Montag, 6. Januar 2020

Gott singt ein Lied



Ich singe heute ein Lied auf die Verschlafenen. Auf die, die keine Kraft hatten aus dem Bett aufzustehen, weil eine dicke graue Wolke auf den Schultern sie niederdrückte. Ich singe ein Lied auf die, die sich heute früh schon zwei blaue Flecke gestoßen haben und den kleinen Zeh verknackst, weil sie einfach immer ungeschickt sind. Ich singe ein Lied auf die, die sich lange schon nicht mehr im Spiegel ansehen mögen, auf die, die seit 101 Tagen von niemanden umarmt wurden. Ich singe auf die, die niemanden in eine tolle Wohnung mit angesagter Deko einladen können. Ich singe ein Lied auf die Versager und Verzager, auf die Letzten. Auf die, die gar nicht erst ihren Mund auftun, weil ihre Stimmt zu leise wäre und ihre Fragen zu unbedeutend. Ich singe auf die, die keine verliebten Bilder im Status haben, weil es keine Liebe gibt. Auf die, die morgens ihre dünnen Haare legen mit niedergeschlagenen Augen, weil sie selbst sich nie schön fanden. Ich singe ein Lied auf die Unbegabten und Tolpatsche. Auf die Ungeduldigen und Halbherzigen. Auf die Nicht-Trendsetter, die, die offline sind, auf die Schnulzenliebhaber und die es nie schaffen lieb geduldig zu sein. Ein Lied auf die immer wieder Unglücklichen und ständig Ungelobten. Auf die, die niemals die perfekte Mutter oder der perfekte Sohn sind. Auf die, die nicht glauben können oder lieben, die nicht tanzen können und einfach nie ganz gesund werden. Auf die schwer Beschädigten und die Unverständigen. Ich, Gott, singe ein Lied auf DICH, die du niemals weißt, wie sich 100 % anfühlen. Warum? Weil es so einfach ist, gut zu sein, wenn man gut ist. Weil es so leicht ist, schön zu sein, wenn man schön ist. Weil es so beruhigend ist, zu glauben, wenn man nie zweifelt. Weil du aber dennoch in aller deiner Zerbrechlichkeit so stark bist und mutig, zusagen: Ich glaube. Hilf meinem Unglauben. 


Die Jahreslosung für das Jahr 2020: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ (Markus 9,24) möge dich in aller Zerbrechlichkeit durch das neue Jahr tragen.




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