Predigt zum 1. Advent
(Predigttext ist die Geschichte vom Einzug von Jesus in Jerusalem, Mt. 21, 1-9)
Ich bin gut aufgestellt.
Ich bin Christ. Christin.
Wie eine Kinderschaukel ist mein Leben eingehängt
in meinen Glauben.
Mein Leben schaukelt mich manchmal ganz hoch
und ganz hinunter.
Manchmal kommt es nicht in Schwung
und es ist mühsam.
Manchmal fliege ich
und spüre das Leben in mir und Glück.
Aber ganz oben,
weiß ich,
hängen die Seile
in der Macht Gottes.
Nichts kann sie dort abreißen lassen.
Morgens, zwischen Zahnpasta und dem nassen Handtuch,
ist meine Lebensschaukel schon längst eingehängt für den Tag und mittags ist sie es,
wenn es aromatisch köchelt auf dem Herd
und das Geschirrtuch fleckig über meiner Schulter liegt.
So ist es den ganzen Tag:
wenn einer klopft und Hallo sagt,
wenn die Kinder vom Bus kommen und draußen lachen,
wenn die Sonne untergeht mit voller Pracht,
und die Amsel draußen im Busch noch raschelt.
Immer,
immer
ist
mein Leben eingehängt
bis in den Himmel hinauf.
Ich weiß das.
Es spielt nicht immerzu eine große Rolle.
Der Himmel ist da.
Gott ist da.
Irgendwo.
Das ist das, woran mein Leben hängt.
So bin ich gut aufgestellt
Als Christ. Als Christin.
Egal, ob ich ihn spüren kann,
(und manchmal gibt es Zeiten, da kann ich´s nicht)
Gott ist über mir.
Das ist beruhigend.
Vertraut.
So bin ich bei mir zu Hause.
Und Gott ist auch irgendwo da zu Hause.
Und das zu haben, ist schon eine ganze Menge.
Aber das ist noch längst nicht
- längst nicht -
alles,
das kann ich sicher sagen.
Da gibt es nicht nur dieses Bleiben
von Gottes Kraft weit um mich,
es gibt mehr.
Noch viel konkreter,
noch viel direkter
und bewegter.
Da ist nicht nur der Gott, der ist.
Da ist auch der Gott,
der mit mir was wird,
der immer anders ist,
der greifbar wird.
Der ohne Zögern lautstark hinein zieht in mein Leben,
wie auf einem Esel im Galopp
und dann passiert dort echt was.
Wegen Gott.
Geschichten kann man davon erzählen,
wie einmal
einer zur Tür herein kam unerwartet,
einer die Hand nahm und führte,
wo ich keinen Plan mehr hatte,
wie einer mir ganz direkt in die Augen sah,
und sah, was ich nicht sagen konnte,
eine Schulter die meine stützte,
mir wichtige Menschen begegneten,
ich eine Musik hörte, die mich frei machte,
einer eine Idee äußerte,
jemand im Fallen mich fing.
Da ist nicht nur der Gott, der ist.
Da ist auch der Gott,
der mit mir was wird,
der immer anders ist,
der greifbar wird.
Der auch mal leise wie ein winziges Wispern
eines neu geborenen Babys
etwas hinein flüstert in mein Leben
und etwas sehr sehr Zartes Rührendes passiert.
Wegen Gott.
Eigentlich passiert das immerzu.
Ich verpasse es nur ziemlich oft.
Der Advent übt mich ein,
Türen, Fenster, Kanäle in mir zu öffnen,
in Augen zu sehen,
Hände zu nehmen
auch wenn sie nicht zu dem gehören,
den ich erwarte.
Der Advent übt mich ein,
nicht Gewohntes zu erwarten,
wie einen Gott auf einem Esel
oder einen Heiland als Kind.
Der Advent übt mich,
ihn zu sehen.
Ich lerne dabei:
dieser gerade Blick,
diese einfache Berührung,
dieses schlichte Wort für mich,
oder von mir für den anderen,
können diesen und jeden Tag
mit Licht taufen,
verwandeln
oder
den Vorhang zur Seite nehmen
der das Herz des Tages verhüllt.
Advent heißt Erwarten,
dass es wirklich passiert.
Das Gott passiert.
Im Alltäglichsten.
Dass mein Herz plötzlich jubeln mag:
„Hosianna dem Sohn Davids!
Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn!
Hosianna in der Höhe!“
Dass ich nie sicherer wusste:
dort
hängen die Seile meines Lebens
in der Macht Gottes.
Nichts kann sie dort abreißen lassen. Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist, als unsere Vernunft,
der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe. Amen.
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