Sonntag, 1. September 2024

... halt mal kurz....

 Predigt in Benneckenstein


Jesus macht 10 kranke Männer gesund.
Aber nur ein Mann bedankt sich dafür bei Jesus.


Einmal kam Jesus zu einem Dorf.
In dem Dorf kamen 10 Männer zu Jesus.
Die Männer blieben weit weg von Jesus stehen.
Denn die 10 Männer waren schwer krank.
Die Männer hatten eine Hautkrankheit.
Die Hautkrankheit von den 10 Männern heißt Aussatz.
Der Aussatz ist sehr ansteckend.
Darum müssen Aussatzkranke Menschen von gesunden Menschen weit weg bleiben.
Damit sie niemanden anstecken können.

Die 10 Aussatzkranken Männer riefen:

Jesus, bitte. Höre uns.

Jesus sagte zu den Aussatzkranken Männern:

Geht zu den Menschen.
Zeigt euch den Menschen.
Damit die Menschen sehen, dass ihr wieder gesund seid.

Die Aussatzkranken Männer gingen los.
Unterwegs wurden sie gesund.

Einer von den ihnen ging sofort zu Jesus zurück.
Der Mann freute sich riesig.
Weil er wieder gesund war.
Der Mann fing laut an Gott zu loben.
Und kniete sich vor Jesus auf den Boden.
Der Mann dankte Jesus aus ganzem Herzen.

Jesus freute sich über den Mann.
Jesus sagte:

Ich freue mich, weil du zurückgekommen bist.

Aber Jesus wunderte sich auch.
Jesus fragte den Mann, der gesund geworden war:

Wo sind denn die anderen 9 Aussatzkranken Männer?
Bist du ganz alleine gekommen?
Es sind doch alle 10 Männer gesund geworden.
Freuen die sich gar nicht?
Wollen die anderen Männer Gott gar nicht loben?
Weil Gott sie gesund gemacht hat?

Jesus sagte zu dem dankbaren Mann:

Jetzt ist alles gut.
Geh nach Hause.
Gott hat dir geholfen.
Weil du an Gott geglaubt hast. (Lukas 17)






Als Kind und noch bis ins Erwachsenenalter herein hat mich diese Geschichte immer ziemlich verstört. 

Ich habe immer gedacht, dass Jesus den anderen 9 Leuten ihre Gesundheit wieder weg genommen hat. 

Von hunderten Kranken dort auf den Straßen schaffen es 10, dass Jesus sie sieht und heilt.

Und da reden wir nicht davon, dass sie weniger Beschwerden haben oder die Schmerzen los sind.

Aussatz bedeutete, ausgesetzt zu sein aus der Gemeinschaft. Ausgegrenzt von der Nähe der Menschen und dem Leben, das man vorher liebte, von der Möglichkeit, sich frei zu bewegen, zu Hause zu sein, zu arbeiten und ein normales Leben zu führen. 

Von denen durften 10 gesund werden und wieder wie die anderen sein und dazu gehören. Einer nur bedankt sich. Kehrt um, geht zu Jesus und bedankt sich für sein Heilwerden. Und ich dachte wirklich immer, die anderen 9 wurden dann wieder krank. Prüfung nicht bestanden. Das steht da aber nicht. Die 9 anderen Geheilten bleiben auch gesund. Dürfen gesund bleiben, obwohl sie nicht zurück kommen und danke sagen. Und obwohl Jesus sich auch an sie erinnert. Sie hätten es ja auch gleich sagen können. Warum musste der erst zurück kommen? Weil sie nicht direkt gesund wurden, sondern auf dem Weg. Unterwegs auf dem Weg, den Jesus sie geschickt hatte. Das Gesundwerden geschah nicht gleich, war nicht sofort sichtbar. Erst im Gehen voll Vertrauen, vielleicht sogar erst nach und nach, wurden sie zu gesunden Menschen. Das bedeutet, sie sind krank aufgebrochen - nur mit dem Wort von Jesus in der Hand. Gemeinsam hatten sie Jesus ja auch angesprochen. Die Hoffnung auf ihn, auf Gott in ihm, hatte sie verbunden, ihre kleine Notgemeinschaft der Kranken. So gesehen sind es 10 hoffnungsvolle Menschen, die gerade in ihrem Leben eine echte echte Not empfinden, die sie quält und nicht loslässt, die sie beschränkt, die ihnen Lebensteilhabe raubt, die ihr Leben nicht auf der Bahn laufen lässt, die sie sich wünschen, die nervtötend ist, kraftraubend, schmerzhaft, kaum auszuhalten. Und wie diese Not sie zusammengebracht hatte, weil sie einander so gut verstanden und sich helfen konnten, so verband sie jetzt diese Hoffnung. Und sie verband das Vertrauen. Sie wurden gesund. Sie bekamen ihr Leben zurück. Was für ein Glück. Aber nur einer von ihnen bekam ein neues Leben. Für die anderen ging es zurück in das, was sie kannten und sich zurück gewünscht hatten. Einer ließ sich unterbrechen von dieser Erfahrung. Einer ließ sich verwandeln, sich erinnern. Einer wollte nicht nur alles hinter sich lassen, sondern erinnerte sich, wie es ihm gegangen war, wie schlecht. Als er danke sagte, durfte auch das Teil seines Lebens bleiben. Und das Danke sagen und sich unterbrechen lassen brachte ihn auf einen veränderten Weg. Und auch Jesus war es nicht egal, was diese aus ihrer Rettung machten. Es hilft wohl nicht nur, gerettet zu werden, man muss auch was draus machen. 


