Samstag, 15. Februar 2020

Predigt darüber was das Wort Gottes ist


Predigttext aus dem Buch des Propheten Ezechiel:
2; 1 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, stelle dich auf deine Füße, so will ich mit dir reden. 2 Und als er so mit mir redete, kam der Geist in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte dem zu, der mit mir redete.3 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sende dich zu den abtrünnigen Israeliten und zu den Völkern, die von mir abtrünnig geworden sind. Sie und ihre Väter haben sich bis auf diesen heutigen Tag gegen mich aufgelehnt. 4 Und die Kinder, zu denen ich dich sende, haben harte Köpfe und verstockte Herzen. Zu denen sollst du sagen: »So spricht Gott der HERR!« 5 Sie gehorchen oder lassen es – denn sie sind ein Haus des Widerspruchs –, dennoch sollen sie wissen, dass ein Prophet unter ihnen gewesen ist.  6 Und du, Menschenkind, sollst dich vor ihnen nicht fürchten noch vor ihren Worten fürchten. Es sind wohl widerspenstige und stachlige Dornen um dich, und du wohnst unter Skorpionen; aber du sollst dich nicht fürchten vor ihren Worten und dich vor ihrem Angesicht nicht entsetzen – denn sie sind ein Haus des Widerspruchs –, 7 sondern du sollst ihnen meine Worte sagen, sie gehorchen oder lassen es; denn sie sind ein Haus des Widerspruchs. 8 Aber du, Menschenkind, höre, was ich dir sage, und widersprich nicht wie das Haus des Widerspruchs. Tu deinen Mund auf und iss, was ich dir geben werde. 9 Und ich sah, und siehe, da war eine Hand gegen mich ausgestreckt, die hielt eine Schriftrolle. 10 Die breitete sie aus vor mir, und sie war außen und innen beschrieben, und darin stand geschrieben Klage, Ach und Weh. 
3; 1 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, iss, was du vor dir hast! Iss diese Schriftrolle und geh hin und rede zum Hause Israel! 2 Da tat ich meinen Mund auf und er gab mir die Rolle zu essen 3 und sprach zu mir: Du Menschenkind, gib deinem Bauch zu essen und fülle dein Inneres mit dieser Schriftrolle, die ich dir gebe. Da aß ich sie, und sie war in meinem Munde so süß wie Honig. 




„Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg. “ 
- welch starkes Bild!
Gottes Wort, das meine Schritte sicher macht,
als wäre das Wort Gottes wie eine Lampe an 
meine Waden gebunden um jeden meiner Schritte 
zu beleuchten und zu behüten,
vielleicht auch zu lenken,
sicher aber, mich fest zu machen. Auf gute Wege zu bringen.

Gottes Wort ist wie ein Same, das der Sämann auswirft.
Gottes Wort ist etwas zum Teilen. So wie Jesus sich teilt.
Als großes starkes lebendes Wort Gottes - sichtbar wie eine Lichtsäule in der Nacht. 
Eindeutig. Klar. Unmissverständlich. Deutlich. 
Selig sind die Friedensstifter. Direktes Wort.
Gottes Wort ist etwas, das wachsen lässt. 
Gottes Wort wird nicht einfach behalten. 
Gottes Wort fällt auf jegliches Feld.

„Gottes gutes Wort“ ist so eine Redensart.
„DAS Wort Gottes.“
Aber was ist das? Was ist denn das: Das Wort Gottes?
Was denkst du, was „das Wort Gottes“ ist?
Ein einziges Wort. Sagen manche. Vielleicht das Wort Liebe.
Die Bibel. Sagen andere. Jedes einzelne Wort darin.
Jesus ist das Wort Gottes. Sagen auch einige.
Zu Gottes Wort könnten meine Taten werden.
Gottes Wort bin ich manchmal für andere.
Gottes Wort hat Kraft.
Gottes Wort mischt sich ein.
Gottes Wort ergreift Partei.
Gottes Wort trägt.
Gottes Wort bewegt.
Gottes Wort trifft.

Eine Mann namens Ezechiel traf es direkt. Mit voller Wucht.
Er beschreibt es später als wäre das Wort Gottes eine Speise, die er zu essen bekam: 
Gott stellte ihn zuerst auf die Füße. Standfest. Sicher. Er richtete ihn auf.  
Und ohne es weiter zu besehen und ohne Bedenkzeit,
Verhandlungen und Widerspruch oder Rückgaberecht
nimmt er es zu sich. Das Wort Gottes. Wie etwas zu essen.
Keine Ahnung, ob er dieses Wort brauchen kann, das er da in sich aufnimmt. 
Keine Ahnung, was das mit ihm machen wird.  Es ist ihm sogar unheimlich.
Denn Gottes Wort ist kein Naschwerk, soviel weiß er.
Gottes Wort kann treffen. Es kann das eigene Leben betreffen. 
Die eigenen Schwächen. Die eigene Schwachheit sogar.
Den eigene Willen. Das eigene Wollen. 
Das Wort Gottes kann auch Verzicht bedeuten und Rücksicht, 
Weitherzigkeit. Nachsicht, Güte, Vergeben, Abgeben.
Keine leichte Kost. Das weiß der Mann Ezechiel.

