Samstag, 19. Oktober 2019

Predigt mit Jakobus 


Das Echo von einpaardutzendmal
„Siehe, ich verkündige dir große Freude.“ und
irgendwo tief der Schimmer vom Licht Gottes.
Als wären sie in mir zuerst schon dagesessen - vor mir selbst.
Und
Freude
Zuversicht
Vertrauen
Dankbarkeit
Trost
Stärke
Kraft
- so erlebe ich Glaube.
„Siehe, ich gebe dir Kraft!“
Worte direkt von Gott.
„Du musst nichts für seine Liebe tun,“
- sagt Martin Luther,
das liest er in der Bibel,
„denn Gott hat dich
von grundauf!"
>Er hat mich<
- das ist immer zuerst!
Das ist der erste Schritt.
Der erste vor dem zweiten Schritt.
Der erste Schritt vor meinem ersten Lebenstag.
Der erste Schritt heute jeden Tag.
Ein Schritt in den ich immer zurück springen kann,
wenn die zweiten Schritte zu heftig werden.

„Ich bin bei dir alle Tage.“
"Fürchte dich nicht!“,
„Ich habe dich lieb!“,
Burg und Schild
und Zuflucht unter den Flügeln:
alles erste Schritte, 
Feuer unter dem Hintern.
Alles mein Glaube in mir.

Es gibt aber nie nur den ersten Schritt.

Ich gehe jeden Tag los ins Leben.
Ich gehe jedes Jahr weiter im Leben.
Das Leben steht nicht still.
Ist voll Mühsal und voll Lebenskraft.
Ich muss entscheiden.
Tun. 
Wege gehen.
Für mich sorgen.
Für andere sorgen.
Auswählen.
Menschen ansprechen.
Wahrheiten aussprechen.
Position beziehen.
Eingreifen.
Abwarten.
Ich muss sagen wohin.
Ich muss in meinen Möglichkeiten zweite Schritte tun.
Und dritte Schritte und viel mehr.
Und was würde ich nicht alles gerne tun?
So - wie die Bibel es schreibt.
Und was sollte ich nicht alles tun?
Für mich.
Und für die Anderen.
Für die Welt.
Für die Umwelt. Für meine Region. Für erneuerbare Energien. Für Gendergerechtigkeit. Für meine Kirche. Für nicht weniger als Frieden und Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. 
Dafür, dass keiner auf Türen von Gotteshäusern schießt und damit auf uns alle. Dafür, dass die anderen mir nicht so fremd werden. Dass sie nicht für immer „die anderen“ bleiben. Dafür, dass woanders Menschen einfach besser leben können. Dafür dass wir besser miteinander auskommen. Dafür, dass wir unser Herz entdecken und Demut und Bescheidenheit.  Dafür, dass wir niemanden vergessen. Für all das. Für alles!

Manche  resignieren. Die Aufgabe ist zu groß.
Manche verschwinden weil es ihnen Angst macht.
Manche werden aggressiv, weil sie sich bedroht fühlen.
Manche sehen nicht ein, dass die anderen sie etwas angehen.
Manche wollen nur was für sich.
Manche gehen kaputt vor Mitgefühl.
Manche erstarren vor Hilflosigkeit und Überforderung.
Manche geben auf vor Erschöpfung.
Manche verzweifeln in ihrer Unzufriedenheiten.
Manche machen Fronten auf.
Manche tappen orientierungslos 
und unentschieden vor sich her.
Manche können nicht Schritt halten mit allem Neuen.

Irgendeine dieser „Manchen“ bist du und bin ich.
Es ist wie eine unlösbare Aufgabe - „was alles zu tun wäre“…

Und die Bibel?
Hat ehrlich gesagt keine konkreten Ansagen für unsere Zeit. Wen ich wählen soll. Wie ein Sozialsystem funktioniert. Wie fairer Handel möglich ist und der Welthunger zu stoppen. Wie Auseinandersetzung möglich ist ohne Gewalt.
Das weiß die Bibel auch nicht so genau. Keine konkreten Tips.
Und doch gibt es kaum feurigere Reden in der Bibel als darum, 
eben doch „etwas zu tun“. Grundsätzlich. Nie damit aufzuhören, nach dem richtigen Tun zu suchen. Richtig radikal wird die Bibel an diesem Punkt: Ohne Taten ist dein Glaube tot! 

