Sonntag, 2. Juni 2019

Predigt zum Konfirmationsjubiläum

Ich habe kein Vertrauen mehr - in Niemanden. Da wird man nur nach Strich und Faden beschissen. Ich weiß nicht mehr, ob ich noch vertrauen kann, dass meine Enkel eine gute Zukunft haben. Ich kann Gott nicht mehr vertrauen, nach allem, was ich durchgemacht habe. Der Welt nicht mehr vertrauen. Der Politik nicht mehr vertrauen. Vertrauen ist schwer. Ich weiß nicht woher ich das nehmen soll. …

Das sagen manche zu mir.

Viele Menschen sind unruhig geworden in diesen sich wandelnden Weltzeiten. Sie finden keinen Frieden. Mit manchem. Mit ihrer Lebensgeschichte. Mit ihren Bedürfnissen. Mit ihren Beziehungen. Mit ihrem Selbstbild.  Mit ihren Sehnsüchten. Manche sind unerträglich unversöhnt. Mit Vielem. Manche werden misstrauisch. Viele haben Ängste. Manchmal täglich. 

Davon kannst du sicher auch ein Lied singen. Das Leben ist nicht so übersichtlich, wie du dachtest. Wir du es dir wünschst oder gewünscht hättest. Es hat Umwege und Fallen. Prüfungen. Rückschläge. Davor warnt dich niemand. Die kommen unverhofft. Das Leben gleicht eher einem Irrgarten. Was kommt hinter der nächsten Ecke? Führt mich dieser Weg weiter? 

Ich selber mag keine Irrgärten. Vielleicht warst du schon einmal in einem dieser kleinen künstlichen Irrgärten? Man irrt zwischen den Büschen und Wegen umher, geht Wege doppelt, weiß nicht, ob man vorwärts geht oder rückwärts. Unerträglich. Nur die Kinder. Die lieben das. Die flitzen um die Ecken und kommen lachend zurück, probieren einen anderen Weg und können nicht genug bekommen. Es macht ihnen keine Angst. Die Erwachsenen geben oft genervt auf und gehen in großen Schritten quer über die Absperrung und hindurch durch Gebüsch.
Ich mag lieber Labyrinthe. Manche verwechseln das. In einem Irrgarten, da gibt es viele Wege aber auch totale Sackgassen, es gibt keine Garantie, zum Ziel zu kommen, man könnte für immer darin gefangen bleiben und total in die Irre gehen. Und vielleicht kennst du das auch in deinem Leben, Verlassenheit, Sucht, Krankheit. Moment, wo man denkt, man wäre in einem Irrgarten verloren gegangen. 

Ich mag lieber Labyrinthe. Sie haben Kurven und unerwartete Wendungen, nähern sicher Mitte und gehen wieder weit weg. Aber am Ende kommen sie immer an. Immer! Kommen in der Mitte an. Labyrinthe sollen keine Angst machen oder verwirren, nicht die Sicherheit nehmen und das Vertrauen, sie sind der Weg zu einem Ziel. Ein sicherer Weg. Aber einer, der sich Zeit nimmt.  In ein Labyrinth kann man im Gegensatz zum Irrgarten mit tiefstem Vertrauen losgehen. Entspannt. Ohne Stress. Ohne Ängste. Man kann den Weg genießen. Wie weit auch immer er mal vom Ziel weg führt.

Wäre das nicht ein Bild für dein Leben? 
Dass das Leben nicht irrt und verliert und ängstigt und vorgaukelt und verunsichert und bedroht. Sondern dass das Leben ankommen wird. Dass der Weg einen Sinn hat. Dass es keinen anderen Weg gibt, dass dein Lebensweg der bestmögliche war und ist. Dass du  ihn darum voll Vertrauen weiter gehen kannst?

Ein alter Mythos erzählt von Ariadne und Perseus. Er musste in einen lebensgefährlichen Irrgarten gehen. Niemand war je daraus zurück gekehrt. Aber Ariadne war klug. Sie gab ihrem Liebsten ein Wollknäuel mit. Perseus entrollt den Faden. Konnte das Ungeheuer in der Mitte besiegen. Und fand den Weg zurück. Dieses Bild soll ein zweites sein, das dich im Frieden mit deinem Leben gehen lassen kann. Es gibt einen Faden. Hier vorne hast du ihn in die Hand bekommen. Er ist nicht so sichtbar wie dieser hier. Dafür aber viel stärker. 
Vertrauen heißt dieser Faden. Glaube ist ein anderes Wort dafür. Gottes Weg sagen auch manche dazu.
Und der ist immer in dir. Manchmal hast du ihn zugestellt mit Alltagsproblemen und er ist verstaubt unter vermeintlich wichtigen Dingen. Aber er ist da, dieser Lebensfaden. In dir. Jederzeit kannst du ihn aufnehmen. Und wie der sichere Weg in einem Labyrinth weiß dieser Faden das Ziel. Nimm ihn heute mal in deine Hand. Er hat schon ein paar Flecken und Knoten. Er ist benutzt. Denn er hat dich getragen in jeder Angst. In jeder Trauer. In jeder Entscheidung. In jeder Umarmung. In jedem Verzeihen. In jedem Verlorensein. In jedem Neuanfang. In jedem Lebensschritt. Unfassbar groß ist, was Gott vermag im Leben eines jeden Menschen.

Deswegen sagt Paulus zutiefst innerlich bewegt - und das ist heute der Predigttext, der auf den Punkt bringt, was Gott uns sein kann, wenn du ihn den roten Faden in deinem Leben sein lässt, deswegen sagt Paulus:

Predigttext Eph 3:
Deshalb knie ich vor Gott nieder und bete zu ihm. Er ist der Vater, der alle Wesen in der himmlischen und in der irdischen Welt beim Namen gerufen hat und am Leben erhält. Ich bitte ihn, dass er dich aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit beschenkt und dich durch seinen Geist innerlich stark macht. Ich bitte ihn, dass Christus durch den Glauben in dir lebt und du fest in seiner Liebe wurzelst und auf sie gegründet bist. Ich bitte ihn, dass du zusammen mit der ganzen Gemeinschaft der Glaubenden begreifen lernst, wie unermesslich reich dich Gott beschenkt. Du sollst die Liebe erkennen, die Christus zu dir hat und die alle Erkenntnis übersteigt. So wirst du noch tiefer und stärkender als bisher das Leben mit Gott, und was Wundervolles darinnen liegen kann, ausschöpfen. Gott kann unendlich viel mehr an dir tun, als du jemals von ihm erbitten oder dir ausdenken kannst. So mächtig ist die Kraft, mit der er in dir wirkt. Amen.“

Und der Friede Gottes der höher ist, als unsre Vernunft, der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe.  Amen.      

    

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