Samstag, 30. Mai 2020

Pfingsten 2020

Als es Pfingsten wurde. Damals. Heute.




Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab. 
Und als die seltsamsten Tage gekommen waren, die sie je erlebt hatten, da waren sie alle alleine in ihren Häusern. Und es geschah plötzlich, dass wie ein Sturm vom Himmel ihr Leben wie durcheinander gewirbelt wurde und alle mussten ihr alltägliches Leben völlig umstellen. Und es waren so viele Worte und Bestimmungen und Rundverfügungen und Erlasse, dass niemand mehr schaffte, alle zu lesen. Und mittendrin gab es Worte wie Feuer. Wort von Mut. Worte der Liebe. Und kleine Geschenke voll menschlicher Wärme und Anrufe mit trostreicher Stimme und Briefe mit beflügelnden Worten - alles so, wie der Geist es ihnen eingab um einander zu stärken.  

Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde verstört, denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, Galiläer? Wie hören wir sie denn ein jeder in seiner Muttersprache? Parther und Meder und Elamiter und die da wohnen in Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, Pontus und der Provinz Asia, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Römer, die bei uns wohnen, Juden und Proselyten, Kreter und Araber: Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden. Sie entsetzten sich aber alle und waren ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süßen Weins.
Als nun diese Dinge geschahen wurden die Menschen sehr verstört. Weil sich einfach ihr Leben von einem auf den anderen Tag änderte und sie konnten nichts dagegen tun. Eine Krankheit nahm das Zepter der Tage in die Hand und regierte mit Angst und Fernsehbildern, schlimmen Prognosen und Abstandsregeln. Aber die Menschen ließen sich nicht fesseln von diesen Bildern und Dingen, sondern sangen auf Balkonen, trompeteten aus den Fenstern, schrieben sich Liebesgrüße auf die Straße und grüßten sich ausgiebig herzlich von ferne an den Gartenzäunen. Manche schauten verwundert und fragten: „Ist das das alte Wort Gottes, das hier plötzlich aufblüht wie ein Wundergarten voller bunter Blüten? Wir hören es in all den Worten, die uns jetzt so sehr Mut machen. Wir sehen es auf Whatsapp und  Instagram, auf YouTube und facebook, in Filmen und Videogottesdiensten, in den Zeitungen und Rundbriefen, auf gemalten Steinen und in Segenszeichen am Fernsehbildschirm.“ Ein jeglicher hörte es mehr denn je in einer Sprache, die ihn berührte. In einem Moment, wo das Herz offen und wund war und diesen Mantel der guten Wort brauchen konnte. 

Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, vernehmt meine Worte! Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde des Tages; sondern das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist »Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll in Finsternis verwandelt werden und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt. Und es soll geschehen: Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.«
Und viele nahmen das Wort Gottes in den Mund und trugen es zu anderen. Ohne Scheu. Ohne Scham über diese alten Worte. Und Gott goss seinen Geist aus über alle, die angstvoll waren und unsicher, die einsam waren und genervt, die müde wurden und zweifelnd. Und Söhne und Töchter hatten immerzu gute Ideen und die Jünglinge und Girlys bewiesen so viel Geduld und Verständnis und die Alten hatten Träume und Langmut. Und auf jeden kam Gottes Geist wie eine zusätzliche Kraft, all das Neue zu bewältigen. Und alle gedachten voll Mitgefühl derer, die liebe Menschen an diese Krankheit verloren hatten. Und viele wurden wieder heil. Und langsam durfte das Leben wieder kommen. Und in all dem alten Leben, das wieder kam,  hatte sich doch so viel Neues eingenistet. Und Gottes Wort hatte plötzlich eine neue Sprache gefunden und wohnte wieder bei den Menschen.

(aus: Die Apostelgeschichte / Unsere Geschichte)



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