Samstag, 26. Oktober 2019


PREDIGT vom HEILWERDEN

Was „heil werden“ ist

Ein Mann wurde heil nach 38 Jahren.

Was ist denn heil werden?
Heil werden ist
wenn der Schmerz nachlässt
wenn eine neue dünne Haut wächst
über Risse und Schürfungen
Schnitte und Stiche
Heil werden ist
das Ende von 
„in-etwas -drin-sitzen“
„an-etwas-gebunden-sein“.
Heil werden ist versöhnt werden.
Heil werden ist gesund werden
und zwar
innen und außen
an Leib und Seele.
So gesehen ist Heil werden 
frei werden von etwas
das im Wege steht
das mich einschränkt
ärgert, aufhält, abhält, 
das mich ausschließt,
einsam macht, handlungsunfähig,
lethargisch, unfähig zu handeln
an Leib und Seele.

Es liegt nahe

Da liegst du 
in diesem „was dich schon so lange bindet“
wovon du nicht weg kommst
und ganz in der Nähe eigentlich
wabert scheinbar ein See 
voller Heilung und Glück und 
Gesundung und Erholung,
Der See voll Lösungen
aller Lösungen, die du dringend brauchst
für die Fragen, die dich plagen
Ein See voller Wärme
die du bräuchtest in den Nächten 
ohne Schlaf und Antwort, 
wo nur die Fragen sind
die deinen Kopf verdrehen
Ein See voller Energie
die dir immerzu fehlt
für Dinge, 
an die du dich lieber gewöhnt hast,
als sie zu ändern,
weil das vermutlich fern von deiner Energie liegt.

Da ist ein See voll der Heilung, 
der hin und her schwappt 
und scheinbar alle anderen wissen
wie man da hin kommt und wann man zur rechten Zeit
die Füße in die sprudelnden Lösungen stecken kann
und den ganzen durstigen Körper in die wärmenden Fluten
und eintauchen in die Energie
wie in ein Ölbad, das haften bleibt für lange.
Nur du.
Nur du schafft es nicht dahin.
Obwohl es gar nicht so weit wäre
bis zur Lösung
von ätzendem Kleinkram und Großem Druck
bis zur Wärme, die besser wäre als die Kälte an manchen Tagen
bis zur Energie, zum Mut, zu Traute, zum Jawoll!

Wahrheit und Klarheit oder Gottes Arschtritt

Und in diesem Fall 
helfen auch die 5 Hallen nicht
die dich umgeben neben dir
Die Hallen
in die sich Menschen begeben
um bei Gott zu Besuch zu sein
Reich gefüllte Kammern
mit Schutz und Schild
mit Burg und Kraft
mit Halt und Hoffnung
mit Stecken und Stab
mit Händen die halten und Herzen gefüllt mit Ewigkeit.
Diesmal helfen sie nicht.
Es liegt alles da.
Du auch.
Und kommst nicht hoch.

Gottes Güte hält den Ball flach
und die Hoffnung will hüllen
und der Stab dich stützen
aber das, was du diesmal brauchst, ist
ein Schub
ein Stoß
ist
- Entschuldigung - 
ein Arschtritt.
Nicht jemand der sagt: „wenn es dir nichts ausmacht und ohne dich verletzen zu wollen und unter Rücksicht auf…“
Sondern einer der
ES sagt.
Eine
die ES dir sagt.
Die Wahrheit.
Sagt wie es ist.
Und dabei meine ich nicht,
jemanden, der sich nicht helfen kann,
zu beschämen.
Dinge zur Heilung zu ziehen,
die längst zu dir gehören und 
die bleiben werden,
aber die Angst davor vielleicht
und alle Zaghaftigkeit und Verdrückerei.
Mit „Wahrheit“ meine ich etwas
das frei macht:
Aussprechen was dich da ankettet
Aussprechen was du dir wünscht
Dir zur Klarheit helfen,
was du eigentlich willst,
denn wie oft
ist selbst das
verloren gegangen.

Danach war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Es ist aber in Jerusalem beim Schaftor ein Teich, der heißt auf Hebräisch Betesda. Dort sind fünf Hallen; in denen lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Ausgezehrte. Es war aber dort ein Mensch, der war seit achtunddreißig Jahren krank. Als Jesus ihn liegen sah und vernahm, dass er schon so lange krank war, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt; wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein. Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin! Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin. 

Es ist möglich

Jesus legt keine Hände auf.
Er macht keine Geste über dem Mann.
Jesus spricht keinen Heilspruch.
Er schafft Klarheit.
Dem Mann verschafft er Klarheit.
Willst du gesund werden?
Dann steh auf.
Und es war möglich.

Es ist möglich aufzustehen
aus Ausreden, Vorsichherschieben und Verharren.
Auch wenn die Klarheit manchmal unangenehm ist,
auch wenn sie vielleicht etwas zerbricht
auch wenn sie mich stresst
aufwühlt
zur einer Entscheidung zwingt.

Für manche Situation
braucht es nur Klarheit
und manchmal einfach Wahrheit.

Und dann 
nehmen Menschen manchmal tatsächlich ihre Liege
mit den zerlegenen Träumen und zerknautschten Wünschen
mit den Tränen und all
der Wegschieberei, vor-sich-her-Schieberei
mit all dem Kopfkino, was passieren könnte
mit Befürchtungen und Ängsten
sie nehmen diese Liege unter den Arm
und gehen los,
weil der Ort des Verharrens keinen Sinn mehr macht.
Unfassbar ist das.

Es ist möglich
am Teich Betesda,
zu deutsch im
„Haus des Erbarmens“,
unter dem Himmel
der noch darüber war
- auch an jenem Tag
Der Himmel
von dem „Der-dich-sieht.“
Der Himmel,
der ist.
Hier. Heute. Morgen. Über deinem Leben.
Immer.

Lass uns einen Moment stille werden. 
Einatmen. Ausatmen. 

Jesus ist auch der Mann der Klarheit
und der die Wahrheit liebte.
Darum sagt man, dass er heil machte an Leib und Seele.
Nicht dass das einfach wäre.
Du müsstest bereit sein, neu zu werden. Amen.


Und der Friede Gottes, der höher ist als unsre Vernunft, 
der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß 
und stärke unsre Liebe. Amen.





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