Sonntag, 17. Mai 2020

Gottesdienststückchen für dich heute..

Beten und Atmen

Gebet:
Herr, öffne mir die Herzenstür,
denn dann kann ich zu dir reden,
das fällt mir nicht immer leicht,
oft fällt es mir erst ein, wenn es mir schlecht geht.
Herr öffne mir die Herzenstür,
lass es mich wieder finden - mein Gebet.

Versteinert ist manchmal mein Herz
und meine Klagen finden
keine Sprache.

Verschlossen
ist manchmal mein Mund
und meine Worte finden
keine Töne.

Gelähmt
sind manchmal meine Hände
und mein Wille findet
keine Form.

Jesus Christus
erbarme dich.
Gott, erbarme dich unser,
erbarme dich über unsere klagenden Gebete 
in diesen Tagen, erbarme dich, über unsere Ängste.

- sei einen Moment ganz still -

Gott am Ende dieser Woche komme ich zu dir,
angefüllt mit all dem Guten und mit all der Sorge,
die mich in den letzten Tagen beschäftigt hat.
Ich will zu dir beten, mit dir reden,
ich kann dir alles übergeben, in deine
Hände legen, was mich beschäftigt und bewegt.
In der Stille sprechen ich jetzt zu dir.

- sei einen Moment ganz still -

Herr, lass mich erfahren, wie ein Gebet etwas bewegen kann, 
hilf meinen Zweifeln und verscheuche meine Scheu, 
stärke mein Beten für mich und für andere. Amen.

Lesung: Wenn ihr betet, dann tut es nicht wie die Scheinheiligen! Sie beten gern öffentlich in den Synagogen und an den Straßenecken, damit sie von allen gesehen werden. Ich versichere euch: Sie haben ihren Lohn schon kassiert. Wenn du beten willst, dann geh in dein Zimmer, schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird dich dafür belohnen. Wenn ihr betet, dann leiert nicht Gebetsworte herunter wie die Heiden. Sie meinen, sie könnten bei Gott etwas erreichen, wenn sie viele Worte machen. Ihr sollt es anders halten. Euer Vater weiß, was ihr braucht, bevor ihr ihn bittet. So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel! Mach deinen Namen groß in der Welt. Komm und richte deine Herrschaft auf. Verschaff deinem Willen Geltung, auf der Erde genauso wie im Himmel. Gib uns, was wir heute zum Leben brauchen. Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir allen vergeben haben, die an uns schuldig geworden sind. Lass uns nicht in die Gefahr kommen, dir untreu zu werden, sondern rette uns aus der Gewalt des Bösen. Wenn ihr den andern vergebt, was sie euch angetan haben, dann wird euer Vater im Himmel euch auch vergeben. Wenn ihr aber den andern nicht vergebt, dann wird euer Vater euch eure Verfehlungen auch nicht vergeben.« (aus Matthäus 6)

Musik: (Wir haben ein Osterlied gehört)

Predigt:

‚Gelobt sei Gott!‘ hat Andreas gedacht. Ein gut trainierter  Mann in den besten Jahren, seit 40 Jahren Posaunenchormitglied, sächsischer Landesvorstand bei den Johannitern, politisch und kirchlich engagiert. ‚Gelobt sei Gott!‘ dachte er am Ostermorgen. Nach 3 1/2 Wochen zum Teil ohne Bewusstsein, an einer Beatmungsmaschine angeschlossen. Gerade noch so die Kurve gekriegt. Gerade so die Augen wieder geöffnet. Noch unscharf sehend. ‚Gelobt sei Gott!‘ dachte er, als er realisierte, wie es um ihn gestanden hatte. Undeutlich sieht er die Umgebung, so ohne Brille und noch etwas bewegungsunfähig in seinem Krankenhausbett. ‚Gelobt sei Gott!‘ rufen seine Gedanken tonlos der kleinen dunklen Kontour zu, die er entfernt an der Wand hängen sieht, nur undeutlich kann er es sehen: ein Kreuz. Dort an der Wand. Ein Kreuz das ihn verbindet mit dem, der alles durchgestanden hat. Auch Andreas hat es durchgestanden. Der Atem kommt wieder. Die Kraft kommt wieder. Das Sprechen kommt wieder. Die Lebenslust kommt wieder. Draußen hört er die Glocken läuten. Die Glocken, die uns alle verbinden nach wie vor, da, wo wir uns nicht sehen können. Jemand betet mit ihm ein Vaterunser. Er fühlt sich mit dem Leben wieder verbunden. Auch durch diese alten VaterunserWorte. Sie erinnern an jene Kraft, die uns überwinden hilft. Andreas hat es überwunden. Gelobt sei Gott!
(siehe Glaube und Heimat Nr. 210 / 2020)

Musik ("Er ist erstanden, Halleluja - du kannst es ja summen...)

