Predigt für die Bewohner*innen
eines Pflegeheims in Mansfeld
Am Ostersonntag habe ich einen Flamingo gesehen - in meinem Garten in Groß Ammensleben bei Magdeburg. Ich war mir ganz sicher. 100%ig. Meine Familie bekam nur Lachanfälle. Die glaubten mir nicht. Ein Flamingo. Naklar. Das war bestimmt nur ne Krähe. Aber ich wusste, was ich gesehen hatte, ganz tief über den Dach von Nachbars Schuppen: ein riesiger Vogel. Lange Beine. Langer Schnabel, nach unten hängend. Weite Flügel. Im Licht der untergehenden Sonne schimmert er irgendwie - ich fand es sah aus wie rosa. Ist doch klar, das kann nur ein Flamingo gewesen sein. Als alle noch lachen, rauscht es über unseren Köpfe. Zwei sind sie. Ihre Flüge sind weit. Atemberaubend weit. Helle Federn. Lange Beine, ein langer Hals. Mit sehr langsamen Schwingen fliegen sie über unseren Köpfen sehr dicht. Wir halten fast den Atem. Genau über uns sehen wir im Tiefflug … zwei Störche. Nagut. Kein Flamingo. Es waren Störche. Ihr weißes Gefieder hatte in der Sonne leicht rosa ausgesehen und die langen Zweige und Ästchen in ihren langen Schnäbeln wirkten wie ein nach unten gebogen Schnabel. Aber toll war das! Die Flügel so breit. 2 Meter, sagt man. (Wenn Du Deine Arme ausbreitest, dann hast Du eine Spannweiter, die Deiner Körpergröße entspricht.)
Die Störche flogen noch den ganzen Nachmittag sehr tief über unseren Köpfen mit lauter Gestrüpp im Schnabel hin und her. Am nächsten Tag ging ich in Flugrichtung, um sie zu suchen. In der Nachbargasse, kaum 200 m von meiner Hollywoodschaukel entfernt habe ich ihr Nest gefunden. Junge Störche, die Schnäbel kaum richtig rot. Oben auf einem Strommast hatten sie begonnen ein Nest zu bauen. Noch sah es nach nichts aus. Locker gelegte Stöcke kreuz und quer. Die Hälfte hing herunter, auch in die Stromleitungen. Was haben sich die beiden nur dabei gedacht! Kein besonders sicherer Grund. Immer wieder aber breiteten sie ihre weiten Flügel aus und flogen los, mehr Material holen. Ein mächtiges Gefühl ist das, wenn diese riesen Flügen genau über einem sind. Alle im Dorf freuen sich über dieses Storchenpaar. In den nächsten Tagen kommt dann die Feuerwehr und sie werden den Strom abstellen und dort oben einen großen Ring anbringen, damit die beiden ein sicheres Nest haben und nicht abstürzen. Viele Menschen helfen und packen mit an. Die beiden brauchen unsere Hilfe. Dann wird das Nest sicherer sein und sie können dort nisten.
Eines Tages werden auch unsere beiden Störche älter werden, dann werden sie es auch merken. Dass sie ihre breiten Schwingen nicht mehr so leicht in die Luft bekommen und manchmal etwas wackelig sind beim Fliegen und Landen. Menschen werden auch wackelig, wenn sie älter werden. Und egal wann in unserem Leben: wir brauchen alle einen guten Ort zum Leben. Ein zu Hause, in dem wir aufgehoben sind, ein gutes Nest. Das ist erst unser Elternhaus, dann unser erstes Eigenes, vielleicht ein Wohnheim, dann eine Wohnung, ein Haus, ein Wohnwagen oder ein Haus wie dieses hier, ein Ort, wo Menschen zusammen leben und Unterstützung finden.
Und ob jung oder alt, brauchen wir außerdem die Kraft, daran glauben zu können: dass Dinge gut werden. Dass Hilfe kommt. Dass wir etwas Bestimmtes schaffen werden. Dass wir nicht alleine sein werde. Dass wir keine Angst haben müssen. Dass das Leben schön sein kann und erfüllend. Die Kraft, das zu glauben, ist so oft einfach da. Manchmal sind es andere. Sie geben uns Kraft mit ihrer Fröhlichkeit und mit ihrer Liebe. Manchmal finden wir die Stärke in uns selbst, weil wir schon soviel geschafft haben. Manchmal merken wir gleich, dass Gott sie uns in Hände und Geist und Herzen gibt. Ich glaube daran: hinter allem diesem steckt Gott, der Kraftschenker. Auf viele Weise breitet er über uns Flügel, meterweit. Hält seine Hände darunter, wo wir Nester bauen und Geborgenheit brauchen. Unsichtbar macht er das.
Die Bibelschreiber haben es aufgeschrieben:
„Der Ewige, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt den Müden Kraft und Stärke genug den Ohnmächtigen. Junge werden müde und matt und viele Menschen straucheln und fallen; aber die auf Gott vertrauen, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“ (Jes 40)
Das dürft Ihr glauben!
Ich glaube nur was ich sehe, sagt damals Thomas, als Jesus auferstanden ist. Und Jesus antwortet, dass man auch mit dem Herzen sehen kann. Dass man gerade dann sieht wenn man glaubt. Nämlich: dass Gott bewahrt, mit mir baut. Mit mir umzieht, wohin ich auch gehe oder gehen muss. Mir Liebe und Stärke gibt: ob ich jung bin, mitten im Leben oder ob ich alt geworden bin. Dass er es ist, der mir Aufwind gibt für meine kleinen Lebensflügel jeden Tag. Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft
bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
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