Montag, 11. September 2023

.... wo Ströme des Himmels im Alltag sind...

Predigt in Quedlinburg am 10. September


... das haben wir zuvor gesungen....


1) Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren,
meine geliebete Seele, das ist mein Begehren.
Kommet zuhauf, Psalter und Harfe, wacht auf,
lasset den Lobgesang hören!

2) Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret,
der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet,
der dich erhält, wie es dir selber gefällt;
hast du nicht dieses verspüret?

3) Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet,
der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet.
In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott
über dir Flügel gebreitet!

4) Lobe den Herren, der sichtbar dein Leben gesegnet,
der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet.
Denke daran, was der Allmächtige kann,
der dir mit Liebe begegnet!

5) Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen.
Alles, was Odem hat, lobe mit Abrahams Samen.
Er ist dein Licht, Seele, vergiss es ja nicht.
Lob ihn in Ewigkeit! Amen.









Und? Hast Du die Fittiche gespürt in dieser Woche? 
Stell Dir vor, seine, Gottes Flügel waren ausgebreitet über Dir! 
Gestern. 
Und vorgestern. 
Da hat er dich freundlich geleitet. 
Weißt Du das noch? 
Und aus dem Himmel mit Strömen der Liebe, 
also direkt. 
Zu Dir. In einem Moment. 
Vielleicht hast Du ihn verpasst. 
Vielleicht war das alles so selbstverständlich und darum verborgen. 
Seele vergiss es ja nicht, singen wir. 

10 Menschen haben ihn gespürt. 
In einem Moment. Sie spürten ihn von ferne. 
Jesus begegnete ihnen, egal wie fern sie standen.   

„Und es begab sich, als er nach Jerusalem wanderte, 
dass er durch das Gebiet zwischen Samarien und Galiläa zog. 
Und als er in ein Dorf kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer; 
die standen von ferne… „ (Lukas 17)


 Möglicherweise gibt es unter Euch welche, 
die wissen, wie sich das anfühlt. Von Ferne stehen. 
Das, was allen selbstverständlich ist, 
nicht zu haben, 
nicht zu sein. 
Außen vor zu sein. 

 Stell Dir vor, wie weit sie gekommen waren: 
Aussatz heißt: ausgesetzt und außerhalb. 
Außerhalb dessen wo das Leben ist, 
außerhalb von Beziehung und Glück, 
wohltuender Arbeit, 
außerhalb von gesund und schön sein. 

Ausgesetzt dem Spott, der Ablehnung, der Nichtbeachtung. 
Außerhalb von allem. 
Stell dir vor, wie weit sie gekommen waren, 
 dazustehen mit versehrter Haut und rufen zu müssen: 
 (zur Warnung) „Aussatz Aussatz“ 
 Damit ihnen niemand nahe käme, 
obwohl sie vielleicht das gerade bräuchten. 
 Sie rufen das vor sich her, 
was sie vermeintlich ausmacht, 
was ihr Gebrechen ist, 
weshalb sie nicht dazu gehören. 

Bei Jesus ist es anders. 
Irgendwas ist anders.
Vielleicht trug er die Hoffnung so sichtbar in den Augen. 
Vielleicht blieb einfach niemand unsichtbar, wenn er kam. 
Vielleicht sah Jesus das Schönste in jedem von ihnen. 

 „..und (die 10) erhoben ihre Stimme und 
 (riefen nicht Aussatz Aussatz) 
und erhoben ihre Stimme und sprachen: 
 Jesus, lieber Meister, erbarme dich unser! 
 Und er sah sie und sprach er zu ihnen…“ 

Bei Jesus ist es anders. 
Irgendwas ist anders. 
Vielleicht trägt er die Hoffnung so sichtbar in den Augen. 
Vielleicht bleibst Du nicht unsichtbar, wenn er hinsieht. 
Vielleicht sieht Jesus das Schönste in Dir. 

 Und dann sagte Jesus: „Geht hin und zeigt euch den Priestern!“ 
(Also: "zeigt, dass ihr gesund seid", 
denn nur dann ging man wieder zu den Priestern, 
als einer oder eine mit geheiltem Aussatz.) 

 Er schickte sie also krank auf den Weg, um den Priestern zu zeigen, 
dass sie rein wären von ihrer Krankheit. 
Das klingt ziemlich verrückt. 
Das wäre als würdest du mit Deiner Angst losgehen 
und mit Deiner Traurigkeit und mit deinen Hemmungen,
als wäre sonnenklar, dass Du klarkommen würdest. 