So viel Widerspruch überall. Sagt Gott. 
Wie ein ganzes Haus von Widerspruch sind die Menschen zu meinem Wort.
Aber Du iss. Bitte. Ohne Zagen.  Ezechiel isst. Es ist ihm süß. 
Später wird er merken: es ist süß, aber nicht immer leicht verdaulich. 
Immer dann nicht, wenn es ernst wird. 
Gott sagt ihm ganz offen: harte Köpfe haben die Menschen. Sie sind hart geworden. Verstockte Herzen haben die Menschen. Uneinsichtig. Verschlossen sind sie geworden. 
Sie sind voller Widerspruch. Auch zu meinem Wort.
Aber nichts hält mich davon ab, trotzdem zu ihnen zu sprechen. 
Non stop fliegen meine Worte wie Tau-Enden zum Andocken in ihre Richtung. 
Hier ist mein Wort. Nur für dich.  
Ezechiel schluckt es wie eine Medizin. 
Es wird ihm zum Anker. 
Er wird Esser des Wortes. Später wird er Täter des Wortes.
Sprecher des Wortes Gottes. Sprachrohr Gottes.
Wortverteiler.
Worte in die Herzen - Verteiler.
Wie Verbandspächcken, die genau dann da sind, 
wenn es soweit ist und die Wunde aufbricht.
Wie Durstlöscher im Rucksack in Trockenheit und Ödnis.
Dann, wenn es soweit ist. Dann können Gottes Worte Leben retten 
oder die Würde oder das Gesicht oder die Hoffnung.

Deutschland 1939. Seine Bibel durfte er nicht mitnehmen. Aber Worte Gottes sind bei ihm: 
"Bibelverse hallen über das Außengelände des Konzentrationslagers Buchenwald, 
als sich die Häftlinge zum Morgenappell versammeln. 
„So spricht der Herr. Ich bin die Auferstehung und das Leben“, bekennt  Paul Schneider, 
der „Prediger von Buchenwald“, lautstark. Mit Schlägen versuchen die Nazi-Schergen den
Rufenden einzuschüchtern. Am Ostersonntag soll er sich trotz größter Schmerzen an den
Gitterstäben seiner Zelle hochgezogen und tausenden Häftlingen auf dem Appellplatz zugerufen haben: „Kameraden, hört mich. Hier spricht Pfarrer Paul Schneider. Hier wird 
gefoltert und gemordet. So spricht der Herr: ‚Ich bin die Auferstehung und das Leben!‘“ 
Weiter kommt er nicht. 

„Da kam der Geist in mich und stellte mich auf meine Füße
Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sende dich zu den Völkern. 
Zu denen sollst du sagen: »So spricht Gott der HERR!“

Iran 2014. Karim und Amira holen den zerknitterten Zettel aus der Tasche. 
Sie sind Umwege gelaufen in das Geheimversteck. Wenn sie jemand gesehen hat, 
dann  sind sie geliefert. Leise lesen sie Gottes Wort. Sie beten. Es sind nur wenige Worte, 
die sie kennen. Sie reichen. Als der Anruf kommt, fliehen alle auf verschiedenen Wegen. 
Sie holen die gepackten Koffer. Die Flucht wird Wochen dauern. Bis sie in Sicherheit sind.
Gottes Worte sind ihr Reisegepäck. In Deutschland werden sie sich endlich taufen lassen 
können.

„Du Menschenkind, gib deinem Bauch zu essen 
und fülle dein Inneres mit diesen Worten, die ich dir gebe. 
Da aß ich sie, und sie waren in meinem Munde so süß wie Honig.“

Welches wäre Dein Gotteswort, das du noch kennst, wenn du es mal brauchst? 
Nimm und iss, sagt Gott. Iss stetig. Hör nicht auf.
Lass meine Worte wie Regen sein, der dein Herz fruchtbar macht und wie Samen, 
die Früchte in dir wachsen lassen, die andere satt machen werden. 
Lass meine Worte Lampen sein, die deinem Fuß leuchten, wenn es finster bei dir wird. 
Du wirst es sehen, das Licht wird für viele reichen. 
Lass mein Wort dein Vorrat sein, dein Guthaben, deine gute Bank, 
das, was man zurücklegt dafür, wenn es soweit ist. 

Vielleicht für die im Haus des Widerspruchs, vielleicht um klare Worte zu sagen. Vielleicht um Liebevolles zu sagen. Vielleicht um dich zu schützen. Vielleicht für das Leben. Amen.


Und der Friede Gottes der höher ist als unsre Vernunft, 
der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe. Amen.




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