Sonntag, 10. August 2025

.... in diesen Zeiten prophetisch reden ....

Predigt am 10. August 

in der Schlosskirche zu Wittenberg

Irgendwas Hohes, wo ich hinauf schauen kann,

etwas, das beständig ist, das bleibt, in allem Chaos.

Das brauche ich. Einen regelrechten Gottesberg.

Hoch genug, wo ich atmen kann und es mir nicht die Luft nimmt, 

hoch genug über aller Gehässigkeit und allem Größenwahn der Welt hinweg. 

Hoch genug, das ich selbst mich nicht für größer halte, 

hoch genug, dass ich aufblicken kann. 

Irgendetwas Hohes, wo ic

h hinauf schauen kann, 

etwas, das beständig bleibt, verlässlich für mein Leben.

Das brauche ich, um neben Sorgen und Geschäftigkeit, 

die sich vor mir auftürmen wie eigene kleine Berge,

Platz zu haben für sorglose Moment, für fröhliche Tage, dafür, 

den Sommer zu genießen, das Leben, mein Leben, 

von dem jeder Tag nur einmal da ist.


Eine Art Stadt wäre gut, mit funkelnden Türmen,

mit einem Zimmer für jede Sorge und jeden Kummer,

wo ich die Lösungen und Antworten finden kann. 

Wo ich Schönheit sehen kann, 

selbst wenn ich gerade auf Ruinen des Lebens sehe oder stehe, 

wo mich dann die Sanftheit eines Gotteswortes berührt, 

seine Federleichtigkeit, seine Wärme und der Schimmer von Worten, 

die noch Licht in mir sehen. 

Eine Gottesstadt.

Mit einem Zimmer für die schönsten Momente und einem Zimmerchen mit Aussicht, 

wo sie mir gänzlich fehlt,

eine Sicht ohne Mauern und Grenzen - über die Horizonte.

Ein weiteres Zimmer mit Liebe und Mitgefühl,

 wenn niemand sie für mich hat und ich unbemerkt bleibe und ungeliebt, 

ein ganzes Zimmer voll mit dieser Liebe, reichlich zum mitnehmen, 

damit ich genug davon habe, wo es mir beinahe ausgeht, das Mitgefühl, bei so viel Not. 

Das wäre der Heilige Berg meiner Flucht aus der Welt, 

im Gott meiner Hoffnungen und meiner Verankerung.

Ein Ort, den ich suche und brauche in Zeiten, wo sich die Welten verschieben 

und sich um mich herum zweifelhafte Kräfte als das Höchste ausrufen. 

In Zeiten, wo ich nach Atem schöpfe von der Geschwindigkeit der Welt. 

In Zeiten, wo ich nach meinem Leben suche. 

Jesaja - ein Mann mitten im Chaos seiner Zeit - hätte mich verstanden. 

Es ging ihm nicht anders. 

Dass Gott dieser Berg ist, das ruft er in wirren Zeit in das Land hinaus. 

Das wäre sein Auftrag, hatte Gott gesagt. Lichtworte zu bringen..



„In einer Offenbarung empfing Jesaja, der Sohn von Amoz, 

folgende Botschaft über Juda und Jerusalem (und sagte sie laut, dass alle sie hörten):Es kommt eine Zeit, da wird der Berg, auf dem der Tempel des HERRN steht, unerschütterlich fest stehen (hört ihr?) und alle anderen Berge überragen. Alle Völker strömen zu ihm hin. (hört ihr?) Überall werden die Leute sagen: »Kommt, wir gehen auf den Berg des HERRN, zu dem Haus, in dem der Gott Jakobs wohnt! Er soll uns lehren, was recht ist; was er sagt, wollen wir tun!« Denn vom Zionsberg in Jerusalem wird der HERR sein Wort ausgehen lassen.(hört ihr das?: er wird!!) Er weist die Völker zurecht und schlichtet ihren Streit. Dann schmieden sie aus ihren Schwertern Pflugscharen und aus ihren Speerspitzen Winzermesser. (hört das!) Kein Volk wird mehr das andere angreifen und niemand lernt mehr das Kriegshandwerk.(Hört!!) Auf, ihr Nachkommen Jakobs, lasst uns in dem Licht leben, das vom HERRN ausgeht!

(Jes 2, 1-5 / gute Nachricht)


Es gibt ihn! Diesen Berg und den Ort der neuen Kraft. 

