Samstag, 2. Februar 2019

Heute ist Lichtmess.... Texte und Predigt zum LICHT


Lesung: 
Was Lichter der Freiheit sind: (aus dem „Lexikon der innerdeutschen Grenze“)
„In Gesprächen mit Zeitzeugen taucht oft die Formulierung „Lichter der Freiheit“ auf. Zu den Lichtern der Freiheit dürfte beispielsweise die Straßenbeleuch-tung von grenznahen Städten und Dörfern der Bundesrepublik Deutschland oder auch von West-Berlin gezählt haben, welche vom Gebiet der DDR wahrzunehmen war. Sie konnte flucht-willigen DDR-Bürgern als Orientierung dienen. Orientierungs-hilfe an der Ostseeküste leistete ebenso die Silhouette des zur Hansestadt Lübeck gehörenden Kurortes und Seebades Travemünde. Von markanten Geländepunkten in Nordwestmecklenburg oder während der Flucht über die Ostsee konnte man gerade nachts das 119 Meter hohe hell erleuchtete Maritim-Hochhaus (1974 fertiggestellt) bzw. das Leuchtfeuer des nördlich von Travemünde gelegenen Leuchtturms von Dahmeshöved deutlich sehen. Am südlichen Ende der deutsch-deutschen Grenze mag es die Stadt Hof gewesen sein. Von einer Anhöhe an der Ortsverbindungsstraße von Heinersgrün nach Gutenfürst (sächsisches Vogtland) konnte man die in der Nacht hell erleuchtete fränkische Kleinstadt gut erkennen. Mit seiner Beleuchtung könnte das in Niedersachsen unmittelbar in der Nähe der Grenze der DDR befindliche Kraftwerk Offleben ebenfalls zu den Lichtern der Freiheit gezählt haben.“ 

(Quelle: Hermann, I. u.a.: Lexikon der innerdeutschen Grenze, Bad Langensalza 2017, Artikel „Lichter der Freiheit“, S. 203)


Wie köstlich ist deine Güte, Gott,
das Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben.
Bei dir ist die Quelle des Lebens 
und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

Das Licht siehst du nicht einfach so.
Das Licht der Welt.
Du brauchst Gott.
Du brauchst das Licht in seinen Worten,
das Licht in seiner Wärme,
das Licht in seinem Trost,
das Licht in seiner Geduld,
und dann…
Dann!
Dann siehst du das Licht der Welt.
Neben dir.
Jeden Tag.
Überall. 
Ist Gott.
Im Licht der Welt.

Jesus sagt: Ich bin das Licht der Welt!


Predigt
Hallo.
Ich bin’s.
Das Licht.

Nicht das lichte Licht
was du sehen kannst
das scheint
strahlt
flammt
leuchtet 
glitzert 
funkelt 
glimmt

Nicht das Licht all der 
Glühbirnen
der Feuer und Kerzen
Grubenlampen
Fackeln
Blitzlichter
und Glühwürmchen 

Nicht das Licht der Sonne
nicht das der Sterne

Ich bin das Licht 
das erhellt
klärt
zeigt
tröstet

Nur durch mich
kannst du wirklich sehen
Oder mit mir

"Licht sein" 
ist meine Existenz

Ich bin unscheinbar
du übersiehst mich leicht 
Doch ich bin 
in allem

Ich war das Licht in den Augen deiner Eltern
als sie dich zum ersten Mal
in ihren Arm legten
dich umfingen mit ihrer Wärme
und die Liebe für dich sie durchschoss 
in einem einzigen Moment
und ihre Augen schimmerten

Das war ich.

Ich war das Licht im aufgerichteten Rücken von Werner 
der mit so vielen gemeinsam und stark auf die Straße ging
es war der 17. Juni 1953 
in seinem Heimatort in Thüringen
als er entschieden ausschritt mit langen Schritten
mit den anderen
damit sein Leben besser werden sollte
weniger Hunger weniger Not weniger Druck von allen Seiten
Freiheit für ihn und die anderen
Und Dutzende würden sterben an jenem Tag
1600 Menschen verurteilt und nach Sibirien geschickt
Und Werner musste noch 36 weitere Jahre warten
die Lichter die er nachts über den Grenzzaun leuchten sah
die nannten sie alle „Lichter der Freiheit“
unerreichbar ferne Lichter 
Das Licht in ihm blieb
und Werners Hang
aufrecht gehen zu wollen

Das war ich.

Und vielleicht erinnerst du dich noch
an diese Zeit
als einmal welche dich klein machen wollten
und du dich eine Weile auch so gefühlt hast
klein unbedeutend hilflos unbeachtet
und du hast das ausgehalten
und es wurde doch anders
das war schon einmal so bei einem
der hieß Zachäus
Ein Licht im Gesicht seines Gegenüber  - Jesus -
hielt ihn davon ab
letztendlich genauso gemein und bitter zu werden
wie andere

Das war ich.

