Sonntag, 15. Juli 2018

Gottesdienst am 7. Sonntag nach Trinitatis
auf der Cyriaksruine

Trotzdem! - Predigt zu Phillipper 2,1-4

Lektor (aus den "Off"):
Ist nun bei euch Ermahnung in Christus,
ist Trost der Liebe,
ist Gemeinschaft des Geistes,
ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit,
so macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid,
gleiche Liebe habt,
einmütig und einträchtig seid.
Tut nichts aus Eigennutz
oder um eitler Ehre willen,
sondern in Demut
achte einer den andern höher als sich selbst,
und ein jeder sehe nicht
auf das Seine,
sondern auch auf das,
was dem andern dient.
Predigerin:
Fünf Brote
Zwei Fische
5000 Leute.
Da würde ich erstmal beten.
Fünf Brote
Zwei Fische
5000 Leute.
Trotzdem!
Trotzdem hat er sie eingeladen.
Trotzdem wurden sie satt.
Wie im Psalm ist das:
„Du deckst mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde
und schenkst mir voll ein.“
Gott kann einen Tisch decken mit Nichts,
sagt der Psalm,
er deckt den Tisch im Angesicht von lauter Unmöglichkeiten, im Blick darauf, dass nichts mehr geht.
Trotzdem!
Lektor:
Trotzdem! Ist nun bei euch Ermahnung in Christus,
Trotzdem ist Trost der Liebe,
ist Gemeinschaft des Geistes,
ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit.
Predigerin:
Einer deckt den Tisch.
Er heißt Michel,
Michel aus Lönneberga.
Er ist ein ganz kleiner Junge
und kommt vom Katthult-Hof.
In Lönneberga gibt es ein Armenhaus.
Es ist grauenvoll, dort leben zu müssen,
aber ein besserer Ort als auf der Straße,
vor allem im Winter.
Lauter sehr arme alte Leute wohnen dort.
Die Menschen aus Lönneberga bringen ihnen Gaben vorbei.
Auch Michel.
Kurz vor Weihnachten bringt er einen riesigen Korb mit guten Würsten in das Armenhaus.
Doch die kommen nie bei den armen Alten an.
Die Wärterin des Hauses, die Kommandora,
isst sie alleine auf.
Michael ist empört über diese Ungerechtigkeit.
Und da deckt dieser winzig kleine Junge den Tisch
für die ganzen alten Menschen aus dem Armenhaus.
Bei sich zu Hause.
Er deckt den Tisch mit dem Besten, was die Speisekammer der Eltern zu bieten hat. Die ist voll bis obenhin - für die eigene Familie, die noch zu Besuch kommen will.
„Die sind schon so dick, die brauchen kein Essen mehr,
es ist besser, wenn solche Leute zu Essen bekommen,
die wirklich Hunger leiden!“, sagt er.
Die Alten tun ihm leid.
Und die Alten essen und schlingen, sie prassen nach Herzenslust. Sie singen und tanzen. 
Sie sind glücklich für diese eine Nacht.
Einer von ihnen steht auf,
ein alter wackliger weißhaariger Mann
und sagt laut mit Tränen in den Augen:
„Seht.
Da ist Glückseligkeit und Freude ohne Grenzen,
wir danken dir, o Herr!“
Am Ende des Tages sagen die Armen:
„Jetzt haben wir den Speisen den Garaus gemacht!“.
Von da an nannte man dieses Ereignis
„Das große Garausmachen“.
Die armen Alten waren so vollgefuttert, dass Alfred, der Knecht, den großen Holzschlitten nehmen musste und sie alle zusammen unter großem Gejohle den Berg hinab fuhr nach Hause.
Und obwohl Michel Ärger bekommen würde und obwohl er viel zu klein war, um das alles zu machen, hat er es getan.
Trotzdem!
Lektor:
macht, dass ihr TROTZDEM eines Sinnes seid,
gleiche Liebe habt,
einmütig und einträchtig seid.
Tut nichts aus Eigennutz
oder um eitler Ehre willen,
sondern in Demut
achte einer den andern höher als sich selbst,
und ein jeder sehe nicht
auf das Seine,
sondern auch auf das,
was dem andern dient. Trotzdem!
Predigerin:
Viele decken den Tisch,
öffnen ihr Herz:
Ein kleines Dorf
in den französischen Voralpen.
3000 Einwohner.
Sie alle zusammen versteckten 1500 jüdische Menschen.
Kein einziger wird verraten.
Keiner stirbt.
3000 Einwohner.
1500 jüdische Menschen.
Die Gemeinde-Sekretärin Jeanne Barnier, 25 Jahre alt,
stellt 1000 falsche Ausweise aus,
170 km entfernt von Lyon und dem SS-Gefängnis,
