Samstag, 5. März 2022

...vom "hold on"

 

                                                                                                                                                                                                                                        (Foto: David Young)

Predigt zum Friedensgottesdienst

Lesungstext: Phillipper 4, 6-9:

„Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren. Weiter, Brüder und Schwestern: Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob – darauf seid bedacht! Was ihr gelernt und empfangen und gehört und gesehen habt an mir, das tut; so wird der Gott des Friedens mit euch sein.“


So sagen wir es immer am Ende der Predigt.

„Und der Friede Gottes, 

der höher ist als alle unsre Vernunft…“

Der Friede ist wohl wirklich höher als alle Vernunft.

Sehr oft sogar. Höher als unsere eigene Vernunft.

Er verlangt von uns, Dinge zu unterlassen:

Etwas nicht zu sagen.

Etwas nicht zu tun.

Obwohl wir es könnten.

Obwohl wir die Macht und die Gelegenheit hätten.

Obwohl wir es sagen könnten.

Obwohl wir drein schlagen könnten

- keine Frage. Könnten wir oft.

Aber wir tun es ganz bewusst nicht.

Meistens.

Oft leider doch.

Nach unserer Vernunft 

scheint es uns erlaubt und angesagt.

Der Friede Gottes jedoch schaut weiter.

Er folgt nicht der Logik von Stärke durch Macht.

Er will, dass wir Böses lassen.

Und das könnten wir tatsächlich 

und würden eigentlich nichts verlieren.


Der Friede verlangt von mir 

nicht nur mich selbst zu sehen.

Sondern die anderen zu sehen.

Zusammenhänge zu sehen.

Die Auswirkungen meiner Worte zu sehen

und meines Handelns.

Der Friede verlangt von mir, 

der Gerechtigkeit nicht im Weg zu stehen.

Und das meint nicht eine Auge-um-Auge-Gerechtigkeit,

sondern Leben für jeden und jede - Gerechtigkeit.

Ich bin nicht immer gut im Frieden halten.

Ich bin leider nicht immer gut im Unterlassen

von bösen Worten und unnützen Kommentaren.

Aber meistens - nicht immer - schaffe ich es, 

wenigstens die rote Grenze nicht zu überschreiten,

wo meine Worte und Taten Schmerz und Tod bringen.


Was wir gerade erleben ist,

die maximale Überschreitung der Grenze

des Anstands, des Lebens, der Vernunft, 

der Gerechtigkeit, des Aushaltbaren.

Das was wir alle gerade miterleben ist unerträglich falsch.

Es ist nicht richtig. Wie jeder Krieg nicht richtig ist.


„Könnten sie doch hören, was Gott der Herr redet,

dass er Frieden zusagte seinem Volk und seinen Heiligen,

auf dass sie nicht in Torheit geraten.“ 

Ruft der Psalmbeter verzweifelt.

Und gerade rufen es so viele auf den Straßen,

mit Worten und mit Taten. Sie rufen nach Frieden.

Es sind jeden Tag mehr.

Aber es sind auch jeden Tag mehr Opfer.

Es hört einfach nicht auf.

Denn wir haben längst falsche Wege eingeschlagen.

Und können nun nicht umkehren.

Gewalt und Waffen.

Wettrüsten und um die Wette wirtschaften.

Das gilt als normal.

Aber haben wir vergessen, wer wir sind?

- doch Gottes Salz der Erde!

Seine Lichtbringer!!

Wir sollten doch keinen Scheffel über unser Licht stellen,

so heißt es in der Bibel.


Was ihr gelernt und empfangen und gehört und gesehen habt an mir, 

das tut; so wird der Gott des Friedens mit euch sein.

Was auch immer wir tun können,

sollten wir jetzt tun.

Im Sinne des Friedens:

    • unterlassen was kaputt macht,
    • nicht den Hass und die Abscheu unser Herz regieren lassen
    • teilen
    • da sein
    • beten
    • und hoffen. Glauben. Festhalten >hold on<

Das ist unser Auftrag. Amen.


Und der Friede Gottes, der viel höher ist als unsere Vernunft,

 

bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen. 


Weiße Tauben. Ein Lied. (draufklicken)

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