was das Wort Gottes ist


Predigttext aus dem Buch des Propheten Ezechiel:
2; 1 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, stelle dich auf deine Füße, so will ich mit dir reden. 2 Und als er so mit mir redete, kam der Geist in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte dem zu, der mit mir redete.3 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sende dich zu den abtrünnigen Israeliten und zu den Völkern, die von mir abtrünnig geworden sind. Sie und ihre Väter haben sich bis auf diesen heutigen Tag gegen mich aufgelehnt. 4 Und die Kinder, zu denen ich dich sende, haben harte Köpfe und verstockte Herzen. Zu denen sollst du sagen: »So spricht Gott der HERR!« 5 Sie gehorchen oder lassen es – denn sie sind ein Haus des Widerspruchs –, dennoch sollen sie wissen, dass ein Prophet unter ihnen gewesen ist.  6 Und du, Menschenkind, sollst dich vor ihnen nicht fürchten noch vor ihren Worten fürchten. Es sind wohl widerspenstige und stachlige Dornen um dich, und du wohnst unter Skorpionen; aber du sollst dich nicht fürchten vor ihren Worten und dich vor ihrem Angesicht nicht entsetzen – denn sie sind ein Haus des Widerspruchs –, 7 sondern du sollst ihnen meine Worte sagen, sie gehorchen oder lassen es; denn sie sind ein Haus des Widerspruchs. 8 Aber du, Menschenkind, höre, was ich dir sage, und widersprich nicht wie das Haus des Widerspruchs. Tu deinen Mund auf und iss, was ich dir geben werde. 9 Und ich sah, und siehe, da war eine Hand gegen mich ausgestreckt, die hielt eine Schriftrolle. 10 Die breitete sie aus vor mir, und sie war außen und innen beschrieben, und darin stand geschrieben Klage, Ach und Weh. 
3; 1 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, iss, was du vor dir hast! Iss diese Schriftrolle und geh hin und rede zum Hause Israel! 2 Da tat ich meinen Mund auf und er gab mir die Rolle zu essen 3 und sprach zu mir: Du Menschenkind, gib deinem Bauch zu essen und fülle dein Inneres mit dieser Schriftrolle, die ich dir gebe. Da aß ich sie, und sie war in meinem Munde so süß wie Honig. 




„Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg. “ 
- welch starkes Bild!
Gottes Wort, das meine Schritte sicher macht,
als wäre das Wort Gottes wie eine Lampe an 
meine Waden gebunden um jeden meiner Schritte 
zu beleuchten und zu behüten,
vielleicht auch zu lenken,
sicher aber, mich fest zu machen. Auf gute Wege zu bringen.

Gottes Wort ist wie ein Same, das der Sämann auswirft.
Gottes Wort ist etwas zum Teilen. So wie Jesus sich teilt.
Als großes starkes lebendes Wort Gottes - sichtbar wie eine Lichtsäule in der Nacht. 
Eindeutig. Klar. Unmissverständlich. Deutlich. 
Selig sind die Friedensstifter. Direktes Wort.
Gottes Wort ist etwas, das wachsen lässt. 
Gottes Wort wird nicht einfach behalten. 
Gottes Wort fällt auf jegliches Feld.

„Gottes gutes Wort“ ist so eine Redensart.
„DAS Wort Gottes.“
Aber was ist das? Was ist denn das: Das Wort Gottes?
Was denkst du, was „das Wort Gottes“ ist?
Ein einziges Wort. Sagen manche. Vielleicht das Wort Liebe.
Die Bibel. Sagen andere. Jedes einzelne Wort darin.
Jesus ist das Wort Gottes. Sagen auch einige.
Zu Gottes Wort könnten meine Taten werden.
Gottes Wort bin ich manchmal für andere.
Gottes Wort hat Kraft.
Gottes Wort mischt sich ein.
Gottes Wort ergreift Partei.
Gottes Wort trägt.
Gottes Wort bewegt.
Gottes Wort trifft.