das ihr gedroht hätte.
Sie ist nur Eine von Vielen in diesem Dorf.
Sie bekam vom jüdischen Volk den Titel:
“Gerechte unter den Völkern“
verliehen.
Der Ort, in dem dies vor 75 Jahren passierte, heißt:
Dieulefit.
Übersetzt heißt er: „Gott hat es gemacht.“ Dieu lé fit.
Was hätte den Menschen aus Dieulefit passieren können.
Was haben sie riskiert. Auf was haben sie alles verzichtet.
Sie taten es trotzdem!
Lektor:
In aller Ermahnung in Christus,
im Trost der Liebe,
in der Gemeinschaft des Geistes,
in der herzlichen Liebe
und in der Barmherzigkeit.
ist viel „Trotzdem.“
Predigerin:
Ich kennen so viele, die etwas trotzdem tun:
Eine Freundin mit transplantierter Lunge:
sie spielt trotzdem Trompete!
Ich kenne eine, die hätten die Klavierlehrer sicher beinahe
weggeschickt - viel zu zarte Hände. Und nun zaubert sie Musik die das Herz berührt - einfach trotzdem.
Ich kenne ein kleines Mädchen in meiner Gemeinde,
die kann kaum sprechen und laufen
und trotzdem hat sie neulich vorne in der Kirche
das Vaterunser für uns alle gesproch.
Ich kenne eine Gemeinde, die hat ganz irrwitzig eine Orgel gebaut in einer Größenordnung und Schönheit, die viele für unmöglich hielten. Sie habens einfach trotzdem gemacht.
Ich kennen hier kleine Gemeinden, die nun eine große Gemeinde sein sollen und das wird nicht einfach, aber sie versuchen es beherzt - trotzdem.
Und vielleicht gab es manchen, der heute gar nicht herkommen wollte oder dem beinahe die Kraft nicht reichte heute und kam trotzdem.
Ich glaube
in diesen "Trotzdem´s"
steckt ganz viel von Gott.
Lektor:
In aller Ermahnung in Christus,
im Trost der Liebe,
in der Gemeinschaft des Geistes,
in der herzlichen Liebe
und in der Barmherzigkeit.
ist viel „Trotzdem.“
Predigerin:
Trotzdem
und bei allem
was ihr sonst erlebt,
was euch entmutigt,
frustriert,
Angst macht,
müde macht,
wütend macht,
und auch wenn ihr
keine Möglichkeit mehr seht,
eine Wende für undenkbar haltet,
keinen winzigen Schein mehr in der Tür seht,
wenn ihr Härte erlebt und Gleichgültigkeit:
Habt trotzdem Liebe und Trost und Gemeinschaft!
Sie sind das Haus,
in dem ihr bleiben könnt immerdar.
Wo Gott Tische deckt,
mit
dem was Gemeinschaft stärkt und
mit dem was Mut macht
- kopfschüttelnd tut Gott dies vielleicht
und manchmal auch traurig
über all die Unordnung
auf der Welt
die er aushalten muss.
Habt Liebe und Trost und Gemeinschaft!
Vielleicht auch ein wenig Verwegenheit und Trotz.
Sie sind das Haus,
in dem ihr bleiben könnt immerdar.
Wo Gott ist,
der immer wieder blecheweise Kuchen
in den Ofen stecken würde
und alle Tassen suchen, die er hat
und schonmal die Sahne schlagen,
selbst, wenn alle gerade den größten Streit
der Weltgeschichte vom Zaun brechen würden.
Damit, die bei ihm an einem Tisch sitzen
- im Angesicht aller Dinge, die sie für unmöglich halten -
auch am Tisch sitzen im Angesicht
all der anderen.
An einem Tisch behält man einander im Blick. 
An diesem guten Tisch gesättigt zu werden: bei Gott,
mit Kraft für Leib und Seele und für das nächste Trotzdem,
ist das eine.
Das andere ist,
selber Tische zu decken,
sehen was dem anderen dient.
Einer hat es vorgemacht
5000 Leute und mehr gespeist
mit fast nichts.
Darum auch ihr:
deckt Tische
öffnet die Herzen,
sodass Menschen in ihrem Leben sagen können:
„Seht da ist Glückseligkeit und Freude ohne Grenzen,
wir danken dir o Herr!“ - das hat Gott gemacht.
Lasst euch empören von Ungerechtigkeit.
Versucht das Unmögliche,
steckt einen Kuchen in den Ofen und sucht alle Tassen,
gerade wenn es kracht.
Werdet Gerechte!
Trotzdem. Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsre Vernunft, der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß und stärke unsre Liebe.
(Gott und der Apfelkuchen von Susanne Niemeyer sind in dieser Predigt zu Gast.)


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