Samstag, 13. November 2021

... du fängst an mit Frieden....

Friedenspredigt 

am Volkstrauertag 2021


Lesung aus dem Römerbrief im Neuen Testament: 

Vergeltet niemandem Böses mit Bösem.

 Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. 

Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. 

Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; 

denn es steht geschrieben (5. Mose 32,35): 

»Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.« 

Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, so gib ihm zu essen; 

dürstet ihn, so gib ihm zu trinken.

Wenn du das tust, 

so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln« (Sprüche 25,21-22). 

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, 

sondern überwinde das Böse mit Gutem.























Predigt:

Es ist Krieg.

Viele Kriege gibt es weltweit.

Es ist Krieg vielerorten.

Es gibt aber auch einen Krieg unter uns.

Einen Krieg um die Wahrheit.

Er wird mit schweren Waffen geführt.

Mit Täuschung und Überlegenheit.

Mit Falschnachrichten 

und Leugnung bisheriger gemeinsamer Grundannahmen. 

Jeder hat plötzlich eine andere Wahrheit.

Ich glaube dir nicht mehr.

Dem Lehrer. Dem Arzt. Der Wissenschaft. Der Politikerin.

Der Journalistin. Der Statistik. Den Ergebnissen.

Wer glaubt noch wem?

Und wenn niemand mehr niemandem glaubt, was dann?

Es ist ein Wahrheitskrieg.

Ein Recht-haben-wollen-Krieg.

Ein Verantwortung-wegschieben-Krieg.

Ein sich-gegenseitig-beschuldigen-Krieg.

Ihr wollt uns entzweien! Sagen welche.

Aber wenn wir alle uns nicht entzweien lassen?

Wenn wir einfach nicht mitmachen würden

beim Misstrauen. Beim Verurteilen? Beim Spalten?

Die Bibel ist an dieser Stelle glasklar.

Vergeltet niemandem Böses mit Bösem.

Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.

Gegenüber jedermann.

Rächt euch nicht.

Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, so gib ihm zu essen; 

dürstet ihn, so gib ihm zu trinken. 

Wenn du das tust, 

so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.

Feurige Kohlen der Liebe.

Der Barmherzigkeit.

Des Trotzes, sich nicht entzweien zu lassen, 

nicht zu spalten und zu trennen.

Denn: überwinde das Böse mit Gutem.


Ich weiß.

Manche haben einfach keine Geduld mehr.

Manche sind müde von diesem Krieg.

Wütend. Verletzt.

Manche wollen aufgeben.

Aber was ist die Alternative?


Es geht nur eines:

die Hände ausbreiten. Gott um Kraft bitten.


Denn der Weg zum Friede ist Friede.

Das Böse überwindest du nur mit Gutem.


Bleibe freundlich.

Lass dich nicht hinreißen zu Hass.

Wandle deine Wut kreativ um. 

Gib deine Rachegedanken in Gottes Hände.

Segne Dein Gegenüber.


Denn: „Keiner kann allein Segen sich bewahren. 

Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen,

schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn.“


Frieden ist nicht irgendwo.

Frieden fängt immer bei dir an.

Bei dir selbst.

In deinem Weigern, Krieg zu führen.

In deine Ablehnung von Hass.

Vielleicht war das nie schwerer in Deinem Leben als jetzt.


Gott,

Frieden gabst du schon, Frieden muss noch werden, 

wie du ihn versprichst uns zum wohl auf Erden. 

Hilf, dass wir ihn tun, wo wir ihn erspähen 

- die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn.

Amen.


Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, 

der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß 

und stärke unsre Liebe. Amen.







Gebet:


Lasst uns beten, weil er hört.



Gott, Du Gemeinschaft -Stiftender.

Du bist uns manchmal rätselhaft.

Und dann wieder so nahe.


Ich sehe Bilder voller Gewalt,

höre die anonyme Zahlen von Opfern.

Das macht mich so ohnmächtig.

Oft macht es mich auch wütend.

Ich verstehe diese sinnlose Gewalt nicht.


Stille


Ach, brich doch mit Deinem Reich in die Herzen, 

dass wir Gewalt lassen können. 


„Schalom chaverim…“


Ich höre Worte voller Hass und Gleichgültigkeit,

hier zwischen uns in unseren Familien und Dörfern,

auf der Arbeit, in der Schule.

Ich sehe Menschen, die sich entzweien 

und voneinander entfernen.

Das reißt Wunden in unseren Herzen.

Wunden zwischen uns.

Das tut weh.


Stille


Ach, bricht doch mit Deinem Reich in die Herzen,

dass wir barmherzig sein können.


„Schalom chaverim…“


Manche haben keine Wort mehr füreinander.

Manche zeigen keine Regungen mehr.

So viele verschlossene Menschen.

Sie haben viel Unfriede erlebt haben.

So viele Menschen, die nicht verzeihen können.

Sie können nicht aufeinander zugehen.

Das macht einsam.

Das fühlt sich kälter an.


Stille


Ach, lass uns beginnen, Gott, Friedensmächtige!

Fange bei uns an mit deinem Reich,

In unseren Herzen und Sinnen.

In unserem Leben.


„Schalom chaverim…“


Vaterunser…


Segen:

Geht, die ihr glauben könnt,

und tragt den Glauben in die Welt!


Geht, ihre Geretteten

und tragt die Hoffnung in die Welt!


Geht, ihr Erwärmten,

tragt dien Wärme in die Welt!


Geht hin, ihr Fröhlichen,

tragt eure Freude in die Welt!


Geht, ihr Geliebten,

tragt die Liebe in die Welt!


Geht, ihr Erleuchteten 

und tragt das Licht in unsre Welt! 


Geht, ihr Gesegneten,

tragt Gottes Segen in die Welt!


(Wilma Klevinghaus)


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

.... Gott gibt sich in Deine Hände...

 Predigt über "Geistwasser"  im Universitätsgottesdienst der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Rahmen der Predigtreihe...