Privat heißt das, sich von Gott ziehen zu lassen mit seinen manchmal minimalen und manchmal Holzhammerartigen Hinweisen für mich. Sich von Gott ziehen zu lassen, auch in Ungewohntes, manchmal nicht gleich Beliebtes, Unbekanntes, Mühsames, Neues, in Kleinigkeiten und in großen Entscheidungen. Sich ziehen zu lassen in so eine nächste Version meiner selbst oder auch einer Gemeinde. Nicht aufzuspringen - nachdem ich gerade etwas überwunden habe - und froh über die gute Fügung weiter zu springen, sondern kurz zu fragen: und wo führt mich das hin? 

Dass ich wieder gesund geworden bin, dass mir mein Körper neulich die rote Karte zeigte - hat mich das veranlasst mehr auf meinen Körper zu achten? Wo hat es mich hingeführt? Dass ich aus dem Tief wieder heraus kam, hat mich das dazu gebracht, irgendetwas anders zu machen in meinem Leben? Zieht Gott umsonst an mir oder lasse ich seine kleinen Kursänderungen von außen zu? 

Und was heißt das auch für eine so rosige Gemeinschaft wie Eure? So ein Innehalten und Danksagen wie heute? Heißt es nicht, auch im Kopf haben, was nicht gut anlief oder wo es hart wurde auf der Strecke und doch wo ihr jetzt angekommen seid! Und zu fragen und wo führt uns das jetzt hin? Wofür hat Gott uns das geschenkt. Danke Gott! Ach wofür ist das jetzt eigentlich gut?


Danke sagen hat nicht nur diese demütige buckelnde Dankeschönbitteschön Seite, es hat eine ganz vitale verwandelnde Kraft. Die Kraft, einfach mit aufzunehmen, was von allem da war und mal kurz anhalten. Sich ansehen. Einander, sich selbst. Wie beim 1000 Meter Schwimmen, mal kurz den Kopf aus dem Wasser zu strecken und nicht nur blind durchzuziehen im Leben, sondern die Chance auf neues Leben nicht verschenken, es nicht übersehen, das was sich getan hat.

Damit ich nämlich auch nächstes Mal den Mut habe, loszugehen  - krank, verletzt, bedrückt, weil ich weiß, es wird auf dem Weg passieren. Damit ich Dankesagen nicht als Pflichtknickser empfinde, sondern als einen Moment, der etwas in mir heil macht.

Damit ich mir Heiligen Raum wie diesen hier suche und mir jemand sagt: 

Jetzt ist alles gut.
Geh nach Hause.
Gott hat dir geholfen.
Weil du an Gott geglaubt hast.


Da geht man anders wieder heim. 

Und das wünsche ich Dir heute. 

Geh anders wieder heim. 

Lass Dir vom Danken Kraft geben, 


die Du gerade brauchst um verändert besser weiterzugehen.

Das wünsche ich Euch zusammen.

Geht anders weiter.

Gesättigt mit Dank und Erfahrung und mit der Kraft

noch ganz andere Wege zu schaffen.


Halleluja! Lobe den HERRN, meine Seele!

Aber wirklich mal. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, 

der halte unser Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe. 

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