In leere Händen ist mehr Platz für Gott
- Weihnachtspredigt -
So stehe ich sonst hier, bei Gott:
die Arme voll bis zum Anschlag.
Die Arme und die Augen,
den Bauch und das Herz
voll bis zum Anschlag.
Ein geschmückter Weihnachtsbaum daheim,
leuchtende Kerzen,
eine sich schiebende fröhliche Menschenmenge,
Weihnachtsmärkte mit Zuckerwatte
und klimpernden Karussells.
Konzerte in jedem Ort,
die Bänke voll,
Schulter an Schulter mit meinen Nachbarn.
Besuche.
Grüße.
Der Schwatz in dichter Zweisamkeit,
die vollgepresste Kirche
- manche müssen noch stehen.
Familientreffen.
Dicke Gänsebraten.
Volle Tische.
Geschenkberge.
Geldscheingeschenke als Blüte gefaltet.
Knisterndes Papier.
Von allem so viel
habe ich sonst,
die Hände voll,
wenn ich zu Weihnachten
hierher komme.
Doch stell dir vor,
das alles wäre einmal nicht da,
oder viel weniger davon.
Wie jetzt.
Und du kommst hierher
mit dem wenigen in der Hand,
das dieses Jahr möglich war.
Mehr Sehnsucht als Rausch.
Mit gefühlt leeren Händen und leerem Tank.
Viel weniger als das Viele sonst.
Mit wenig stehst du hier an der Krippe.
Wieviel mehr kann plötzlich
so ein kleines Licht sein!
So ein Stern!
Augen, die dich ansehen!
Die vertraute Musik,
die geblieben ist.
Und von diesem
kannst du reichlich
bekommen!
Reichlicher als sonst könnte Gott deine Hände füllen:
leere Stellen in dir,
Risse im Alltag,
das Weh in deinem Herzen.
Diesmal gibt es dafür:
Umarmungen von Gottes gutem Geist.
Diesmal für dich stattdessen:
Zuversicht wider die Angst und
Ausatmen gegen die Enge.
Ein „Stattdessen"das dich dennoch satt macht
- auch ohne das viele.
Und diesmal,
wo deine Hände leerer waren als sonst,
merkst du es!
Dieser Gott kommt echt in die Welt!
Diesmal merkst du es tatsächlich:
hier im Herzen,
hier in deiner Seele,
hier in deiner Kraft.
Am dem Weihnachten
wo du nur mit Wenigem kamst
gehst du mit einem Mehr von Gott. Amen
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