Montag, 25. März 2024

Am Anfang der Karwoche

                        Mit Gott



In die letzte Woche der Passionszeit hineingestellt.
- anknüpfend an die Erfahrung unserer Mütter und Väter,
die sagt:  
„Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, 
so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“ 
(Psalm 139, 9-10)

Leben ist:
Miteinander gehen
mit den Liebsten
mit denen da drüben
mit der Schöpfung
mit der weiten Welt
mit den Anvertrauten
und nun
schließlich
oder zuerst
mit Gott
und einem Versprechen

Der Flügel der Morgenröte
in seiner Hand hält
und alle meine Wege
so weit sie mich auch führten

Der Flügel der Morgenröte
in seiner Hand hält
und alle meine Wege
so tief und hart sie mich auch führten
selbst bis ins Äußerste….

Freitag
In einer kleinen Kirche
vor wenigen Tagen.
Die Kirche ist voll
alle Augen ruhen auf dem Bild
das sich vorne auftut:
Worte und Beats und Morgenröte,
und Schmerz und Kreuz und ein wenig Himmel
treffen sich an diesem Freitag
abends
es ist schon Dunkel

Das lila Antependium am Altar
hängt wie ein Flügel der Morgenröte
in seinem Rücken
Um ihn herum mehrere Licht-Stelen
die den Altarraum beleuchten
Sie sehen aus wie kleine Fingerzeige in den Himmel
Längsbalken
Deines Kreuzes
himmelaufwärts leuchtend
an diesem Abend in einer Kirche in Halle

Inmitten
vor dem Altar
sitzt phaeb - Schwarzer deutscher Künstler -
geboren in der DDR
das einzige Schwarze Kind weit und breit
Im Schein der Längsbalken
und vor dem Altar
und vor dem riesigen schwarzen Wandkreuz
rappt er seine Texte
von Alltäglichem
und unendlich Schwerem
von Triggermomenten.

Er teilt mit uns auch
seine Geschichten
von Messerangriffen
und Schlägertypen
in die Fresse
von blutigen Shirts
von Angriffen
auf ihn als Mensch
Für das was sprachlos macht
findet er Worte
vor dem Kreuz
eine Woche vor Karfreitag

Die Lichtstelen
neben ihm
stehen da wie Hinweise
auf den Himmel
dass wir ihn bloß nicht verlieren
wenn
es so menschendunkel wird
wenn einer so
verlassen ist

So rappt er
vor dem Kreuz
bald ist Karfreitag
und
Jesus
defintiv nicht weiß
ist am Kreuz
da wo
es menschendunkel ist

phaeb erzählt seine Geschichte
in die Stille der Kirche
In einer Kirche hat er noch nie gerappt
Seine Worte bekommen
eine ganz andere Kraft
sie sind wie
der schmerzende Ballast des Lebens
genau vor dem Altar
an einem Fleck wo auch das Licht
womöglich nicht hinreicht
nur daneben
stehen die Lichtstelen
und zeigen in den Himmel
sonst wäre es beinahe unerträglich

Und es ist in diesem Moment
so richtig da oben
vor dem Altar
wo niemand „aber“ sagt
höchstens „dennoch“

Dennoch rappt auch er
im Rücken den lila Flügel der Morgenröte
der leicht verstaubt an der Altarplatte hängt
und die
steht fest
wie ein Querbalken im Raum

Dies ist mein Leib
wird dort gesprochen
Ein Versprechen

dass
mein Leben nicht mir alleine gehört
sondern dass es eingewoben ist
ins Meer und alles Äußerste
in dieses Kreuz

Von Anfang an
mit der Überwindung verwoben

Ich fange nicht von vorne an
Einer hat so viel getan
Er ist
am äußersten Meer
Er hat mir viel anvertraut
mich selbst hat er mir anvertraut
Mich selbst
Das vergaß ich zu sagen

Lasst uns in diese Woche gehen
und auf den Boden legen
was wir in uns schwer tragen
lasst uns auf den Weg legen,
was unerträglich ist
auch das Beste was wir mit uns tragen
und das was Heilung sucht
Um Jesus den Weg zu bereiten
Aus der Tiefe
rufe ich zu Dir
Du gehst nicht nur mit
bis zum Äußersten Meer
Amen.

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