Er ist erstanden, Halleluja! Ludger kommt mit Fieber ins Krankenhaus. Mit Luftnot auf die Intensivstation. Er schreibt: „Eines Morgens, halb im Schlaf, halb noch im Fieber, träume ich, dass mir der Atem stockt, dass er mir ausgeht, es nicht mehr weitergeht. Und keiner mich hört bei diesen letzten Versuchen. (…) „Hörst du mich?“, sende ich meiner Frau eine Nachricht aufs Handy. Ja, jemand hatte meinen stummen Schrei gehört. Weil die Blutgaswerte schlecht bleiben und ich in meiner Niedergeschlagenheit zwar noch atmen, aber nicht mehr kämpfen will, organisiert meine Frau ein Bündnis fürs Atmen. Unsere Familie, unsere Freunde, Kollegen und Nachbarn, alle, die sich in Anrufen, über SMS oder Whats-App nach meinem Zustand erkundigen, werden um ihr solidarisches Mitatmen gebeten: „Breathe in … breathe out!“ —„Atmet für Ludger!“ — Aus einer symbolischen Aktion erwächst ein gemeinsamer Atem, ein Rückenwind, der mich aus einem tagelang drohenden Stillstand ins Leben zurückträgt, mir den Willen zum Selberatmen wiederschenkt. Vielleicht ist dies die wichtigste, die nachhaltigste Erfahrung aus meinem Kampf gegen das Coronavirus: Du bist, wenn es ums Ganze geht, nicht allein. Wenn dir die Luft ausgeht, wirst du von anderen ins Leben hineingeatmet (…).“ 
Ist nicht für einen anderen atmen ähnlich wie für jemanden beten? Einatmen - ich denke an dich. Ausatmen - ich schicke dir Kraft. Einatmen - ich sorge mich um dich. Ausatmen - du bist nicht allein. Amen, Amen - meine Gedanken kommen zu Besuch bei dir. Amen - ich vertraue. Ich vertraue einfach. Ich versuche es. „Wenn dir die Luft ausgeht, wirst du von anderen ins Leben hineingeatmet…“ Er ist erstanden, Halleluja!
(siehe Frank. Rund.: „Atemzug um Atemzug“ am 16. Mai 2020)

Musik ("Er ist erstanden, Halleluja - du kannst es ja summen...)

Geh in dein Kämmerlein und bete zu Gott, der verborgen ist, sagt Jesus. Und Gott, der Verborgene, sieht all dein Verborgenes. Er sieht es sehr zärtlich an. Vorsichtig. Er weiß, was du brauchst. Er weiß es wirklich. Er sieht dich in deinem Kämmerlein am Abend, wenn der Geschirrspüler brummt, die Wäsche auf der Leine hängt, die Kinder schlafen und du endlich erschöpft ins Bett sinkst. Er sieht dich resigniert über seitenweise neuer Lebensbestimmungen, wenn du das Gefühl hast, einfach nicht mehr hinterher zu kommen. Er sieht dich auf deinem gemusterten Sofa, wo du alleine deine Tasse Kaffee trinkst und die Einsamkeit nach dir greift. Er sieht dich in deinem Kinderzimmer, mit Teddys und Matchboxautos redend, weil niemand da ist, mit dem du wie sonst in stillem Einvernehmen die Autos über den Teppich schieben könntest, stillglücklich. Er sieht dich, wie du morgens um 4.00 Uhr den Wecker ausdrückst und dein Kopf schon alle ungelösten Probleme des Tages in eine Reihe in deinen Gedankenflur gestellt hat, bevor du auch nur ein Bein aus dem Bett bekommen hast. Ich sehe dich zögernd auf das Vertraute da draußen vor deinem Fenster blicken, und wie Angst dir den Rücken hochkriecht und sich alles Vertraute plötzlich so unvertraut anfühlt. Ich weiß. Sagt Gott. Und doch ist dies noch die gute alte Welt. Meine Welt. Deine Welt.   „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ 

Öffne die Hände: 
dein Reich komme - atme ein, 
dein Wille geschehe - atme aus, 
denn dein ist die Kraft - atme in dein Herz.
Amen:  Dieses Gebet ist Atem von Gott für dich. 

Dieses Gebet ist Atem von Gott für dich. 

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe.
Lasst uns das Gebet sprechen, das Jesus uns mitgegeben hat, unsere Hände zu öffnen: 






Seid herzlich gegrüßt! 



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