Eine Mann namens Ezechiel traf es direkt. Mit voller Wucht.
Er beschreibt es später als wäre das Wort Gottes eine Speise, die er zu essen bekam: 
Gott stellte ihn zuerst auf die Füße. Standfest. Sicher. Er richtete ihn auf.  
Und ohne es weiter zu besehen und ohne Bedenkzeit,
Verhandlungen und Widerspruch oder Rückgaberecht
nimmt er es zu sich. Das Wort Gottes. Wie etwas zu essen.
Keine Ahnung, ob er dieses Wort brauchen kann, das er da in sich aufnimmt. 
Keine Ahnung, was das mit ihm machen wird.  Es ist ihm sogar unheimlich.
Denn Gottes Wort ist kein Naschwerk, soviel weiß er.
Gottes Wort kann treffen. Es kann das eigene Leben betreffen. 
Die eigenen Schwächen. Die eigene Schwachheit sogar.
Den eigene Willen. Das eigene Wollen. 
Das Wort Gottes kann auch Verzicht bedeuten und Rücksicht, 
Weitherzigkeit. Nachsicht, Güte, Vergeben, Abgeben.
Keine leichte Kost. Das weiß der Mann Ezechiel.

So viel Widerspruch überall. Sagt Gott. 
Wie ein ganzes Haus von Widerspruch sind die Menschen zu meinem Wort.
Aber Du iss. Bitte. Ohne Zagen.  Ezechiel isst. Es ist ihm süß. 
Später wird er merken: es ist süß, aber nicht immer leicht verdaulich. 
Immer dann nicht, wenn es ernst wird. 
Gott sagt ihm ganz offen: harte Köpfe haben die Menschen. Sie sind hart geworden. Verstockte Herzen haben die Menschen. Uneinsichtig. Verschlossen sind sie geworden. 
Sie sind voller Widerspruch. Auch zu meinem Wort.
Aber nichts hält mich davon ab, trotzdem zu ihnen zu sprechen. 
Non stop fliegen meine Worte wie Tau-Enden zum Andocken in ihre Richtung. 
Hier ist mein Wort. Nur für dich.  
Ezechiel schluckt es wie eine Medizin. 
Es wird ihm zum Anker. 
Er wird Esser des Wortes. Später wird er Täter des Wortes.
Sprecher des Wortes Gottes. Sprachrohr Gottes.
Wortverteiler.
Worte in die Herzen - Verteiler.
Wie Verbandspächcken, die genau dann da sind, 
wenn es soweit ist und die Wunde aufbricht.
Wie Durstlöscher im Rucksack in Trockenheit und Ödnis.
Dann, wenn es soweit ist. Dann können Gottes Worte Leben retten 
oder die Würde oder das Gesicht oder die Hoffnung.

Deutschland 1939. Seine Bibel durfte er nicht mitnehmen. Aber Worte Gottes sind bei ihm: 
"Bibelverse hallen über das Außengelände des Konzentrationslagers Buchenwald, 
als sich die Häftlinge zum Morgenappell versammeln. 
„So spricht der Herr. Ich bin die Auferstehung und das Leben“, bekennt  Paul Schneider, 
der „Prediger von Buchenwald“, lautstark. Mit Schlägen versuchen die Nazi-Schergen den
Rufenden einzuschüchtern. Am Ostersonntag soll er sich trotz größter Schmerzen an den
Gitterstäben seiner Zelle hochgezogen und tausenden Häftlingen auf dem Appellplatz zugerufen haben: „Kameraden, hört mich. Hier spricht Pfarrer Paul Schneider. Hier wird 
gefoltert und gemordet. So spricht der Herr: ‚Ich bin die Auferstehung und das Leben!‘“ 
Weiter kommt er nicht. 

„Da kam der Geist in mich und stellte mich auf meine Füße
Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sende dich zu den Völkern. 
Zu denen sollst du sagen: »So spricht Gott der HERR!“

Iran 2014. Karim und Amira holen den zerknitterten Zettel aus der Tasche. 
Sie sind Umwege gelaufen in das Geheimversteck. Wenn sie jemand gesehen hat, 
dann  sind sie geliefert. Leise lesen sie Gottes Wort. Sie beten. Es sind nur wenige Worte, 
die sie kennen. Sie reichen. Als der Anruf kommt, fliehen alle auf verschiedenen Wegen. 
Sie holen die gepackten Koffer. Die Flucht wird Wochen dauern. Bis sie in Sicherheit sind.
Gottes Worte sind ihr Reisegepäck. In Deutschland werden sie sich endlich taufen lassen 
können.