Hier wird alles verlernt, was das Leben verletzt und herabwürdigt, tötet und klein macht. 

Hier kann man gefahrlos laufen, alle, jede, jeder. Es ist ein Ort ohne Tod. 

Menschen können dort Rat suchen und Gerechtigkeit finden. 

Es ist ein Ort der neuen Kraft, der sie verändern wird. Wann wird das sein? 

Am Ende der Zeit, heißt es da: 

Es kommt eine Zeit, da wird der Berg, auf dem der Tempel des HERRN steht, 

unerschütterlich fest stehen.“ 

Doch genauer betrachtet, meint das hebräische Wort: „auf der Rückseite der Zeit“. 

Es ist ein Können-Modus, ein Möglichkeits-Film, ein Chancen-Ausblick 

der gleichen Zeit, in der wir leben. 

Keine „später - und wir wissen nicht wann - Verheißung“, 

sondern ein „Jetzt- schau Dich jetzt genauer um - Versprechen“… 

Es ist schon losgegangen, sagt die Bibel. 


„Lasst uns wandeln im Licht Gottes“, „Lasst uns in seinem Licht leben", 

meint, diese andere heilige Realität in den Blick zu nehmen, 

Gott als Berg der Kraft, heißt, seine verwandelnde Stärke zu hoffen und zu erahnen 

auf der Rückseite jedes einzelnen Tages. Erwarte viel! 

Hör nicht auf, zu erwarten. Geh los, dahin, wo die Erwartung ist. 

Bleibe nicht auf der Resignation sitzen. Kinder Gottes als Lichthervorgeher. 

Im Gehen, das Licht zu finden und es hineinzureißen in die Zeit. 

Und sich zu erinnern an umgeschmiedete Waffen und umgeschmiedete Worte, 

an umwandelbaren Hass und zurückgeschmiedete gute Werte von Vertrauen und Gutsein. 

Du darfst nicht aufhören, zu glauben, dass Rettendes in und hinter den Tagen verborgen ist. 

Stell Dir die Stadt Gottes als unsichtbare Haube über Deinen Tagen vor. 

Der Berg, auf den Du Dich verlassen kannst  nicht als Ferne, sondern als Nahes, 

hinter den Augenlidern und ein hinter jedem Wort liegendes Reich Gottes. 

Eine andere Zukunft, als ich und Du aus dem Blick auf unsere Zeit schließen würden, 

wo alles unverwandelbar und nicht umzuschmieden zu sein scheint. 


„Kommt, lass uns in Gottes Licht leben“ heißt, nicht zu warten, 

Gottes Weisungen von gütevollem Leben in die Welt pusten. 

Gewalttaten zurecht weisen. 

Selbst sicherer Raum zu werden für Menschen, die gebeutelt sind 

und diese verheißungsvolle Hinterseite der Tage noch nicht kennen. 

Und nicht aufzuhören damit, den inneren Berg des Kleinglaubens zu überwinden. 


„Lasst uns stattdessen wandeln im Licht Gottes“, sagt der Prophet; 

„Denn: man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, 

sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.

So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten!“, sagt Jesus.


Schwerter zu Pflugscharen schmieden  - den Text kennst Du. 

Viel Kluges hätte man dazu sagen können. 

Appelle, Zurechtweisungen, Verbalattacken, ein "auf eine Seite stellen",   

Vermeintliche Eindeutigkeiten.

Aber wusstest Du, dass ein Prophet das sagt? 

Und wie stärkend erscheint mir in Zeiten wie diesen solches prophetisches Reden! 

Das ist unsere Vision, sagt der Prophet. Sie hat schon begonnen. 

In Dir, Du Mensch voller Licht! Gott wird sein wie ein Berg für Dich. 

Zieh aus. Güte verbreiten. Amen. 



P.S. Während ich das schreibe war ich im Garten 

und musste eine schreckliche Giftplanze ausreißen, 

die mein ganzes Kräuterbeet überwuchert hatte. 

Und ich habe große Kräuterstauden zurückgeschnitten, 

damit sie neu ausschlagen und wenn es kälter wird 

den Insekten Zuflucht bieten werden. 

Das scheint mir passend zu sein für das Gehen im Licht. 

Bekämpfen, was das ganze Umfeld vergiftet. 

Und Orte schaffen, wo Zuflucht ist und Wärme. 

Nochmal Amen.


Und der Friede Gottes, der höher ist als unsre Vernunft, 

der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß 

und stärke unsre Liebe. Amen.


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