Und neulich das Licht in den Augen von Greta Thunberg,
ein Licht voller Leidenschaft für diesen schönen Planeten,
das war auch ich. 
Als die kleine Greta aus Schweden nach Davos fuhr und
uns allen eine Rede hielt. Sie sagte:
„In Orten wie Davos erzählen Menschen gerne ihr Erfolgsgeschichten.
Aber ihr finanzieller Erfolg hat einen undenkbaren Preis.
 Beim Klimawandel müssen wir zugeben, dass wir versagt haben. 
Erwachsene sagen immer, wir schulden es den jungen Leuten,
ihnen Hoffnung zu geben.
Aber ich will eure Hoffnung nicht.
Ich will nicht, dass ihr hoffnungsvoll seid.
Ich will, dass ihr in Panik geratet!
Ich möchte, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag fühle.
Und dann möchte ich, dass ihr handelt.
Ich möchte, dass ihr handelt, 
wir ihr es in einer Krisensituation tun würdet.
Ich möchte, dass ihr so handelt, als ob unser Haus brennt, denn das tut es.
Because it is!"

In dieser Leidenschaft für das, was lebt.
Da bin ich.
Das Licht der Welt.

Ich bin da 
- bei dir - 
wo du beim Singen innerlich erbebst
weißt du, wenn du von etwas Großem singst
von Bewahrung 
von Segen
und singst mit anderen zusammen
so schwebend vibrierend wohltönig
dass du eine Gänsehaut bekommst
und in dir etwas zu strahlen beginnt
auf andere überstrahlt
und diese Bewahrung und dieser Segen
in deinem Lied
zu einem Licht werden zwischen dir
und denen die dich hören

Das bin ich.

Ich bin das Licht unter den Fittichen
der kleine Seeschwalben
die ihre ersten Flüge tun
und übermütig in pfeilschnellen Drehungen die Luft verwirbeln und
vor lauter Luftfreude 
kleine Schreie ausstoßen
das bin ich 
das Licht der Luftfreude unter den Schwingen 
unter den Fittichen
von denen 
die das Fliegen lernen

übrigens auch für die 
die sich aus dem Meer des Lebens erheben
wenn alle anderen noch mit Enge in der Brust daneben stehen
und Tränen in den Augen tragen
weil der eine aus dem Leben geht
da bin ich das Licht unter den Fittichen
wenn er sich erhebt
und die Flügel ausbreitet
das Licht unter seinen Schwingen

Das bin ich.

Ich bin das auch in dem Kuchen
den dir eine gebracht hat
Naja
zugegeben das klingt banal
im Kuchen ist Mehl und Geschmack
Früchte und Schmand
Aber das meine ich nicht
Ich meine das Gefühl
wenn du es in den Mund schiebst
und die Augen schließt
einen Moment
und dann den Geschmack spürst
und was da eine gemacht hat für dich
mit Sorgfalt mit Herzlichkeit mit Zärtlichkeit
gerührt und geknetet
Das ist der Funke der ich bin und den ich meine
wo einer was tut 
mit Hingabe

Da bin ich.

Und dann in den dunklen Nächten mit 
nichts als dem blanken Sternenhimmel 
in Bombennächten
und ich meine wirklich Bomben-nächte
wo Feuer von Himmel fällt
wo tückische Stille lauert
vor der nächsten Explosion 
vor der nächsten Katastrophe
da zaubere ich Sterne an den Himmel
dem Totgeweihten im Schützengraben 
und denen in den Häusern mit zerbrochenen Mauern
denen ohne Schutz
denen die es treffen wird
da bin ich jeder Stern
der ihnen das bange Herz trägt

Das bin ich.

Ich bin konkret.
Ich bin in deinem singen sprechen leben lieben
in deinem Herzen
dort kannst du mich verlieren
und mich wieder finden

Ich bin konkret
Das Licht des einen
Ich bin das Licht vom Anfang
Ich bin nicht das Licht der Herzlichkeit und Freundlichkeit
das sind meine Kinder

Ich bin.

DAS Licht.

Das Licht Gottes.

Und die Dunkelheit?
Die Finsternis? 
Die Düsternis? 
Die Schatten? 
Die fürchte ich nicht
Die Dunkelheit fürchtet sich 
vor sich selbst
Und sie braucht sich selbst
Auch ich brauche manchmal die Dunkelheit
Da kann ich mich besser sehen
Darum gehört sogar die Dunkelheit zu mir

Auch das bin ich.

Ich bin
Das Licht des einen
Das Licht des Lebens 
Das Licht Gottes
von Anbeginn
Du kannst mich nicht verwechseln

Also schau dich nach mir um
gib mir die Chance 
dich zu bewegen
dich aufzurichten
dich Licht sein zu lassen

Und singe 
Singe damit es deine Seele nicht vergisst:

Er ist dein Licht
Seele vergiss es ja nicht

Lobende schließe mit ……. Amen.


(Meine Predigt wurde in ähnlicher Form veröffentlich in: Homiletische Monatshefte 94. Jg., S. 170-181, Göttingen 2019. Das muss ich hier erwähnen, der Form halber.)


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