„Du Menschenkind, gib deinem Bauch zu essen 
und fülle dein Inneres mit diesen Worten, die ich dir gebe. 
Da aß ich sie, und sie waren in meinem Munde so süß wie Honig.“

Welches wäre Dein Gotteswort, das du noch kennst, wenn du es mal brauchst? 
Nimm und iss, sagt Gott. Iss stetig. Hör nicht auf.
Lass meine Worte wie Regen sein, der dein Herz fruchtbar macht und wie Samen, 
die Früchte in dir wachsen lassen, die andere satt machen werden. 
Lass meine Worte Lampen sein, die deinem Fuß leuchten, wenn es finster bei dir wird. 
Du wirst es sehen, das Licht wird für viele reichen. 
Lass mein Wort dein Vorrat sein, dein Guthaben, deine gute Bank, 
das, was man zurücklegt dafür, wenn es soweit ist. 

Vielleicht für die im Haus des Widerspruchs, vielleicht um klare Worte zu sagen. Vielleicht um Liebevolles zu sagen. Vielleicht um dich zu schützen. Vielleicht für das Leben. Amen.


Und der Friede Gottes der höher ist als unsre Vernunft, 
der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe. Amen.




Samstag, 1. Februar 2020

Bilder von Gott

Predigt im Februar 2020


„Hat jemand ein Foto von Jesus gemacht?“, fragt ein Freund montags in unsere Gruppe, nachdem wir mit neun Leuten das Wochenende zusammen verbracht hatten. Im ersten Moment bin ich irritiert. „Hat jemand ein Foto von Jesus gemacht?“ Was ist denn mit dem los? Dann muss ich lachen. Mir fällt wieder das etwas kitschige glitzernde Wackelbild von Jesus ein, das jemand angeschleppt (und gut sichtbar durch die ganze Stadt getragen) hatte und das niemand so wirklich schön fand oder gar mit nach Hause nehmen wollte. Aber trotzdem. Ich hätte gerne ein Bild von Jesus gemacht, denke ich. Vielleicht am ersten Abend, als wir uns erzählten, wie es uns so ergangen ist in den letzten Zeiten. Oder am Ende als wir uns gegenseitig lustige und traurige und vor Heiligkeit knisternde Texte vorlasen und danach zur Musik von Sting das Brot miteinander brachen. Ich denke, dass Gott da war. Aber ein Foto habe ich nicht.  Auch nicht von Gott, wie er bei uns saß vor einigen Tagen, hier bei uns in der Kirche zur Trauerfeier. Wie er da mitten neben euch saß, einen Flügel auf eurer Schulter. Ich denke, dass er da war.  Aber ein Foto habe ich davon nicht.

Einige Zeit nach Jesu Tod gab es einen, der konnte mehr von Gott hören und sehen als wir uns vorstellen können. Er heißt Johannes.  Weitab von seinen Freunden muss er auf einer Insel leben. Abgeschnitten vom Leben. Vielleicht unsicher, wie es weiter geht mit ihm. Er ist dem Himmel nahe. So oder so. Und es haut ihn richtig um. Wie nahe Gott ihm ist. Welche Kraft darin steckt. Und gleichzeitig ist es so geheimnisvoll, kaum zu beschreiben. Er konnte auch kein Bild davon machen. Aber er hat es für seine Freunde aufgeschrieben:

