Donnerstag, 24. Dezember 2020

Gedanken an Heiligabend ....


 ...das geschah kurz bevor Maria und Josef aufbrachen...


Maria lachte schallend.
„Hach, Gott, Josef, ich dachte schon einen Moment, du meinst das ernst. Echt jetzt. Der war gut. Einen Moment dachte ich wirklich, du ziehst das durch, Josef.
Einen winzigen Moment dachte ich, dass du dich jetzt ernsthaft losmachen willst und wir 130 Kilometer zu laufen haben. So eine Strecke kann man sich ja kaum vorstellen. Wie lange sollte das dauern, das alles? 3 Wochen? Oder so? Das geht nicht! Überhaupt nicht. Dauert viel zu lange. So einen langen Einschnitt in mein Leben kann ich überhaupt nicht vorstellen gerade. Ich habe nämlich schon etwas vor. Das habe ich schon länger vor, du lieber Dummkopf. Ich werde dein Kind auf die Welt bringen! Ich brauche jetzt meine Familie. Ich brauche, dass wir uns sehen können, reden, umarmen, lachen, streiten, uns sehen. Ich brauche, meine Mutter und den Vater. Meine Schwestern. Die Tante, die Fröhlichkeit der keinen Neffen. Ich brauche gute Essen - wo soll ich denn da was her kriegen. Ich brauche jetzt keinen Stress. Aber das weißt du ja alles. Darum hast du ja nur Spaß gemacht. Auf so eine blöde Idee käme doch keiner. Einfach mitten im Lauf den ganzen Alltag über den Haufen zu werfen. Wie sollte man so eine Zeit überstehen? Du weißt nicht, wie lange das dauert… du weißt nicht, wo es lang geht. Ja, gut, man könnte sich nach den Sternen richten. Die beruhigen mich oft. Sie sind so stet und so fest und wandern immer ihre Bahn. So vertraut, da ändert sich nichts. So ein Stern ist unersetzbar, wenn du mal nicht weiter weißt. Aber wie soll das gehen, so eine weite Strecke. Von jetzt auf gleich. Hier aus meiner Gemütlichkeit heraus gerissen. Würden wir das überstehen? Was wird aus unserem Leben hier? Wer weiß was da auf so einer Reise alles passiert, man hört ja viel. 130 km - nee also, so lange würde ich ja gar nicht durchhalten. Da ginge mir die Puste aus. Aber vor allem würdest du mir das nicht antun. Stimmt’s, Josef? Das würdest du nicht tun, mich heraus reißen aus meinem Alltag und auf eine Reise schicken, die alles ändert, alle meine Pläne, die mich trennt von meiner Familie und die irgendwie ziemlich trostlos aussieht. Dass würdest du nicht tun Josef oder? Wer sowas macht, muss doch total irre sein. Stimmt´s, Josef? Josef…..!? Wieso lachst du nicht?“

„Maria. Weißt du’s nicht mehr? Wir sollen uns gegenseitig daran erinnern, hat er gesagt. Fürchte dich nicht, hat er gesagt. Weißt du noch? Fürchte dich nicht! Maria, das heißt nicht einfach nur Fürchte dich nicht. Das heißt „Fürchte dich nicht wenn es unerwartet kommt. Fürchte dich nicht, wenn etwas länger dauert und du nicht weißt wie lange. Fürchte dich nicht in der Nacht, fürchte dich nicht, wenn du ohne deine Familie sein musst. Fürchte dich nicht, dass du Hunger bekämst. Fürchte dich nicht, dass alles schief gehen könnte. Fürchte dich nicht, obwohl manches wankt. Fürchte dich nicht vor langen Strecken, ich habe Atem für dich mit. Fürchte dich nicht, wenn du Angst hast, es nicht zu schaffen. Fürchte dich nicht - das sagt ER dir.“ 
Mehr weiß ich auch nicht.
Aber daran halte ich mich fest.
Und nun komm…."








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