Möglicherweise waren das die Fittiche, die sie gespürt haben. 
Oder Ströme aus dem Himmel. 
Die niemand sehen konnte, die ihnen aber Kraft gaben. 
Bis heute gehen Menschen los. 
Irrwitzig. 
Vertrauensvoll in das Leben und einen, 
der Flügel ausbreitet. 
 Und die anderen fragen sich manchmal… 
und finden das ziemlich verrückt. 

 Und es passierte ihnen als sie losgegangen waren: 

 „Und es geschah! 
Als. sie. hingingen! 
Da wurden sie rein!“ 


 Wird erzählt über diese Leute, die abseits standen. 
Keine, die Jesus besonders gut kannten oder nahe standen. 
Keine Ausgewählten. 
10 Leute, die von Ferne standen. 
Aber eine konkrete Not hatten. 
Und Jesus um Hilfe baten. 


Ausgerechnet oder sogar bei ihnen hat´s funktioniert. 

Welche Frage hier nicht behandelt wird, ist die Frage,
 warum Menschen eben nicht wieder gesund werden. 
Das hat leider damals niemand Jesus so direkt gefragt. 
 Möglicherweise sind aber auch diese auf einem Weg, 
einem, den ich nicht verstehe und Du vielleicht auch nicht. 
Ganz sicher aber sind da Ströme der Liebe. Vom Himmel. 

Ich spüre, dass diese Geschichte etwas mit mir zu tun hat. 
Mit meiner Bereitschaft mich auf den Gedanken einzulassen, 
Gott könnte etwas bewegen. Und zwar nicht unerheblich. 
Sie hat sicher mit Dankbarkeit zu tun. Aber nicht nur. 

 „Einer aber unter ihnen, als er sah, dass er gesund geworden war, 
kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme 
und fiel nieder auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm. 
Und das war ein Samariter. 
Jesus aber antwortete und sprach: Sind nicht die zehn rein geworden? 
Wo sind aber die neun? 
Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte, 
um Gott die Ehre zu geben, als nur dieser Fremde? 
Und er sprach zu ihm: 
Steh auf, geh hin; dein Glaube hat dich gerettet.“ 

 Die Geschichte erzählt: 
10 Menschen ohne Namen und bekannte Diagnose sind Jesus begegnet 
und sind mutig auf ihn hoffend losgelaufen. 
10 Menschen wurden gesund. 
Einer kehrte nochmals um und dankte Jesus. Nur einer. 

Es hat mich erschüttert, als ich eines Tages verstand, 
dass die anderen ihre Heilung behalten durften. 
Als Kind dachte ich immer, nein ich wusste es: 
diese 9 die sind natürlich sofort wieder krank geworden. 
Nein. Sind sie nicht. 
Ich denke, dass 10 Menschen gesund wurden 
und 10 Menschen dankbar waren. 
Welcher Menschen wäre nicht dankbar für so ein Geschenk des Lebens. 

Aber einer hat nur erkannt, was er da erlebt hat. 
Neun denken: „Ich bin gesund. Danke!“, 
Einer denkt: „…die Fittiche! Ströme der Liebe vom Himmel. Gottes Spur!“. 
Es geht wie ein Ruck durch ihn. 
Jesus sagt, er wäre gerettet. 

 Worin besteht das Gerettet-sein dieses Menschen? 

Er hat die Handschrift Gottes erkannt. 
In seinem Leben. In dem was ihn heil machte. 
In Jesus. Im Losgehen. Im Umdrehen können. 

Worin besteht gerettet sein können für Dich heute? 

Du darfst Gott rufen. 
Vom Rand und von ganz unten. 
Auch von Ferne. 
Du darfst mutig losgehen auch mit allem, was Dir gebricht. 
So verrückt es auch scheint. 
Manchmal müsstest Du dafür umkehren.
Bestimmt müsstest Du Dir dafür einen Ruck geben. 
Deine Gesundheit hängt nicht von Deiner Dankbarkeit ab. 
Da gibts welche die rufen vom Rand her. 
Vielleicht bist Du auch mal das Stückchen Himmel, 
das anderen Gottes Handschrift sichtbar macht, wer weiß. 
Auf jeden Fall wäre da immerzu die Hand dessen, 
der künstlich und fein dich bereitet. 

Denke daran, was der Allmächtige kann, 
der Dir mit Liebe begegnet. 
Er ist Dein Licht. Seele vergiss es doch nicht. 
Lobe. 
Schließe mit Amen. 

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsre Vernunft, 
der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß 
und stärke unsere Liebe. Amen.

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