„Ich, Johannes, euer Bruder, teile mit euch die Bedrängnis und die Hoffnung auf Gottes neue Welt und die Standhaftigkeit, die Jesus uns schenkt. Ich wurde auf die Insel Patmos verbannt, weil ich die Botschaft Gottes verkündet habe, alles, wofür Jesus als Zeuge einsteht. Am Tag des Herrn nahm der Geist Gottes von mir Besitz. Ich hörte hinter mir eine laute Stimme, die wie eine Posaune klang. Sie sagte: »Schreib das, was du siehst, in ein Buch, und schicke es an die sieben Gemeinden in Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea!« Ich wandte mich um und wollte sehen, wer zu mir sprach. Da erblickte ich sieben goldene Leuchter. In ihrer Mitte stand jemand, der aussah wie der Sohn eines Menschen. Er trug ein langes Gewand und hatte ein breites goldenes Band um die Brust. Sein Kopf und sein Haar strahlten wie weiße Wolle, ja wie Schnee. Seine Augen brannten wie Flammen. Seine Füße glänzten wie gleißendes Gold, das im Schmelzofen glüht, und seine Stimme klang wie das Tosen des Meeres. Er hielt sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Mund kam ein scharfes, beidseitig geschliffenes Schwert. Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne am Mittag. Als ich ihn sah, fiel ich wie tot vor seinen Füßen zu Boden. Er legte seine rechte Hand auf mich und sagte: »Hab keine Angst! Ich bin der Erste und der Letzte. Ich bin der Lebendige! Ich war tot, doch nun lebe ich in alle Ewigkeit. Ich habe Macht über den Tod und die Totenwelt. Schreib alles auf, was du soeben gesehen hast und was dir noch offenbart wird über die Gegenwart und über das, was in Zukunft geschehen wird. Du siehst die Sterne in meiner rechten Hand und die sieben goldenen Leuchter. Ich sage dir, was sie bedeuten: Die sieben Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden und die sieben Leuchter sind die Gemeinden selbst.«

„Hat jemand ein Foto von Jesus gemacht?“ hatte der Freund gefragt und ich habe ihm dann doch eines geschickt. Von dem Raum, in dem wir 2 Tagen zusammen waren und von den leeren Stühlen - bevor wir drauf saßen und uns zuhörten. Und ich denke an die Fotos einer Freundin. Sie macht Fotos von ihren Kopfkissen in Tagungshäusern, wo sie sehr oft auf Dienstreise, sozusagen immerzu in der Fremde ist. Vielleicht sind das auch Bilder von Gott, weil er in den Träumen ist und nahe bei ihrem Kopf wenn sie schläft. Und ein anderer Freund macht manchmal abends im Dunkeln auf seiner Abendrunde durchs Dorf  Bilder von seinem Haus aus dem das Licht leuchtet. Vielleicht sind es Fotos von seinem Haus, in dem Gott wohnt. 

Seinen Freunden, die in tiefer Bedrängnis sind, in Unsicherheit, Verfolgung, die manche Tage viele Tränen vergießen und tausend Seufzer und Angst haben, schickt Johannes ein Bild aus Worten. Seine Worte malen Bilder. Von Leuchtern und einem, der Sterne in der Hand hält und der Licht mit sich bringt. Die Leuchter stehen für die Orte, in denen die Freunde leben und da - mittendrin steht einer. Stark. Lichtvoll. Sterne in der Hand. Für Menschen am Rande ihres Vermögens, für welche wo der Alltag wie ein Durchzug durch die Fenster jagt, für welche, deren Angst vor den anderen mit ihnen davon galoppiert, schickt er ein Bild das ihnen ein stetes Licht zeigt - nicht fern, sondern direkt da wo sie sind. Und er zeigt ihnen seinen eigenen Trost. Wie er selbst zu Boden fiel und Gott ihn berührte und ihn aufrichtete:

„Er legte seine rechte Hand auf mich und sagte: »Hab keine Angst! Ich bin der Erste und der Letzte. Ich bin der Lebendige! Ich war tot, doch nun lebe ich in alle Ewigkeit.“

Wenn du es brauchst, wird er da sein…
„Über dir geht auf der Herr
und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“

Eines Tages geht es dir auf
dass er über dir ist
wie der Himmel
blau und weit
dass er über dir ist
wie Luftwirbel und sanfte Brisen
dass er über dir ist 
wie des Weltraums ewige Weiten
unendlich 
Eines Tages geht es dir auf
dass er über dir ist
wie etwas 
ohne das du nicht sein kannst

Mach doch mal ein Bild von deinem Haus im Dunkeln, wenn die Fenster leuchten oder von deinem Kopfkissen am Morgen, da wo dein Kopf lag mit all den Gedanken
oder eines von dem Raum, wo ihr neulich erst zusammen gesessen habt. Ich denke, dass Gott da war. Amen.


Und der Friede Gottes, der höher ist als unsre Vernunft, der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe. Amen



.... Gott gibt sich in Deine Hände...

 Predigt über "Geistwasser"  im Universitätsgottesdienst der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Rahmen der Predigtreihe...