„Meine Brüder und Schwestern, was hat es für einen Wert, wenn jemand behauptet: »Ich vertraue auf Gott, ich habe Glauben!«, aber er hat keine guten Taten vorzuweisen? Kann der bloße Glaube ihn retten? Nehmt einmal an, bei euch gibt es einen Bruder oder eine Schwester, die nichts anzuziehen haben und hungern müssen. Was nützt es ihnen, wenn dann jemand von euch zu ihnen sagt: »Ich wünsche euch das Beste; ich hoffe, dass ihr euch warm anziehen und satt essen könnt!« –, aber er gibt ihnen nicht, was sie zum Leben brauchen? Genauso ist es auch mit dem Glauben: Wenn er allein bleibt und aus ihm keine Taten hervorgehen, ist er tot.“

Dem Jakobus, der das schreibt, brennt das Herz.
Die Liebe in seinem Herzen, die er als Liebe Gottes erkannt hat,
die fließt über und er möchte einfach tun.
Das richtige Tun.
Gerechtigkeit tun,
barmherzig sein,
hilfreich sein,
retten,
echt und wirklich Gottes Welt mitbauen.
Selbstlos und
hingebungsvoll.
Manche in seinem Umfeld sind aber nicht so.
Manche sind überfordert, hilflos, unbeholfen,
einfach uninteressiert oder sogar gleichgültig.
Da erstreckt sich der Glaube auf Dazugehörigkeit zu etwas.
Das ist Jakobus zu wenig.
Jakobus hat Sehnsucht nach Taten.
Jakobus ist verliebt ins Gelingen des Lebens. 
Er möchte dem Glauben Beine machen.

Er geht mit offenen Augen durch seine Welt und 
seine Augen sehen überall Wunden Jesu, Worte Jesu,
Orte Jesu, Menschen Jesu, Bitten Jesu, Sendung Jesu.
Aber es scheint, dass er auch keine Ahnung hat, 
wo man anfangen und wie man durchhalten soll
und was konkret!!?? 
Nein, dafür hat auch Jakobus keine Antwort.

Aber zu all den guten Geboten Gottes, an denen wir unsere Entscheidungen messen können, setzt er zwei dazu:
Erstens: Du sollst den zweiten Schritt nicht vor dem ersten Tun.
Und der erste Schritt ist: Hand aufs Herz und spüren, wo dein Glaube abgeblieben ist. Sein Feuer spüren. Seine Zugkraft.
Zweitens: Du sollst Starterkabel mitnehmen, wo auch immer du bist. Mit deinem Glauben kannst du Dinge in Gang setzen. Kannst du die Starre der Hilflosigkeit zur Bewegung verlocken. Kannst du schneller hören als reden. Kannst du Täterin des Wortes werden mit einem Gebet. Hast du plötzlich etwas übrig. Und kannst etwas Tun. Für andere. Und auch für dich. Zweite Schritte. Dritte Schritte. Und dann wieder der erste. Es soll immer wieder erste Schritte geben dazwischen. Gotteshopser. Gottessprünge. Gottesfesterstand. Gottestritte. Gottesheimat. 
„Siehe, ich gebe dir Kraft!“
Worte direkt von Gott.
„Du musst nichts für seine Liebe tun,“
- sagt Martin Luther,
das liest er in der Bibel,
„denn Gott hat dich
von grundauf!"
>Er hat mich<
- das ist immer zuerst!
Das ist der erste Schritt.
Der erste vor dem zweiten Schritt. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsre Vernunft, der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe. Amen.





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