Samstag, 8. Dezember 2018

Predigt zum 2. Advent

Vom Heimkommen

Bis du schon mal zurück gekehrt nach Hause und warst ganz und gar erschöpft, platt, müde? Wenn man aus dem Krankenhaus heimkehrt zum Beispiel, noch lange nicht richtig gesund; von einem superlangen Schultag oder Arbeitstag, ausgelaugt; von einer langen Reise, erholt aber müde; von einer Feier spät abends, erfüllt, aber übernächtigt; von einer traurigen Sache, betrübt und nicht ganz man selbst; von irgendwo her - sehr geknickt, fremd, sehnsüchtig….??
Und dann wollen die Füße und das Herz nicht Runden laufen am See und nicht sitzen an fremden Tischen, sondern Füße und Herz wollen: nach Hause. 
Die letzten Schritte, das da Draußen hinter sich lassen, die Klinke fassen, den Schlüssel drehen, die Tür öffnen:
Der Geruch. Der Geruch von zu Hause.
Die Wärme.
Alles an seinem Platz wie immer.
Das Gewohnte.
Das Vertraute.
Das selbst Geschaffene.
Das Eigene.
Deins.
Dein zu Hause.
Dein Flur.
Deine knarrende Treppe.
Dein Sessel, dein Sofa.
Dein Ofen.
Dein Küchentisch.
Dein Bett.
Deine Kratzer im Holz.
Deine Sachen an ihren Plätzen.
Deine Lieben.
Dein Lebensplatz.
So ist Heimkommen.
Herberge. Schutz. Beruhigend. Friedlich. Geborgen.


Wenn man vom Einkaufen kommt, dann ist das Heimkommen nicht sehr spektakulär. Auch nicht, wenn man mal übers Wochenende verreist - obwohl… so manche seufzt schon da, wenn sie den Kirchturm endlich wieder sieht und das eigene Haus. 
Wenn man aber viele Tage unterwegs war, dann gibt es schon eine kitzelnde Freude. Sie steigt, je mehr und mehr man nicht dort sein konnten. 
Nach 40 Jahren haben zum Beispiel manche ihr Queienfeld erst wieder betreten, das Elternhaus, die Kirche, das zu Hause ihrer Kindheit oder Jugend. Tränen in den Augen.
Manche kommen nie wieder heim in ihrem Leben.
Da, wo es unfreiwillig war, steckt diese tiefe Sehnsucht für immer und immer im Herz und den Füßen.
Und hin und wieder wird manchen ihr zu Hause fremd, weil dort Streit herrscht oder Unglück. Aber gerade dort ist die Sehnsucht kaum größer zu finden: heim zu kommen.


Heimkommen ist,
wie das Schiff in den Hafen bringen,
den Vogel ins Nest,
das Herz an den rechten Fleck,
die fehlende Note in die beste Melodie,
wie die Zutat, die den Kuchen süß macht
oder das Brot kräftig.
Heimkommen ist wie seufzen, 
denn nun gerade hat das Laufen ein Ende.
Zumindest in diesem Ankommen.
In dieser Ewigkeit des Momentes.


Vor sehr langer Zeit waren einmal Menschen 
weit weg geführt worden von ihrer  Heimat.
Und so lange sie auch fern waren, so lange waren sie ganz fest überzeugt, dass sie wieder heimkommen würden.
Das sagten die Eltern den Kindern und die sagten es ihren Kindern, sie gaben die Sehnsucht weiter wie das wertvollste Erbstück. Und obgleich sie auch dort in der Ferne Häuser bauen konnten und ankommen, riefen Herz und Füße nach dem Land ihrer Väter und Mütter, träumten sie vom Heimkommen.

Da stand einer auf, ein Prophet, der sagte ihnen:

„Stärkt die müden Hände und macht fest die wankenden Knie!Sagt den verzagten Herzen: »Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen.« Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und die Zunge des Stummen wird frohlocken. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Lande. Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen, und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. Wo zuvor die Schakale gelegen haben, soll Gras und Rohr und Schilf stehen. Und es wird dort eine Bahn sein und ein Weg, der der heilige Weg heißen wird. Kein Unreiner darf ihn betreten; nur sie werden auf ihm gehen; auch die Toren dürfen nicht darauf umherirren. Es wird da kein Löwe sein und kein reißendes Tier darauf gehen; sie sind dort nicht zu finden, sondern die Erlösten werden dort gehen.“ (Jesaja 35, 3-10)

Eines Tages dann war es so weit. 
Die Menschen konnten heim gehen. Tränen in den Augen.


Heimkommen kannst du auch 
in eine tiefe Gewissheit.
In einen tiefen inneren Frieden, 
der dir Flügel gibt, 
wenn du im Leben lahmst,
der dir Anker gibt,
wenn es dich ganz und gar umwerfen will.

Darum sage ich dir, wie damals der Prophet: 
Stärke das müde Herz und die wankenden Füße,
sag der Seele wenn sie verzagt:
Du musst keine Angst haben vor dem was kommt.
Sieh doch, Gott ist doch da.
Er selbst.
Ein wenig kannst du ihn schon spüren.
Er kommt nämlich auch heim.
Er kommt nach Hause,
wenn er in dir sein darf.
In seinem und deinem Eigenen.
Und wenn du welche triffst, 
die Sehnsucht haben 
die heim wollen,
dann brauchen sie einmal dich,
dass du sagst:
 „ Stärke dein müdes Herz… Keine Angst.
Es wird für dich einen Weg geben.“

Und dieses Heimfinden
damals vor vielen Zeiten.
Dieses Heimfinden
von dir und mir,
von denen
die wir bestärken können,
das Heimfinden
im Glauben
an den der zuinnerst ist,
das wäre dann
Erlösung. Amen.


Und der Friede Gottes, der höher ist, als unsere Vernunft, der halte unsern Versand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe. Amen.


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